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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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noch geheimerer Orden als der der Frei-Maurer. Der
gelehrteste Profan ist also auch hier nicht im Stande
das mindeste zu entdecken, oder nur zu errathen,
und alle die gedruckten Bücher, die der Herr Pro-
fessor Buhle zu seinen Beweisen darüber anführt,
sind daher offenbar vorwitzige Ideenschriften. (!)

Es kann allerdings unter den Rosenkreuzern,
wie unter den Frei-Maurern ächte und falsche
geben, und es ist möglich, daß auch der Mönch
Christian Rosenkreuz, -- Jacob Böhme,
und der Theologe und Prälat im Würtembergischen,
Doctor J. V. Andreä Ordens-Eingeweihte
waren, aber
ob sie ächte Ordens-Brüder gewesen?
ob sie das vollkommne Ziel des Ordens
erreicht? und
ob sie, wenn dieß der Fall ist, von
ihren Ordens-Geheimnissen wirklich
Mißbrauch gemacht haben?

Dieß sind die Fragen, deren Beantwortung
aus der Ursprungs-Angabe des Ordens, vom Herrn
Professor Buhle wenigstens ganz und gar nicht
erhellet.

Die Geschichte lehrt uns hinlänglich, daß viele
Griechen, die egyptische Schüler waren, in ihrem
Vaterlande mehrere geheime Verbrüderungen, die
wir Logen nennen können, stifteten, in welchen
wieder tausende von Italiänern das Licht erhielten,
wovon ich jedoch nur einzig den römischen Kaiser
Augustus anführen will, welcher nach Athen
reiste, und von dem großen Eleusinischen Ober-

noch geheimerer Orden als der der Frei-Maurer. Der
gelehrteſte Profan iſt alſo auch hier nicht im Stande
das mindeſte zu entdecken, oder nur zu errathen,
und alle die gedruckten Buͤcher, die der Herr Pro-
feſſor Buhle zu ſeinen Beweiſen daruͤber anfuͤhrt,
ſind daher offenbar vorwitzige Ideenſchriften. (!)

Es kann allerdings unter den Roſenkreuzern,
wie unter den Frei-Maurern aͤchte und falſche
geben, und es iſt moͤglich, daß auch der Moͤnch
Chriſtian Roſenkreuz, — Jacob Boͤhme,
und der Theologe und Praͤlat im Wuͤrtembergiſchen,
Doctor J. V. Andreaͤ Ordens-Eingeweihte
waren, aber
ob ſie aͤchte Ordens-Bruͤder geweſen?
ob ſie das vollkommne Ziel des Ordens
erreicht? und
ob ſie, wenn dieß der Fall iſt, von
ihren Ordens-Geheimniſſen wirklich
Mißbrauch gemacht haben?

Dieß ſind die Fragen, deren Beantwortung
aus der Urſprungs-Angabe des Ordens, vom Herrn
Profeſſor Buhle wenigſtens ganz und gar nicht
erhellet.

Die Geſchichte lehrt uns hinlaͤnglich, daß viele
Griechen, die egyptiſche Schuͤler waren, in ihrem
Vaterlande mehrere geheime Verbruͤderungen, die
wir Logen nennen koͤnnen, ſtifteten, in welchen
wieder tauſende von Italiaͤnern das Licht erhielten,
wovon ich jedoch nur einzig den roͤmiſchen Kaiſer
Auguſtus anfuͤhren will, welcher nach Athen
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[328/0350] noch geheimerer Orden als der der Frei-Maurer. Der gelehrteſte Profan iſt alſo auch hier nicht im Stande das mindeſte zu entdecken, oder nur zu errathen, und alle die gedruckten Buͤcher, die der Herr Pro- feſſor Buhle zu ſeinen Beweiſen daruͤber anfuͤhrt, ſind daher offenbar vorwitzige Ideenſchriften. (!) Es kann allerdings unter den Roſenkreuzern, wie unter den Frei-Maurern aͤchte und falſche geben, und es iſt moͤglich, daß auch der Moͤnch Chriſtian Roſenkreuz, — Jacob Boͤhme, und der Theologe und Praͤlat im Wuͤrtembergiſchen, Doctor J. V. Andreaͤ Ordens-Eingeweihte waren, aber ob ſie aͤchte Ordens-Bruͤder geweſen? ob ſie das vollkommne Ziel des Ordens erreicht? und ob ſie, wenn dieß der Fall iſt, von ihren Ordens-Geheimniſſen wirklich Mißbrauch gemacht haben? Dieß ſind die Fragen, deren Beantwortung aus der Urſprungs-Angabe des Ordens, vom Herrn Profeſſor Buhle wenigſtens ganz und gar nicht erhellet. Die Geſchichte lehrt uns hinlaͤnglich, daß viele Griechen, die egyptiſche Schuͤler waren, in ihrem Vaterlande mehrere geheime Verbruͤderungen, die wir Logen nennen koͤnnen, ſtifteten, in welchen wieder tauſende von Italiaͤnern das Licht erhielten, wovon ich jedoch nur einzig den roͤmiſchen Kaiſer Auguſtus anfuͤhren will, welcher nach Athen reiſte, und von dem großen Eleuſiniſchen Ober-

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/350>, abgerufen am 05.05.2024.