Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

forschen, durch Bildung seines Geistes und Her-
zens nach den Resultaten dieses Nachdenkens; oder
durch die Gesellschaft, -- welches sodann nicht
die größere, bürgerliche (denn eben in dieser fand
jener isolirte Zustand Platz) sondern nur eine klei-
nere, abgesonderte Gesellschaft seyn kann.

In dem ersteren Falle nimmt unsre Ansicht,
da sie auf dem Wege des Nachdenkens entstanden
ist, die Form des Nachdenkens an; es wird
argumentirt, dialektisirt, demonstrirt, Schlüsse wider-
legt und begründet. -- Nichts verhindert, daß
man in dieser Form es auf den Dächern pre-
dige, wenn man sonst will, es abschreibe, es ab-
drucken lasse u. dergl.

So ist es, um das erläuternde Beispiel aus
der That zu nehmen, wohl möglich, daß ich in
diesen meinen Briefen an Dich, den Profanen,
den innersten Geist aller möglichen Mysterien nach
meinem besten Wissen und meinen Kräften dar-
zustellen versucht, und in keinem Stücke zurück
und an mich gehalten habe, indem ich mich stets
der Form des Räsonnements und der gewöhnli-
chen Sprache bediente. Zugleich aber bin ich sehr
sicher, daß ich weder Dir, noch irgend Einem, der
zufällig diese Briefe lesen sollte, nur das geringste
verrathen habe, was er nicht wissen und ich nicht
sagen darf. Und so sind in allen Buchläden Bü-
cher zum öffentlichen Verkaufe, die, ob sie gleich
von Maurerei handeln, doch von Maurerei nicht
eine Sylbe verrathen; dagegen aber auch -- und

forſchen, durch Bildung ſeines Geiſtes und Her-
zens nach den Reſultaten dieſes Nachdenkens; oder
durch die Geſellſchaft, — welches ſodann nicht
die groͤßere, buͤrgerliche (denn eben in dieſer fand
jener iſolirte Zuſtand Platz) ſondern nur eine klei-
nere, abgeſonderte Geſellſchaft ſeyn kann.

In dem erſteren Falle nimmt unſre Anſicht,
da ſie auf dem Wege des Nachdenkens entſtanden
iſt, die Form des Nachdenkens an; es wird
argumentirt, dialektiſirt, demonſtrirt, Schluͤſſe wider-
legt und begruͤndet. — Nichts verhindert, daß
man in dieſer Form es auf den Daͤchern pre-
dige, wenn man ſonſt will, es abſchreibe, es ab-
drucken laſſe u. dergl.

So iſt es, um das erlaͤuternde Beiſpiel aus
der That zu nehmen, wohl moͤglich, daß ich in
dieſen meinen Briefen an Dich, den Profanen,
den innerſten Geiſt aller moͤglichen Myſterien nach
meinem beſten Wiſſen und meinen Kraͤften dar-
zuſtellen verſucht, und in keinem Stuͤcke zuruͤck
und an mich gehalten habe, indem ich mich ſtets
der Form des Raͤſonnements und der gewoͤhnli-
chen Sprache bediente. Zugleich aber bin ich ſehr
ſicher, daß ich weder Dir, noch irgend Einem, der
zufaͤllig dieſe Briefe leſen ſollte, nur das geringſte
verrathen habe, was er nicht wiſſen und ich nicht
ſagen darf. Und ſo ſind in allen Buchlaͤden Buͤ-
cher zum oͤffentlichen Verkaufe, die, ob ſie gleich
von Maurerei handeln, doch von Maurerei nicht
eine Sylbe verrathen; dagegen aber auch — und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0072" n="50"/>
for&#x017F;chen, durch Bildung &#x017F;eines Gei&#x017F;tes und Her-<lb/>
zens nach den Re&#x017F;ultaten die&#x017F;es Nachdenkens; oder<lb/>
durch die <hi rendition="#g">Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft</hi>, &#x2014; welches &#x017F;odann nicht<lb/>
die gro&#x0364;ßere, bu&#x0364;rgerliche (denn eben in die&#x017F;er fand<lb/>
jener i&#x017F;olirte Zu&#x017F;tand Platz) &#x017F;ondern nur eine klei-<lb/>
nere, abge&#x017F;onderte Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;eyn kann.</p><lb/>
          <p>In dem er&#x017F;teren Falle nimmt un&#x017F;re An&#x017F;icht,<lb/>
da &#x017F;ie auf dem Wege des Nachdenkens ent&#x017F;tanden<lb/>
i&#x017F;t, die <hi rendition="#g">Form des Nachdenkens</hi> an; es wird<lb/>
argumentirt, dialekti&#x017F;irt, demon&#x017F;trirt, Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e wider-<lb/>
legt und begru&#x0364;ndet. &#x2014; Nichts verhindert, daß<lb/>
man <hi rendition="#g">in die&#x017F;er Form</hi> es auf den Da&#x0364;chern pre-<lb/>
dige, wenn man &#x017F;on&#x017F;t will, es ab&#x017F;chreibe, es ab-<lb/>
drucken la&#x017F;&#x017F;e u. dergl.</p><lb/>
          <p>So i&#x017F;t es, um das erla&#x0364;uternde Bei&#x017F;piel aus<lb/>
der That zu nehmen, wohl mo&#x0364;glich, daß ich in<lb/>
die&#x017F;en meinen Briefen an Dich, den Profanen,<lb/>
den inner&#x017F;ten Gei&#x017F;t aller mo&#x0364;glichen My&#x017F;terien nach<lb/>
meinem be&#x017F;ten Wi&#x017F;&#x017F;en und meinen Kra&#x0364;ften dar-<lb/>
zu&#x017F;tellen ver&#x017F;ucht, und in keinem Stu&#x0364;cke zuru&#x0364;ck<lb/>
und an mich gehalten habe, indem ich mich &#x017F;tets<lb/>
der Form des Ra&#x0364;&#x017F;onnements und der gewo&#x0364;hnli-<lb/>
chen Sprache bediente. Zugleich aber bin ich &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;icher, daß ich weder Dir, noch irgend Einem, der<lb/>
zufa&#x0364;llig die&#x017F;e Briefe le&#x017F;en &#x017F;ollte, nur das gering&#x017F;te<lb/>
verrathen habe, was er nicht wi&#x017F;&#x017F;en und ich nicht<lb/>
&#x017F;agen darf. Und &#x017F;o &#x017F;ind in allen Buchla&#x0364;den Bu&#x0364;-<lb/>
cher zum o&#x0364;ffentlichen Verkaufe, die, ob &#x017F;ie gleich<lb/>
von Maurerei handeln, doch von Maurerei nicht<lb/>
eine Sylbe verrathen; dagegen aber auch &#x2014; und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0072] forſchen, durch Bildung ſeines Geiſtes und Her- zens nach den Reſultaten dieſes Nachdenkens; oder durch die Geſellſchaft, — welches ſodann nicht die groͤßere, buͤrgerliche (denn eben in dieſer fand jener iſolirte Zuſtand Platz) ſondern nur eine klei- nere, abgeſonderte Geſellſchaft ſeyn kann. In dem erſteren Falle nimmt unſre Anſicht, da ſie auf dem Wege des Nachdenkens entſtanden iſt, die Form des Nachdenkens an; es wird argumentirt, dialektiſirt, demonſtrirt, Schluͤſſe wider- legt und begruͤndet. — Nichts verhindert, daß man in dieſer Form es auf den Daͤchern pre- dige, wenn man ſonſt will, es abſchreibe, es ab- drucken laſſe u. dergl. So iſt es, um das erlaͤuternde Beiſpiel aus der That zu nehmen, wohl moͤglich, daß ich in dieſen meinen Briefen an Dich, den Profanen, den innerſten Geiſt aller moͤglichen Myſterien nach meinem beſten Wiſſen und meinen Kraͤften dar- zuſtellen verſucht, und in keinem Stuͤcke zuruͤck und an mich gehalten habe, indem ich mich ſtets der Form des Raͤſonnements und der gewoͤhnli- chen Sprache bediente. Zugleich aber bin ich ſehr ſicher, daß ich weder Dir, noch irgend Einem, der zufaͤllig dieſe Briefe leſen ſollte, nur das geringſte verrathen habe, was er nicht wiſſen und ich nicht ſagen darf. Und ſo ſind in allen Buchlaͤden Buͤ- cher zum oͤffentlichen Verkaufe, die, ob ſie gleich von Maurerei handeln, doch von Maurerei nicht eine Sylbe verrathen; dagegen aber auch — und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/72
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/72>, abgerufen am 24.11.2024.