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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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V. d. Strafen überhaupt u. ihrer Eintheil.
tenz des peinlichen Richters *). Aber nach
deutschem Partikularrecht kann auch der Civil-
richter gewisse geringere Verbrechen bestrafen
und Strafen von geringerem Präjudiz zuer-
kennen. Diese Strafen, auf welche auch ein
bürgerlicher Richter sprechen kann, heissen
Civil-Strafen (p. civiles); Strafen hingegen, auf
welche blos der Criminalrichter erkennen darf,
Criminal-Strafen (p. criminales) **). Welche
einzelne Strafen jede dieser Gattungen begreife,
kann keine allgemeine Regel bestimmen ***).

Poena capitalis -- non capitalis. -- -- Poena commu-
nis -- propria. -- -- Poena ecclesiostica -- saecularis.


Zwey-
*) Robert, der dieses läugnet und alles verwirrt, wird
von Koch gründlich widerlegt, S. Robert
und Koch über Civil- und Criminalstrafen- und
Verbrechen.
**) Von dem Begriff: poena criminalis -- civilis im
Sinne des gemeinen Rechts.
***) Ganz vergeblich ist die Bemühung der Crimi-
nalisten, im Allgemeinen mit Genanigkeit zu bestim-
men, welche Strafen und Verbrechen zu den Cri-
minalstrafen und Verbrechen gehören. Die grosse
Verschiedenheit der Particulargesetze und Gewohn-
heiten über diesen Gegenstand lässt keine allge-
meine Regel zu. Man vergleiche nur einmal mit
einander das bekannte Responsum der Leipziger
Schöppen
bey Carpzov Q. 109. Nr. 22. und
Malblanc conspectus rei judiciariac R. G. §. 96.
Not. f. mit der Braunschweig-Lüneburgischen Verord-
nung und der Coburgischen Constitution, bey Schot-
telius
de singularibus et antiq. in Germ. jur. Cap.
VII. §. 9. u. 10. -- Kein Wunder also, wenn die
Rechtslebrer selbst so sehr von einander abweichen
und im Grunde doch jeder Recht hat. Vergleiche
Boeh-

V. d. Strafen überhaupt u. ihrer Eintheil.
tenz des peinlichen Richters *). Aber nach
deutſchem Partikularrecht kann auch der Civil-
richter gewiſſe geringere Verbrechen beſtrafen
und Strafen von geringerem Präjudiz zuer-
kennen. Dieſe Strafen, auf welche auch ein
bürgerlicher Richter ſprechen kann, heiſsen
Civil-Strafen (p. civiles); Strafen hingegen, auf
welche blos der Criminalrichter erkennen darf,
Criminal-Strafen (p. criminales) **). Welche
einzelne Strafen jede dieſer Gattungen begreife,
kann keine allgemeine Regel beſtimmen ***).

Poena capitalis — non capitalis. — — Poena commu-
nis — propria. — — Poena eccleſioſtica — ſaecularis.


Zwey-
*) Robert, der dieſes läugnet und alles verwirrt, wird
von Koch gründlich widerlegt, S. Robert
und Koch über Civil- und Criminalſtrafen- und
Verbrechen.
**) Von dem Begriff: poena criminalis — civilis im
Sinne des gemeinen Rechts.
***) Ganz vergeblich iſt die Bemühung der Crimi-
naliſten, im Allgemeinen mit Genanigkeit zu beſtim-
men, welche Strafen und Verbrechen zu den Cri-
minalſtrafen und Verbrechen gehören. Die groſse
Verſchiedenheit der Particulargeſetze und Gewohn-
heiten über dieſen Gegenſtand läſst keine allge-
meine Regel zu. Man vergleiche nur einmal mit
einander das bekannte Reſponſum der Leipziger
Schöppen
bey Carpzov Q. 109. Nr. 22. und
Malblanc conſpectus rei judiciariac R. G. §. 96.
Not. f. mit der Braunſchweig-Lüneburgiſchen Verord-
nung und der Coburgiſchen Conſtitution, bey Schot-
telius
de ſingularibus et antiq. in Germ. jur. Cap.
VII. §. 9. u. 10. — Kein Wunder alſo, wenn die
Rechtslebrer ſelbſt ſo ſehr von einander abweichen
und im Grunde doch jeder Recht hat. Vergleiche
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[123/0151] V. d. Strafen überhaupt u. ihrer Eintheil. tenz des peinlichen Richters *). Aber nach deutſchem Partikularrecht kann auch der Civil- richter gewiſſe geringere Verbrechen beſtrafen und Strafen von geringerem Präjudiz zuer- kennen. Dieſe Strafen, auf welche auch ein bürgerlicher Richter ſprechen kann, heiſsen Civil-Strafen (p. civiles); Strafen hingegen, auf welche blos der Criminalrichter erkennen darf, Criminal-Strafen (p. criminales) **). Welche einzelne Strafen jede dieſer Gattungen begreife, kann keine allgemeine Regel beſtimmen ***). Poena capitalis — non capitalis. — — Poena commu- nis — propria. — — Poena eccleſioſtica — ſaecularis. Zwey- *) Robert, der dieſes läugnet und alles verwirrt, wird von Koch gründlich widerlegt, S. Robert und Koch über Civil- und Criminalſtrafen- und Verbrechen. **) Von dem Begriff: poena criminalis — civilis im Sinne des gemeinen Rechts. ***) Ganz vergeblich iſt die Bemühung der Crimi- naliſten, im Allgemeinen mit Genanigkeit zu beſtim- men, welche Strafen und Verbrechen zu den Cri- minalſtrafen und Verbrechen gehören. Die groſse Verſchiedenheit der Particulargeſetze und Gewohn- heiten über dieſen Gegenſtand läſst keine allge- meine Regel zu. Man vergleiche nur einmal mit einander das bekannte Reſponſum der Leipziger Schöppen bey Carpzov Q. 109. Nr. 22. und Malblanc conſpectus rei judiciariac R. G. §. 96. Not. f. mit der Braunſchweig-Lüneburgiſchen Verord- nung und der Coburgiſchen Conſtitution, bey Schot- telius de ſingularibus et antiq. in Germ. jur. Cap. VII. §. 9. u. 10. — Kein Wunder alſo, wenn die Rechtslebrer ſelbſt ſo ſehr von einander abweichen und im Grunde doch jeder Recht hat. Vergleiche Boeh-

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/151>, abgerufen am 30.11.2024.