Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

Bild:
<< vorherige Seite

ner so relativen Sache sagen, sie sei ein Bestand-
theil des Absoluten?

Man könnte sagen, es sey Zweck der gesamm-
ten Menschheit, eine einzige große Verbindung zu
bilden, wie gegenwärtig die Maurerische -- seyn
sollte. *) Aber selbst die bloße Existenz der Mau-
rerei beweißt, daß das, was wir Selbstzweck ge-
nannt haben, noch gar nicht erreicht sey.

Das Beispiel, dessen man sich für jene Be-
hauptung bedient, soll das Gegentheil derselben in
ein helleres Licht setzen. Man sagt: man könne
nicht nach einem Zwecke der Religion (oder be-
stimmter: der Religiosität, der religiösen Gesin-
nung) wohl aber nach einem Zwecke der Kirche
fragen. Ganz richtig! aber dem Begriffe der
Religiosität entspricht ja eben nicht der Begriff der
Maurerei, sondern vielmehr der, der reinmensch-
lichen Bildung; dem der Kirche aber grade der
der Maurerei oder (welches einerlei ist) des Frei-
maurer-Ordens. -- Maurerei bedeutet also (um
alles kurz zusammen zu fassen) nicht die Gesin-
nung, sondern die Verbindung; diese aber, um
die Gesinnung hervorzubringen, ist bedingt durch
etwas Zufälliges, das eben so wohl auch nicht
seyn könnte und in der That nicht seyn sollte.
Die Maurerei ist sonach nicht Selbstzweck, so
wenig, als, nach jener eignen Meinung, die Kirche;

*) Darauf scheinen auch gewisse Maurerische Sym-
bole hinzudeuten.

ner ſo relativen Sache ſagen, ſie ſei ein Beſtand-
theil des Abſoluten?

Man koͤnnte ſagen, es ſey Zweck der geſamm-
ten Menſchheit, eine einzige große Verbindung zu
bilden, wie gegenwaͤrtig die Maureriſche — ſeyn
ſollte. *) Aber ſelbſt die bloße Exiſtenz der Mau-
rerei beweißt, daß das, was wir Selbſtzweck ge-
nannt haben, noch gar nicht erreicht ſey.

Das Beiſpiel, deſſen man ſich fuͤr jene Be-
hauptung bedient, ſoll das Gegentheil derſelben in
ein helleres Licht ſetzen. Man ſagt: man koͤnne
nicht nach einem Zwecke der Religion (oder be-
ſtimmter: der Religioſitaͤt, der religioͤſen Geſin-
nung) wohl aber nach einem Zwecke der Kirche
fragen. Ganz richtig! aber dem Begriffe der
Religioſitaͤt entſpricht ja eben nicht der Begriff der
Maurerei, ſondern vielmehr der, der reinmenſch-
lichen Bildung; dem der Kirche aber grade der
der Maurerei oder (welches einerlei iſt) des Frei-
maurer-Ordens. — Maurerei bedeutet alſo (um
alles kurz zuſammen zu faſſen) nicht die Geſin-
nung, ſondern die Verbindung; dieſe aber, um
die Geſinnung hervorzubringen, iſt bedingt durch
etwas Zufaͤlliges, das eben ſo wohl auch nicht
ſeyn koͤnnte und in der That nicht ſeyn ſollte.
Die Maurerei iſt ſonach nicht Selbſtzweck, ſo
wenig, als, nach jener eignen Meinung, die Kirche;

*) Darauf ſcheinen auch gewiſſe Maureriſche Sym-
bole hinzudeuten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" n="42"/>
ner &#x017F;o relativen Sache &#x017F;agen, &#x017F;ie &#x017F;ei ein Be&#x017F;tand-<lb/>
theil des Ab&#x017F;oluten?</p><lb/>
          <p>Man ko&#x0364;nnte &#x017F;agen, es &#x017F;ey Zweck der ge&#x017F;amm-<lb/>
ten Men&#x017F;chheit, eine einzige große Verbindung zu<lb/>
bilden, wie gegenwa&#x0364;rtig die Maureri&#x017F;che &#x2014; &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;ollte. <note place="foot" n="*)">Darauf &#x017F;cheinen auch gewi&#x017F;&#x017F;e Maureri&#x017F;che Sym-<lb/>
bole hinzudeuten.</note> Aber &#x017F;elb&#x017F;t die bloße Exi&#x017F;tenz der Mau-<lb/>
rerei beweißt, daß das, was wir Selb&#x017F;tzweck ge-<lb/>
nannt haben, noch gar nicht erreicht &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Das Bei&#x017F;piel, de&#x017F;&#x017F;en man &#x017F;ich fu&#x0364;r jene Be-<lb/>
hauptung bedient, &#x017F;oll das Gegentheil der&#x017F;elben in<lb/>
ein helleres Licht &#x017F;etzen. Man &#x017F;agt: man ko&#x0364;nne<lb/>
nicht nach einem Zwecke der Religion (oder be-<lb/>
&#x017F;timmter: der Religio&#x017F;ita&#x0364;t, der religio&#x0364;&#x017F;en Ge&#x017F;in-<lb/>
nung) wohl aber nach einem Zwecke der Kirche<lb/>
fragen. Ganz richtig! aber dem Begriffe der<lb/>
Religio&#x017F;ita&#x0364;t ent&#x017F;pricht ja eben nicht der Begriff der<lb/>
Maurerei, &#x017F;ondern vielmehr der, der reinmen&#x017F;ch-<lb/>
lichen Bildung; dem der Kirche aber grade der<lb/>
der Maurerei oder (welches einerlei i&#x017F;t) des Frei-<lb/>
maurer-Ordens. &#x2014; Maurerei bedeutet al&#x017F;o (um<lb/>
alles kurz zu&#x017F;ammen zu fa&#x017F;&#x017F;en) nicht die Ge&#x017F;in-<lb/>
nung, &#x017F;ondern die Verbindung; die&#x017F;e aber, um<lb/>
die Ge&#x017F;innung hervorzubringen, i&#x017F;t bedingt durch<lb/>
etwas Zufa&#x0364;lliges, das eben &#x017F;o wohl auch nicht<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nnte und in der That nicht &#x017F;eyn &#x017F;ollte.<lb/>
Die Maurerei i&#x017F;t &#x017F;onach nicht Selb&#x017F;tzweck, &#x017F;o<lb/>
wenig, als, nach jener eignen Meinung, die Kirche;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0060] ner ſo relativen Sache ſagen, ſie ſei ein Beſtand- theil des Abſoluten? Man koͤnnte ſagen, es ſey Zweck der geſamm- ten Menſchheit, eine einzige große Verbindung zu bilden, wie gegenwaͤrtig die Maureriſche — ſeyn ſollte. *) Aber ſelbſt die bloße Exiſtenz der Mau- rerei beweißt, daß das, was wir Selbſtzweck ge- nannt haben, noch gar nicht erreicht ſey. Das Beiſpiel, deſſen man ſich fuͤr jene Be- hauptung bedient, ſoll das Gegentheil derſelben in ein helleres Licht ſetzen. Man ſagt: man koͤnne nicht nach einem Zwecke der Religion (oder be- ſtimmter: der Religioſitaͤt, der religioͤſen Geſin- nung) wohl aber nach einem Zwecke der Kirche fragen. Ganz richtig! aber dem Begriffe der Religioſitaͤt entſpricht ja eben nicht der Begriff der Maurerei, ſondern vielmehr der, der reinmenſch- lichen Bildung; dem der Kirche aber grade der der Maurerei oder (welches einerlei iſt) des Frei- maurer-Ordens. — Maurerei bedeutet alſo (um alles kurz zuſammen zu faſſen) nicht die Geſin- nung, ſondern die Verbindung; dieſe aber, um die Geſinnung hervorzubringen, iſt bedingt durch etwas Zufaͤlliges, das eben ſo wohl auch nicht ſeyn koͤnnte und in der That nicht ſeyn ſollte. Die Maurerei iſt ſonach nicht Selbſtzweck, ſo wenig, als, nach jener eignen Meinung, die Kirche; *) Darauf ſcheinen auch gewiſſe Maureriſche Sym- bole hinzudeuten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/60
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/60>, abgerufen am 28.04.2024.