Einsicht ganz Unabhängiges, und es ist keine Konsequenz in den Worten: Er muß dies einsehen, er muß es also auch wollen.
Aber selbst der beste Wille, wenn ein solcher bei großer Verfinsterung des Verstandes möglich wäre, würde von keinem Nutzen seyn und von keinem Werthe, wenn man gar nicht begreifen könnte, was man denn nun mit seinem guten Willen, wollen sollte. -- Diejenigen also, die dem unwillkommenen Belehrer, der ihnen Unterricht entgegen trägt, zurufen: "Nichts von Wissen! Das mag für die Schule gehören. Thun, thun -- das ist die Sache!" wissen ohne Zweifel, um aufs gelindeste über sie zu urtheilen, nicht, was sie reden.
Thun, ist freilich die Sache, die Vollendung der Sache! aber, wie wollt ihr doch thun, ohne weitläuftig zu untersuchen, und zu erkennen, was ihr thut? Wollt ihr blind handeln, wie das Thier? -- Das ist wahrlich nicht die Sache! -- Wer so spräche und alles Erkennen, um des Thuns willen, von sich wiese, der erschiene mir, wie ein Blinder, der dem Arzte, welcher ihm das Gesicht wieder zu geben verspricht, entgegenriefe: "Was hilft mir doch das bloße Sehen, dieser Blick, wel- chen allein Du mir geben könntest! Dadurch wird meine Erkenntniß um nichts bereichert. Die Au- gen auf einen Gegenstand heften, sie auf ihm ruhen lassen, ihn anschauen und durchschauen und anhaltend betrachten -- darauf kommt es an, das ist die Sache!" -- Thörichter! freilich ist
Einſicht ganz Unabhaͤngiges, und es iſt keine Konſequenz in den Worten: Er muß dies einſehen, er muß es alſo auch wollen.
Aber ſelbſt der beſte Wille, wenn ein ſolcher bei großer Verfinſterung des Verſtandes moͤglich waͤre, wuͤrde von keinem Nutzen ſeyn und von keinem Werthe, wenn man gar nicht begreifen koͤnnte, was man denn nun mit ſeinem guten Willen, wollen ſollte. — Diejenigen alſo, die dem unwillkommenen Belehrer, der ihnen Unterricht entgegen traͤgt, zurufen: „Nichts von Wiſſen! Das mag fuͤr die Schule gehoͤren. Thun, thun — das iſt die Sache!“ wiſſen ohne Zweifel, um aufs gelindeſte uͤber ſie zu urtheilen, nicht, was ſie reden.
Thun, iſt freilich die Sache, die Vollendung der Sache! aber, wie wollt ihr doch thun, ohne weitlaͤuftig zu unterſuchen, und zu erkennen, was ihr thut? Wollt ihr blind handeln, wie das Thier? — Das iſt wahrlich nicht die Sache! — Wer ſo ſpraͤche und alles Erkennen, um des Thuns willen, von ſich wieſe, der erſchiene mir, wie ein Blinder, der dem Arzte, welcher ihm das Geſicht wieder zu geben verſpricht, entgegenriefe: „Was hilft mir doch das bloße Sehen, dieſer Blick, wel- chen allein Du mir geben koͤnnteſt! Dadurch wird meine Erkenntniß um nichts bereichert. Die Au- gen auf einen Gegenſtand heften, ſie auf ihm ruhen laſſen, ihn anſchauen und durchſchauen und anhaltend betrachten — darauf kommt es an, das iſt die Sache!“ — Thoͤrichter! freilich iſt
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[22/0044]
Einſicht ganz Unabhaͤngiges, und es iſt
keine Konſequenz in den Worten: Er muß dies
einſehen, er muß es alſo auch wollen.
Aber ſelbſt der beſte Wille, wenn ein ſolcher bei
großer Verfinſterung des Verſtandes moͤglich waͤre,
wuͤrde von keinem Nutzen ſeyn und von keinem
Werthe, wenn man gar nicht begreifen
koͤnnte, was man denn nun mit ſeinem
guten Willen, wollen ſollte. — Diejenigen
alſo, die dem unwillkommenen Belehrer, der ihnen
Unterricht entgegen traͤgt, zurufen: „Nichts von
Wiſſen! Das mag fuͤr die Schule gehoͤren. Thun,
thun — das iſt die Sache!“ wiſſen ohne Zweifel,
um aufs gelindeſte uͤber ſie zu urtheilen, nicht,
was ſie reden.
Thun, iſt freilich die Sache, die Vollendung
der Sache! aber, wie wollt ihr doch thun, ohne
weitlaͤuftig zu unterſuchen, und zu erkennen, was
ihr thut? Wollt ihr blind handeln, wie das
Thier? — Das iſt wahrlich nicht die Sache! —
Wer ſo ſpraͤche und alles Erkennen, um des Thuns
willen, von ſich wieſe, der erſchiene mir, wie ein
Blinder, der dem Arzte, welcher ihm das Geſicht
wieder zu geben verſpricht, entgegenriefe: „Was
hilft mir doch das bloße Sehen, dieſer Blick, wel-
chen allein Du mir geben koͤnnteſt! Dadurch wird
meine Erkenntniß um nichts bereichert. Die Au-
gen auf einen Gegenſtand heften, ſie auf ihm
ruhen laſſen, ihn anſchauen und durchſchauen und
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das iſt die Sache!“ — Thoͤrichter! freilich iſt
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/44>, abgerufen am 03.12.2024.
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