Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Buch. I. Theil. I. Titel II. Abschnitt.
abhängen. Derjenige, dem der Staat die Be-
setzung eines Amtes anvertraut hat, handelt
rechtswidrig, wenn er durch andere Gründe
sich zu der Ertheilung desselben bestimmt; und
der Candidat, der es durch andere Mittel als
durch sein Verdienst zu erlangen sucht, belei-
digt ebenfalls den Staat und zwar die anord-
nende Gewalt
desselben, als welche die Errich-
tung und Besetzung der Aemter zu ihrem Ge-
genstande hat. Daher das Verbrechen des
Ambitus, welches in der rechtswidrigen Bewer-
bung um ein Amt oder der Zusicherung dessel-
ben aus eigennütziger Absicht
besteht *). Es kann
begangen werden 1) durch zweyseitiges Ver-
schulden von Seiten des Bewerbers und des Er-
theilers
, welches bey der Bestechung des Amts-
ertheilers von dem Bewerber geschieht, 2) durch
einseitige Schuld des Bewerbers, wenn er durch

Zwang
*) Der Contractus suffragii, über welchen die L. un. C.
de suffragio
nachzusehen ist, ist heut zu Tag ganz un-
gültig, in so ferne er die Erlangung eines offentlichen
Amtes
zum Zweck hat. Blos in soweit ist er noch
gültig, als er die Empfehlung andrer Angelegen-
heiten des Contrahenten bey dem Oberherrn be-
zweckt. Daranf ist der contractus suffragii durch die
Nov. 8. u 161. beschränkt. Wer den Contractus
suffragii
zur Erlangung eines Scaatsamts schliesst, ist
des ambitus schuldig Es kann aber hier nur der
Gebende darunter begriffen seyn. Der Empfehlende
ist des Ambitus nicht schuldig Denn nur von einem
Ertbeiler des Amtes und dem Candidaten kann dieses
Verbrechen begangen werden. -- Ueber den Con-
tractus suffragii überhaupt: B. Reisig Diss. de con-
tractu suffragii
ad [L. un] C. de suffragio. Gött. 1737.
u. Weber von der natürlichen Verbindlichkeit. §. 67.
Anm. 6. S. 259 ff.

II. Buch. I. Theil. I. Titel II. Abſchnitt.
abhängen. Derjenige, dem der Staat die Be-
ſetzung eines Amtes anvertraut hat, handelt
rechtswidrig, wenn er durch andere Gründe
ſich zu der Ertheilung deſſelben beſtimmt; und
der Candidat, der es durch andere Mittel als
durch ſein Verdienſt zu erlangen ſucht, belei-
digt ebenfalls den Staat und zwar die anord-
nende Gewalt
deſſelben, als welche die Errich-
tung und Beſetzung der Aemter zu ihrem Ge-
genſtande hat. Daher das Verbrechen des
Ambitus, welches in der rechtswidrigen Bewer-
bung um ein Amt oder der Zuſicherung deſſel-
ben aus eigennütziger Abſicht
beſteht *). Es kann
begangen werden 1) durch zweyſeitiges Ver-
ſchulden von Seiten des Bewerbers und des Er-
theilers
, welches bey der Beſtechung des Amts-
ertheilers von dem Bewerber geſchieht, 2) durch
einſeitige Schuld des Bewerbers, wenn er durch

Zwang
*) Der Contractus ſuffragii, über welchen die L. un. C.
de ſuffragio
nachzuſehen iſt, iſt heut zu Tag ganz un-
gültig, in ſo ferne er die Erlangung eines offentlichen
Amtes
zum Zweck hat. Blos in ſoweit iſt er noch
gültig, als er die Empfehlung andrer Angelegen-
heiten des Contrahenten bey dem Oberherrn be-
zweckt. Daranf iſt der contractus ſuffragii durch die
Nov. 8. u 161. beſchränkt. Wer den Contractus
ſuffragii
zur Erlangung eines Scaatsamts ſchlieſst, iſt
des ambitus ſchuldig Es kann aber hier nur der
Gebende darunter begriffen ſeyn. Der Empfehlende
iſt des Ambitus nicht ſchuldig Denn nur von einem
Ertbeiler des Amtes und dem Candidaten kann dieſes
Verbrechen begangen werden. — Ueber den Con-
tractus ſuffragii überhaupt: B. Reiſig Diſſ. de con-
tractu ſuffragii
ad [L. un] C. de ſuffragio. Gött. 1737.
u. Weber von der natürlichen Verbindlichkeit. §. 67.
Anm. 6. S. 259 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0196" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. I. Titel II. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
abhängen. Derjenige, dem der Staat die Be-<lb/>
&#x017F;etzung eines Amtes anvertraut hat, handelt<lb/>
rechtswidrig, wenn er durch andere Gründe<lb/>
&#x017F;ich zu der Ertheilung de&#x017F;&#x017F;elben be&#x017F;timmt; und<lb/>
der Candidat, der es durch andere Mittel als<lb/>
durch &#x017F;ein Verdien&#x017F;t zu erlangen &#x017F;ucht, belei-<lb/>
digt ebenfalls den Staat und zwar die <hi rendition="#i">anord-<lb/>
nende Gewalt</hi> de&#x017F;&#x017F;elben, als welche die Errich-<lb/>
tung und Be&#x017F;etzung der Aemter zu ihrem Ge-<lb/>
gen&#x017F;tande hat. Daher das Verbrechen des<lb/><hi rendition="#g">Ambitus</hi>, <hi rendition="#i">welches in der rechtswidrigen Bewer-<lb/>
bung um ein Amt oder der Zu&#x017F;icherung de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben aus eigennütziger Ab&#x017F;icht</hi> be&#x017F;teht <note place="foot" n="*)">Der <hi rendition="#i">Contractus &#x017F;uffragii</hi>, über welchen die L. <hi rendition="#i">un. C.<lb/>
de &#x017F;uffragio</hi> nachzu&#x017F;ehen i&#x017F;t, i&#x017F;t heut zu Tag ganz un-<lb/>
gültig, in &#x017F;o ferne er die Erlangung eines <hi rendition="#i">offentlichen<lb/>
Amtes</hi> zum Zweck hat. Blos in &#x017F;oweit i&#x017F;t er noch<lb/>
gültig, als er die Empfehlung andrer Angelegen-<lb/>
heiten des Contrahenten bey dem Oberherrn be-<lb/>
zweckt. Daranf i&#x017F;t der <hi rendition="#i">contractus &#x017F;uffragii</hi> durch die<lb/><hi rendition="#i">Nov</hi>. 8. u 161. be&#x017F;chränkt. Wer den <hi rendition="#i">Contractus<lb/>
&#x017F;uffragii</hi> zur Erlangung eines <hi rendition="#i">Scaatsamts</hi> &#x017F;chlie&#x017F;st, i&#x017F;t<lb/>
des <hi rendition="#i">ambitus</hi> &#x017F;chuldig Es kann aber hier nur der<lb/><hi rendition="#i">Gebende</hi> darunter begriffen &#x017F;eyn. Der Empfehlende<lb/>
i&#x017F;t des <hi rendition="#i">Ambitus</hi> nicht &#x017F;chuldig Denn nur von einem<lb/><hi rendition="#i">Ertbeiler</hi> des Amtes und dem <hi rendition="#i">Candidaten</hi> kann die&#x017F;es<lb/>
Verbrechen begangen werden. &#x2014; Ueber den Con-<lb/>
tractus &#x017F;uffragii überhaupt: B. <hi rendition="#g">Rei&#x017F;ig</hi> <hi rendition="#i">Di&#x017F;&#x017F;. de con-<lb/>
tractu &#x017F;uffragii</hi> ad <hi rendition="#i"><supplied>L. un</supplied> C. de &#x017F;uffragio</hi>. Gött. 1737.<lb/>
u. <hi rendition="#g">Weber</hi> <hi rendition="#i">von der natürlichen Verbindlichkeit</hi>. §. 67.<lb/><hi rendition="#i">Anm</hi>. 6. S. 259 ff.</note>. Es kann<lb/>
begangen werden 1) durch zwey&#x017F;eitiges Ver-<lb/>
&#x017F;chulden von Seiten des <hi rendition="#i">Bewerbers</hi> und des <hi rendition="#i">Er-<lb/>
theilers</hi>, welches bey der Be&#x017F;techung des Amts-<lb/>
ertheilers von dem Bewerber ge&#x017F;chieht, 2) durch<lb/>
ein&#x017F;eitige Schuld des <hi rendition="#i">Bewerbers</hi>, wenn er durch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zwang</fw><lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0196] II. Buch. I. Theil. I. Titel II. Abſchnitt. abhängen. Derjenige, dem der Staat die Be- ſetzung eines Amtes anvertraut hat, handelt rechtswidrig, wenn er durch andere Gründe ſich zu der Ertheilung deſſelben beſtimmt; und der Candidat, der es durch andere Mittel als durch ſein Verdienſt zu erlangen ſucht, belei- digt ebenfalls den Staat und zwar die anord- nende Gewalt deſſelben, als welche die Errich- tung und Beſetzung der Aemter zu ihrem Ge- genſtande hat. Daher das Verbrechen des Ambitus, welches in der rechtswidrigen Bewer- bung um ein Amt oder der Zuſicherung deſſel- ben aus eigennütziger Abſicht beſteht *). Es kann begangen werden 1) durch zweyſeitiges Ver- ſchulden von Seiten des Bewerbers und des Er- theilers, welches bey der Beſtechung des Amts- ertheilers von dem Bewerber geſchieht, 2) durch einſeitige Schuld des Bewerbers, wenn er durch Zwang *) Der Contractus ſuffragii, über welchen die L. un. C. de ſuffragio nachzuſehen iſt, iſt heut zu Tag ganz un- gültig, in ſo ferne er die Erlangung eines offentlichen Amtes zum Zweck hat. Blos in ſoweit iſt er noch gültig, als er die Empfehlung andrer Angelegen- heiten des Contrahenten bey dem Oberherrn be- zweckt. Daranf iſt der contractus ſuffragii durch die Nov. 8. u 161. beſchränkt. Wer den Contractus ſuffragii zur Erlangung eines Scaatsamts ſchlieſst, iſt des ambitus ſchuldig Es kann aber hier nur der Gebende darunter begriffen ſeyn. Der Empfehlende iſt des Ambitus nicht ſchuldig Denn nur von einem Ertbeiler des Amtes und dem Candidaten kann dieſes Verbrechen begangen werden. — Ueber den Con- tractus ſuffragii überhaupt: B. Reiſig Diſſ. de con- tractu ſuffragii ad L. un C. de ſuffragio. Gött. 1737. u. Weber von der natürlichen Verbindlichkeit. §. 67. Anm. 6. S. 259 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/196
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/196>, abgerufen am 25.11.2024.