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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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Er wird mit ihm bekannt, findet, daß es Nichts
sey, und auf eine kindische Spielerei hinauslaufe.
Er kann nicht zurück, eine gewisse Eitelkeit verhin-
dert ihn, sich als einen Getäuschten darzustellen;
seine innere Schaam aber verleitet ihn, sich der
leeren Sache hinzugeben, und -- er zieht sich ohne
Aufsehen in aller Stille zurück. -- Ist dies die
wahre Geschichte aller redlichen und weisen Män-
ner im Orden, so -- stehen wir hier, am Ende
unserer Untersuchungen, wir schämen uns, daß wir
den Orden auch nur so weit unserer Aufmerksam-
keit gewürdigt haben, und überlassen ihn mit be-
daurendem Lächeln den gutmüthigen Schwärmern
und den selbstsüchtigen Intriguanten.

Aber das ist sie nicht, so wahr Deine Erfahrun-
gen sind, und die meinen. Die wahrhaft weisen
und redlichen Männer, die wir kennen, sind im
Orden vorwärts geschritten, haben sich ernstlich
mit ihm beschäftigt, für ihn sich abgearbeitet, und
sogar andre wichtige Zwecke aufgeopfert.

Und nun stehe ich auf dem Punkte, den ich
für Dich, den Nicht-Maurer, und für jede konse-
quente Vernunft, für fest und sicher halte:
So wahr auch nur Ein ohnstreitig
weiser und tugendhafter Mann sich
ernsthaft mit dem Frei-Maurer-Orden
beschäftigt, so wahr ist er kein Spiel,
so gewiß hat er einen, und zwar ern-
sten und erhabenen Zweck
.

So hätten wir denn den Standpunkt gefunden,

Er wird mit ihm bekannt, findet, daß es Nichts
ſey, und auf eine kindiſche Spielerei hinauslaufe.
Er kann nicht zuruͤck, eine gewiſſe Eitelkeit verhin-
dert ihn, ſich als einen Getaͤuſchten darzuſtellen;
ſeine innere Schaam aber verleitet ihn, ſich der
leeren Sache hinzugeben, und — er zieht ſich ohne
Aufſehen in aller Stille zuruͤck. — Iſt dies die
wahre Geſchichte aller redlichen und weiſen Maͤn-
ner im Orden, ſo — ſtehen wir hier, am Ende
unſerer Unterſuchungen, wir ſchaͤmen uns, daß wir
den Orden auch nur ſo weit unſerer Aufmerkſam-
keit gewuͤrdigt haben, und uͤberlaſſen ihn mit be-
daurendem Laͤcheln den gutmuͤthigen Schwaͤrmern
und den ſelbſtſuͤchtigen Intriguanten.

Aber das iſt ſie nicht, ſo wahr Deine Erfahrun-
gen ſind, und die meinen. Die wahrhaft weiſen
und redlichen Maͤnner, die wir kennen, ſind im
Orden vorwaͤrts geſchritten, haben ſich ernſtlich
mit ihm beſchaͤftigt, fuͤr ihn ſich abgearbeitet, und
ſogar andre wichtige Zwecke aufgeopfert.

Und nun ſtehe ich auf dem Punkte, den ich
fuͤr Dich, den Nicht-Maurer, und fuͤr jede konſe-
quente Vernunft, fuͤr feſt und ſicher halte:
So wahr auch nur Ein ohnſtreitig
weiſer und tugendhafter Mann ſich
ernſthaft mit dem Frei-Maurer-Orden
beſchaͤftigt, ſo wahr iſt er kein Spiel,
ſo gewiß hat er einen, und zwar ern-
ſten und erhabenen Zweck
.

So haͤtten wir denn den Standpunkt gefunden,

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[8/0026] Er wird mit ihm bekannt, findet, daß es Nichts ſey, und auf eine kindiſche Spielerei hinauslaufe. Er kann nicht zuruͤck, eine gewiſſe Eitelkeit verhin- dert ihn, ſich als einen Getaͤuſchten darzuſtellen; ſeine innere Schaam aber verleitet ihn, ſich der leeren Sache hinzugeben, und — er zieht ſich ohne Aufſehen in aller Stille zuruͤck. — Iſt dies die wahre Geſchichte aller redlichen und weiſen Maͤn- ner im Orden, ſo — ſtehen wir hier, am Ende unſerer Unterſuchungen, wir ſchaͤmen uns, daß wir den Orden auch nur ſo weit unſerer Aufmerkſam- keit gewuͤrdigt haben, und uͤberlaſſen ihn mit be- daurendem Laͤcheln den gutmuͤthigen Schwaͤrmern und den ſelbſtſuͤchtigen Intriguanten. Aber das iſt ſie nicht, ſo wahr Deine Erfahrun- gen ſind, und die meinen. Die wahrhaft weiſen und redlichen Maͤnner, die wir kennen, ſind im Orden vorwaͤrts geſchritten, haben ſich ernſtlich mit ihm beſchaͤftigt, fuͤr ihn ſich abgearbeitet, und ſogar andre wichtige Zwecke aufgeopfert. Und nun ſtehe ich auf dem Punkte, den ich fuͤr Dich, den Nicht-Maurer, und fuͤr jede konſe- quente Vernunft, fuͤr feſt und ſicher halte: So wahr auch nur Ein ohnſtreitig weiſer und tugendhafter Mann ſich ernſthaft mit dem Frei-Maurer-Orden beſchaͤftigt, ſo wahr iſt er kein Spiel, ſo gewiß hat er einen, und zwar ern- ſten und erhabenen Zweck. So haͤtten wir denn den Standpunkt gefunden,

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/26>, abgerufen am 27.04.2024.