bewahrt würden."*) Gott gab Mose nach Philo Macht über die ganze Natur. Jedes der Elemente gehorchte ihm als dem Herrn der Natur.**) Israels Bedürfniß ist das all- mächtige Weltgesetz, Israels Nothdurft das Schicksal der Welt. Jehovah ist das Bewußtsein Israels von der Heilig- keit und Nothwendigkeit seiner Existenz -- eine Nothwendig- keit, vor welcher das Sein der Natur, das Sein anderer Völ- ker in Nichts verschwindet -- Jehovah die Salus populi, das Heil Israels, dem Alles was im Wege steht aufgeopfert wer- den muß, Jehovah das ausschließliche, monarchische Selbstge- fühl, das vernichtende Zornfeuer in dem racheglühenden Auge des vertilgungssüchtigen Israels, kurz, Jehovah das Ich Israels, das sich als der Endzweck und Herr der Natur Gegenstand ist. So feiert also der Israelite in der Macht der Natur die Macht Jehovahs und in der Macht Jehovahs die Macht des eignen Selbstbewußtseins. "Gelobt sei Gott! Ist Hülfsgott uns, ein Gott zu unserm Heil." "Jehovah Gott ist meine Kraft." "Gott selbst des Helden (Josua) Wort gehorchte, denn Er, Jehovah selbst stritt mit vor Israel." "Jehovah ist Kriegsgott."***)
Wenn sich gleich im Verlaufe der Zeit der Begriff des Jehovah in einzelnen Köpfen erweiterte und seine Liebe, wie von dem Verfasser des Buchs Jona, auf die Menschen über- haupt ausgedehnt wurde, so gehört dieß doch nicht zur wesent- lichen Charakteristik der israelitischen Religion. Der Gott der Väter, an den sich die theuersten Erinnerungen knüpfen, der
*) Weisheit, 19, 6.
**) S. Gfrörer's Philo.
***) Nach Herder.
bewahrt würden.“*) Gott gab Moſe nach Philo Macht über die ganze Natur. Jedes der Elemente gehorchte ihm als dem Herrn der Natur.**) Iſraels Bedürfniß iſt das all- mächtige Weltgeſetz, Iſraels Nothdurft das Schickſal der Welt. Jehovah iſt das Bewußtſein Iſraels von der Heilig- keit und Nothwendigkeit ſeiner Exiſtenz — eine Nothwendig- keit, vor welcher das Sein der Natur, das Sein anderer Völ- ker in Nichts verſchwindet — Jehovah die Salus populi, das Heil Iſraels, dem Alles was im Wege ſteht aufgeopfert wer- den muß, Jehovah das ausſchließliche, monarchiſche Selbſtge- fühl, das vernichtende Zornfeuer in dem racheglühenden Auge des vertilgungsſüchtigen Iſraels, kurz, Jehovah das Ich Iſraels, das ſich als der Endzweck und Herr der Natur Gegenſtand iſt. So feiert alſo der Iſraelite in der Macht der Natur die Macht Jehovahs und in der Macht Jehovahs die Macht des eignen Selbſtbewußtſeins. „Gelobt ſei Gott! Iſt Hülfsgott uns, ein Gott zu unſerm Heil.“ „Jehovah Gott iſt meine Kraft.“ „Gott ſelbſt des Helden (Joſua) Wort gehorchte, denn Er, Jehovah ſelbſt ſtritt mit vor Iſrael.“ „Jehovah iſt Kriegsgott.“***)
Wenn ſich gleich im Verlaufe der Zeit der Begriff des Jehovah in einzelnen Köpfen erweiterte und ſeine Liebe, wie von dem Verfaſſer des Buchs Jona, auf die Menſchen über- haupt ausgedehnt wurde, ſo gehört dieß doch nicht zur weſent- lichen Charakteriſtik der iſraelitiſchen Religion. Der Gott der Väter, an den ſich die theuerſten Erinnerungen knüpfen, der
*) Weisheit, 19, 6.
**) S. Gfrörer’s Philo.
***) Nach Herder.
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bewahrt würden.“ *) Gott gab Moſe nach Philo Macht
über die ganze Natur. Jedes der Elemente gehorchte ihm als
dem Herrn der Natur. **) Iſraels Bedürfniß iſt das all-
mächtige Weltgeſetz, Iſraels Nothdurft das Schickſal der
Welt. Jehovah iſt das Bewußtſein Iſraels von der Heilig-
keit und Nothwendigkeit ſeiner Exiſtenz — eine Nothwendig-
keit, vor welcher das Sein der Natur, das Sein anderer Völ-
ker in Nichts verſchwindet — Jehovah die Salus populi, das
Heil Iſraels, dem Alles was im Wege ſteht aufgeopfert wer-
den muß, Jehovah das ausſchließliche, monarchiſche Selbſtge-
fühl, das vernichtende Zornfeuer in dem racheglühenden Auge
des vertilgungsſüchtigen Iſraels, kurz, Jehovah das Ich Iſraels,
das ſich als der Endzweck und Herr der Natur Gegenſtand iſt.
So feiert alſo der Iſraelite in der Macht der Natur die Macht
Jehovahs und in der Macht Jehovahs die Macht des eignen
Selbſtbewußtſeins. „Gelobt ſei Gott! Iſt Hülfsgott uns,
ein Gott zu unſerm Heil.“ „Jehovah Gott iſt meine
Kraft.“ „Gott ſelbſt des Helden (Joſua) Wort gehorchte,
denn Er, Jehovah ſelbſt ſtritt mit vor Iſrael.“ „Jehovah iſt
Kriegsgott.“ ***)
Wenn ſich gleich im Verlaufe der Zeit der Begriff des
Jehovah in einzelnen Köpfen erweiterte und ſeine Liebe, wie
von dem Verfaſſer des Buchs Jona, auf die Menſchen über-
haupt ausgedehnt wurde, ſo gehört dieß doch nicht zur weſent-
lichen Charakteriſtik der iſraelitiſchen Religion. Der Gott der
Väter, an den ſich die theuerſten Erinnerungen knüpfen, der
*) Weisheit, 19, 6.
**) S. Gfrörer’s Philo.
***) Nach Herder.
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Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_christentum_1841/171>, abgerufen am 04.12.2024.
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