[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802
Schnöder Eitelkeit entgegen, Wohl dir! ahnde leise, Was im stillen Kreise Du geduldet und gethan. Jetzt am hohen Ziel gewannest Du den Palmkranz, und begannest Dort des höhern Kampfes Bahn. Aber wir, die Deinen, Stehn am Grab', und weinen, Daß so früh der Gute schied! Du, so liebreich und gesellig, Du, zu Wort und That gefällig, Liegst im Sarge nun verblüht. Seelenhüll', o werde, Was du warest, Erde, Von des Rasens Blumen schön. In verklärtem Schimmer hebet Staunend sich der Geist, und schwebet Engelflug zu Gottes Höhn. Zwar gen Himmel eilend, Haucht der Geist, noch weilend, Tröstung uns, dem Lüftchen gleich: "Weinet nicht zu sehr, ihr Lieben! "Laßt den Erdenstaub zerstieben; "Dort in Wonn' erwart ich euch."
Schnoͤder Eitelkeit entgegen, Wohl dir! ahnde leiſe, Was im ſtillen Kreiſe Du geduldet und gethan. Jetzt am hohen Ziel gewanneſt Du den Palmkranz, und beganneſt Dort des hoͤhern Kampfes Bahn. Aber wir, die Deinen, Stehn am Grab’, und weinen, Daß ſo fruͤh der Gute ſchied! Du, ſo liebreich und geſellig, Du, zu Wort und That gefaͤllig, Liegſt im Sarge nun verbluͤht. Seelenhuͤll’, o werde, Was du wareſt, Erde, Von des Raſens Blumen ſchoͤn. In verklaͤrtem Schimmer hebet Staunend ſich der Geiſt, und ſchwebet Engelflug zu Gottes Hoͤhn. Zwar gen Himmel eilend, Haucht der Geiſt, noch weilend, Troͤſtung uns, dem Luͤftchen gleich: „Weinet nicht zu ſehr, ihr Lieben! „Laßt den Erdenſtaub zerſtieben; „Dort in Wonn’ erwart ich euch.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <l> <pb facs="#f0256" n="238"/> </l> <l>Schnoͤder Eitelkeit entgegen,</l><lb/> <l>Gottes Licht und Recht erſtrebt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wohl dir! ahnde leiſe,</l><lb/> <l>Was im ſtillen Kreiſe</l><lb/> <l>Du geduldet und gethan.</l><lb/> <l>Jetzt am hohen Ziel gewanneſt</l><lb/> <l>Du den Palmkranz, und beganneſt</l><lb/> <l>Dort des hoͤhern Kampfes Bahn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Aber wir, die Deinen,</l><lb/> <l>Stehn am Grab’, und weinen,</l><lb/> <l>Daß ſo fruͤh der Gute ſchied!</l><lb/> <l>Du, ſo liebreich und geſellig,</l><lb/> <l>Du, zu Wort und That gefaͤllig,</l><lb/> <l>Liegſt im Sarge nun verbluͤht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Seelenhuͤll’, o werde,</l><lb/> <l>Was du wareſt, Erde,</l><lb/> <l>Von des Raſens Blumen ſchoͤn.</l><lb/> <l>In verklaͤrtem Schimmer hebet</l><lb/> <l>Staunend ſich der Geiſt, und ſchwebet</l><lb/> <l>Engelflug zu Gottes Hoͤhn.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Zwar gen Himmel eilend,</l><lb/> <l>Haucht der Geiſt, noch weilend,</l><lb/> <l>Troͤſtung uns, dem Luͤftchen gleich:</l><lb/> <l>„Weinet nicht zu ſehr, ihr Lieben!</l><lb/> <l>„Laßt den Erdenſtaub zerſtieben;</l><lb/> <l>„Dort in Wonn’ erwart ich euch.“</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0256]
Schnoͤder Eitelkeit entgegen,
Gottes Licht und Recht erſtrebt.
Wohl dir! ahnde leiſe,
Was im ſtillen Kreiſe
Du geduldet und gethan.
Jetzt am hohen Ziel gewanneſt
Du den Palmkranz, und beganneſt
Dort des hoͤhern Kampfes Bahn.
Aber wir, die Deinen,
Stehn am Grab’, und weinen,
Daß ſo fruͤh der Gute ſchied!
Du, ſo liebreich und geſellig,
Du, zu Wort und That gefaͤllig,
Liegſt im Sarge nun verbluͤht.
Seelenhuͤll’, o werde,
Was du wareſt, Erde,
Von des Raſens Blumen ſchoͤn.
In verklaͤrtem Schimmer hebet
Staunend ſich der Geiſt, und ſchwebet
Engelflug zu Gottes Hoͤhn.
Zwar gen Himmel eilend,
Haucht der Geiſt, noch weilend,
Troͤſtung uns, dem Luͤftchen gleich:
„Weinet nicht zu ſehr, ihr Lieben!
„Laßt den Erdenſtaub zerſtieben;
„Dort in Wonn’ erwart ich euch.“
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