klar durch eine hierher gehörige Stelle in Kants Anthropologie S. 73. wo er sagt: "Weiber, Geistliche und Juden betrinken sich gewöhnlich nicht, wenigstens vermeiden sie sorgfältig allen Schein davon, weil sie bür- gerlich schwach sind und Zurückhaltung nöthig haben, (wozu durchaus Nüchternheit erfor- dert wird). Denn ihr äußerer Werth beruht bloß auf dem Glauben Anderer an ihre Keuschheit, Frömmigkeit und separatistische Gesetzlichkeit. Denn was das letztere betrifft so sind alle Separatisten, d. i. solche, die sich nicht bloß einem öffentlichen Landesgesetz, sondern noch einem be- sonderen (sektenmäßig) unterwerfen, als Sonderlinge und vorgeblich aus- erlesene, der Aufmerksamkeit des Ge- meinwesens und der Schärfe der Kritik vorzüglich aus gesetzt; können also auch in der Aufmerksamkeit auf sich selbst nicht nachlassen, weil der Rausch, der diese Behutsamkeit weg- nimmt, für sie ein Skandal ist."
Man sieht, wie genau diese Stelle auf die Freimaurer paßt, die von ihren Arbeiten bei dem profanen Publikum gern eine gute Meinung, daß sie nehmlich sich mit etwas Ernsthaftem und nicht bloß mit geselligen Vergnügungen beschäftigen, erhalten wollen. Indessen herrscht unter ihnen darüber nur eine stillschweigende Konvention und ich kenne keine maurerischen Trinkgesetze in Rück-
klar durch eine hierher gehoͤrige Stelle in Kants Anthropologie S. 73. wo er ſagt: „Weiber, Geiſtliche und Juden betrinken ſich gewoͤhnlich nicht, wenigſtens vermeiden ſie ſorgfaͤltig allen Schein davon, weil ſie buͤr- gerlich ſchwach ſind und Zuruͤckhaltung noͤthig haben, (wozu durchaus Nuͤchternheit erfor- dert wird). Denn ihr aͤußerer Werth beruht bloß auf dem Glauben Anderer an ihre Keuſchheit, Froͤmmigkeit und ſeparatiſtiſche Geſetzlichkeit. Denn was das letztere betrifft ſo ſind alle Separatiſten, d. i. ſolche, die ſich nicht bloß einem oͤffentlichen Landesgeſetz, ſondern noch einem be- ſonderen (ſektenmaͤßig) unterwerfen, als Sonderlinge und vorgeblich aus- erleſene, der Aufmerkſamkeit des Ge- meinweſens und der Schaͤrfe der Kritik vorzuͤglich aus geſetzt; koͤnnen alſo auch in der Aufmerkſamkeit auf ſich ſelbſt nicht nachlaſſen, weil der Rauſch, der dieſe Behutſamkeit weg- nimmt, fuͤr ſie ein Skandal iſt.“
Man ſieht, wie genau dieſe Stelle auf die Freimaurer paßt, die von ihren Arbeiten bei dem profanen Publikum gern eine gute Meinung, daß ſie nehmlich ſich mit etwas Ernſthaftem und nicht bloß mit geſelligen Vergnuͤgungen beſchaͤftigen, erhalten wollen. Indeſſen herrſcht unter ihnen daruͤber nur eine ſtillſchweigende Konvention und ich kenne keine maureriſchen Trinkgeſetze in Ruͤck-
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klar durch eine hierher gehoͤrige Stelle in Kants
Anthropologie S. 73. wo er ſagt:
„Weiber, Geiſtliche und Juden betrinken ſich
gewoͤhnlich nicht, wenigſtens vermeiden ſie
ſorgfaͤltig allen Schein davon, weil ſie buͤr-
gerlich ſchwach ſind und Zuruͤckhaltung noͤthig
haben, (wozu durchaus Nuͤchternheit erfor-
dert wird). Denn ihr aͤußerer Werth beruht
bloß auf dem Glauben Anderer an ihre
Keuſchheit, Froͤmmigkeit und ſeparatiſtiſche
Geſetzlichkeit. Denn was das letztere betrifft
ſo ſind alle Separatiſten, d. i. ſolche,
die ſich nicht bloß einem oͤffentlichen
Landesgeſetz, ſondern noch einem be-
ſonderen (ſektenmaͤßig) unterwerfen,
als Sonderlinge und vorgeblich aus-
erleſene, der Aufmerkſamkeit des Ge-
meinweſens und der Schaͤrfe der
Kritik vorzuͤglich aus geſetzt; koͤnnen
alſo auch in der Aufmerkſamkeit auf
ſich ſelbſt nicht nachlaſſen, weil der
Rauſch, der dieſe Behutſamkeit weg-
nimmt, fuͤr ſie ein Skandal iſt.“
Man ſieht, wie genau dieſe Stelle auf die
Freimaurer paßt, die von ihren Arbeiten bei dem
profanen Publikum gern eine gute Meinung, daß
ſie nehmlich ſich mit etwas Ernſthaftem und nicht
bloß mit geſelligen Vergnuͤgungen beſchaͤftigen,
erhalten wollen. Indeſſen herrſcht unter ihnen
daruͤber nur eine ſtillſchweigende Konvention und
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/265>, abgerufen am 17.02.2025.
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