Es ist nicht wahr, daß Feßler jemahls gegen den Herrn Kriegsrath von Triebenfeld gesprochen hat, weil er ihn vorher noch nie gesehen, vielwe- niger gekannt hatte; und weil er überhaupt, we- der für noch gegen Menschen spricht, die er nicht kennt. Schwarze und rothe Bücher, Flugschriften und Pamphlets weiß er nach Verdienst zu würdi- gen, und wird sich nie so weit vergessen, um aus dergleichen Blättern seinen Maßstab für Menschen- beurtheilung sich zusammen zu setzen. Solche Blät- ter sind das Heiligthum des Pöbels, in welches Feßler nie eingreifen wird.
Es ist unwahr, daß Feßler es dahin brachte, daß Herr von Triebenfeld Herrn Rhode als Erzieher seiner Kinder nach Breslau mitnahm. Es war des Herrn von Triebenfeld ganz eigener Ein- fall, und des Herrn Rhode ganz eigener Entschluß.
Aber eine heilige Wahrheit ist es, daß Feßler so oft bei dem Herrn von Triebenfeld zu spei- sen, und seinen Rheinwein zu trinken, das Ver- gnügen hatte, als es diesem gefällig war, es zu wünschen. Und das ist so sein Gemüth, daß er, wenn er Zeit hat und gesund ist, überall und, zwar öffentlich und ohne die mindeste Scheu, hingehet, wohin er gebeten wird; auch dort Unger-Franz-Rheinwein, Grünberger, alles mit frohem Sinne trinkt, was ihm vorgesetzt wird. Nur zu einem Manne, den die einzige rechtmäßige Behörde, der Staat, für ehrlos erklärt hätte, würde er die Einladung ausschlagen. Uebrigens kennt er weder Antipathien, die im gekränk-
Zweites Bändch. H
Es iſt nicht wahr, daß Feßler jemahls gegen den Herrn Kriegsrath von Triebenfeld geſprochen hat, weil er ihn vorher noch nie geſehen, vielwe- niger gekannt hatte; und weil er uͤberhaupt, we- der fuͤr noch gegen Menſchen ſpricht, die er nicht kennt. Schwarze und rothe Buͤcher, Flugſchriften und Pamphlets weiß er nach Verdienſt zu wuͤrdi- gen, und wird ſich nie ſo weit vergeſſen, um aus dergleichen Blaͤttern ſeinen Maßſtab fuͤr Menſchen- beurtheilung ſich zuſammen zu ſetzen. Solche Blaͤt- ter ſind das Heiligthum des Poͤbels, in welches Feßler nie eingreifen wird.
Es iſt unwahr, daß Feßler es dahin brachte, daß Herr von Triebenfeld Herrn Rhode als Erzieher ſeiner Kinder nach Breslau mitnahm. Es war des Herrn von Triebenfeld ganz eigener Ein- fall, und des Herrn Rhode ganz eigener Entſchluß.
Aber eine heilige Wahrheit iſt es, daß Feßler ſo oft bei dem Herrn von Triebenfeld zu ſpei- ſen, und ſeinen Rheinwein zu trinken, das Ver- gnuͤgen hatte, als es dieſem gefaͤllig war, es zu wuͤnſchen. Und das iſt ſo ſein Gemuͤth, daß er, wenn er Zeit hat und geſund iſt, uͤberall und, zwar oͤffentlich und ohne die mindeſte Scheu, hingehet, wohin er gebeten wird; auch dort Unger-Franz-Rheinwein, Gruͤnberger, alles mit frohem Sinne trinkt, was ihm vorgeſetzt wird. Nur zu einem Manne, den die einzige rechtmaͤßige Behoͤrde, der Staat, fuͤr ehrlos erklaͤrt haͤtte, wuͤrde er die Einladung ausſchlagen. Uebrigens kennt er weder Antipathien, die im gekraͤnk-
Zweites Baͤndch. H
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Es iſt nicht wahr, daß Feßler jemahls gegen den
Herrn Kriegsrath von Triebenfeld geſprochen
hat, weil er ihn vorher noch nie geſehen, vielwe-
niger gekannt hatte; und weil er uͤberhaupt, we-
der fuͤr noch gegen Menſchen ſpricht, die er nicht
kennt. Schwarze und rothe Buͤcher, Flugſchriften
und Pamphlets weiß er nach Verdienſt zu wuͤrdi-
gen, und wird ſich nie ſo weit vergeſſen, um aus
dergleichen Blaͤttern ſeinen Maßſtab fuͤr Menſchen-
beurtheilung ſich zuſammen zu ſetzen. Solche Blaͤt-
ter ſind das Heiligthum des Poͤbels, in welches
Feßler nie eingreifen wird.
Es iſt unwahr, daß Feßler es dahin brachte,
daß Herr von Triebenfeld Herrn Rhode als
Erzieher ſeiner Kinder nach Breslau mitnahm.
Es war des Herrn von Triebenfeld ganz eigener Ein-
fall, und des Herrn Rhode ganz eigener Entſchluß.
Aber eine heilige Wahrheit iſt es, daß Feßler
ſo oft bei dem Herrn von Triebenfeld zu ſpei-
ſen, und ſeinen Rheinwein zu trinken, das Ver-
gnuͤgen hatte, als es dieſem gefaͤllig war, es zu
wuͤnſchen. Und das iſt ſo ſein Gemuͤth, daß
er, wenn er Zeit hat und geſund iſt, uͤberall
und, zwar oͤffentlich und ohne die mindeſte
Scheu, hingehet, wohin er gebeten wird; auch dort
Unger-Franz-Rheinwein, Gruͤnberger, alles mit
frohem Sinne trinkt, was ihm vorgeſetzt wird.
Nur zu einem Manne, den die einzige rechtmaͤßige
Behoͤrde, der Staat, fuͤr ehrlos erklaͤrt haͤtte,
wuͤrde er die Einladung ausſchlagen. Uebrigens
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/135>, abgerufen am 24.11.2024.
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