Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

am entschiedensten die Publicität verschmähen,
am wenigsten lesen, und verhältnißmäßig die
wenigsten Schriftsteller haben; und er wird
finden, daß gerade bei ihnen sich einige der
angegebenen charakteristischen Zeichen finden.
Eine L., die diese Zeichen alle an sich trüge,
würde von Druckschriften nichts wissen.

Aber so lange man noch Mysterien ohne
Mystik
feiert, so lange der Kenntnißstolz auf
unsichern Fundamenten beruht, so lange man auf
der einen Seite nach Aufklärung, und nach bloßer
Aufklärung jagt, und auf der andern Seite das Licht
der Wahrheit aus Eigensinn, Furcht, Eigennutz oder
Stolz verschmäht: so lange wird geschrieben werden,
und so lange wird man eine grundlose und vergeb-
liche Opposition gegen die Publicität bilden.

Eine andere Quelle der maurerischen Schrift-
stellerei sind die Logenstreitigkeiten. Eine Corpo-
ration wird angegriffen, -- sie muß sich ver-
theidigen: ein Bruder wird beleidigt, gemißhan-
delt, ungehört verdammt; die Verläumdung
breitet sich weit über den Kreis der geschlossenen
Gesellschaft aus, was bleibt ihm übrig, seine
Ehre zu retten, als der Recurs an das größere
maurerische Publikum? -- Auch diese unmaure-
rische Quelle können die Direktionen der LL.
ganz verstopfen, nicht durch Tadel des Beleidig-
ten, der zu seiner Rechtfertigung schreibt, da er

am entſchiedenſten die Publicitaͤt verſchmaͤhen,
am wenigſten leſen, und verhaͤltnißmaͤßig die
wenigſten Schriftſteller haben; und er wird
finden, daß gerade bei ihnen ſich einige der
angegebenen charakteriſtiſchen Zeichen finden.
Eine L., die dieſe Zeichen alle an ſich truͤge,
wuͤrde von Druckſchriften nichts wiſſen.

Aber ſo lange man noch Myſterien ohne
Myſtik
feiert, ſo lange der Kenntnißſtolz auf
unſichern Fundamenten beruht, ſo lange man auf
der einen Seite nach Aufklaͤrung, und nach bloßer
Aufklaͤrung jagt, und auf der andern Seite das Licht
der Wahrheit aus Eigenſinn, Furcht, Eigennutz oder
Stolz verſchmaͤht: ſo lange wird geſchrieben werden,
und ſo lange wird man eine grundloſe und vergeb-
liche Oppoſition gegen die Publicitaͤt bilden.

Eine andere Quelle der maureriſchen Schrift-
ſtellerei ſind die Logenſtreitigkeiten. Eine Corpo-
ration wird angegriffen, — ſie muß ſich ver-
theidigen: ein Bruder wird beleidigt, gemißhan-
delt, ungehoͤrt verdammt; die Verlaͤumdung
breitet ſich weit uͤber den Kreis der geſchloſſenen
Geſellſchaft aus, was bleibt ihm uͤbrig, ſeine
Ehre zu retten, als der Recurs an das groͤßere
maureriſche Publikum? — Auch dieſe unmaure-
riſche Quelle koͤnnen die Direktionen der LL.
ganz verſtopfen, nicht durch Tadel des Beleidig-
ten, der zu ſeiner Rechtfertigung ſchreibt, da er

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="VII"/>
am ent&#x017F;chieden&#x017F;ten die Publicita&#x0364;t ver&#x017F;chma&#x0364;hen,<lb/>
am wenig&#x017F;ten le&#x017F;en, und verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßig die<lb/>
wenig&#x017F;ten Schrift&#x017F;teller haben; und er wird<lb/>
finden, daß gerade bei ihnen &#x017F;ich einige der<lb/>
angegebenen charakteri&#x017F;ti&#x017F;chen Zeichen finden.<lb/>
Eine L., die die&#x017F;e Zeichen <hi rendition="#g">alle</hi> an &#x017F;ich tru&#x0364;ge,<lb/>
wu&#x0364;rde von Druck&#x017F;chriften nichts wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Aber &#x017F;o lange man noch <hi rendition="#g">My&#x017F;terien ohne<lb/>
My&#x017F;tik</hi> feiert, &#x017F;o lange der Kenntniß&#x017F;tolz auf<lb/>
un&#x017F;ichern Fundamenten beruht, &#x017F;o lange man auf<lb/>
der einen Seite nach Aufkla&#x0364;rung, und nach bloßer<lb/>
Aufkla&#x0364;rung jagt, und auf der andern Seite das Licht<lb/>
der Wahrheit aus Eigen&#x017F;inn, Furcht, Eigennutz oder<lb/>
Stolz ver&#x017F;chma&#x0364;ht: &#x017F;o lange wird ge&#x017F;chrieben werden,<lb/>
und &#x017F;o lange wird man eine grundlo&#x017F;e und vergeb-<lb/>
liche Oppo&#x017F;ition gegen die Publicita&#x0364;t bilden.</p><lb/>
        <p>Eine andere Quelle der maureri&#x017F;chen Schrift-<lb/>
&#x017F;tellerei &#x017F;ind die Logen&#x017F;treitigkeiten. Eine Corpo-<lb/>
ration wird angegriffen, &#x2014; &#x017F;ie muß &#x017F;ich ver-<lb/>
theidigen: ein Bruder wird beleidigt, gemißhan-<lb/>
delt, ungeho&#x0364;rt verdammt; die Verla&#x0364;umdung<lb/>
breitet &#x017F;ich weit u&#x0364;ber den Kreis der ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft aus, was bleibt ihm u&#x0364;brig, &#x017F;eine<lb/>
Ehre zu retten, als der Recurs an das gro&#x0364;ßere<lb/>
maureri&#x017F;che Publikum? &#x2014; Auch die&#x017F;e unmaure-<lb/>
ri&#x017F;che Quelle ko&#x0364;nnen die Direktionen der LL.<lb/>
ganz ver&#x017F;topfen, nicht durch Tadel des Beleidig-<lb/>
ten, der zu &#x017F;einer Rechtfertigung <hi rendition="#g">&#x017F;chreibt</hi>, da er<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VII/0013] am entſchiedenſten die Publicitaͤt verſchmaͤhen, am wenigſten leſen, und verhaͤltnißmaͤßig die wenigſten Schriftſteller haben; und er wird finden, daß gerade bei ihnen ſich einige der angegebenen charakteriſtiſchen Zeichen finden. Eine L., die dieſe Zeichen alle an ſich truͤge, wuͤrde von Druckſchriften nichts wiſſen. Aber ſo lange man noch Myſterien ohne Myſtik feiert, ſo lange der Kenntnißſtolz auf unſichern Fundamenten beruht, ſo lange man auf der einen Seite nach Aufklaͤrung, und nach bloßer Aufklaͤrung jagt, und auf der andern Seite das Licht der Wahrheit aus Eigenſinn, Furcht, Eigennutz oder Stolz verſchmaͤht: ſo lange wird geſchrieben werden, und ſo lange wird man eine grundloſe und vergeb- liche Oppoſition gegen die Publicitaͤt bilden. Eine andere Quelle der maureriſchen Schrift- ſtellerei ſind die Logenſtreitigkeiten. Eine Corpo- ration wird angegriffen, — ſie muß ſich ver- theidigen: ein Bruder wird beleidigt, gemißhan- delt, ungehoͤrt verdammt; die Verlaͤumdung breitet ſich weit uͤber den Kreis der geſchloſſenen Geſellſchaft aus, was bleibt ihm uͤbrig, ſeine Ehre zu retten, als der Recurs an das groͤßere maureriſche Publikum? — Auch dieſe unmaure- riſche Quelle koͤnnen die Direktionen der LL. ganz verſtopfen, nicht durch Tadel des Beleidig- ten, der zu ſeiner Rechtfertigung ſchreibt, da er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/13
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/13>, abgerufen am 29.03.2024.