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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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grade dieser endlose Kummer, diese unaustilgbare
Sehnsucht, die uns in Disharmonie mit unserm
Platze und unserm Herzen setzt, nothwendig sei,
uns auf den herrlichsten Standpunkt unsers Le-
bens hinzuleiten. Unter diesen Gefühlen gedeiht
die Größe der Gesinnung; diese Leiden lösen
sanft die Bande, die den unsterblichen Geist ans
Irrdische knüpfen; diese Schmerzen erhalten das
Herz weich und gut, verknüpfen es mit dem Him-
mel, und bereiten es für seine Seeligkeit.

Wir sind endlich um 365 Tage dem Tode
näher gerückt --; also auch unserm Vaterlande,
dem wahren Leben, dem Fortschreiten vom Scheine
zur Wirklichkeit, dem Lichte des Geistes, der Ruhe
unsers Herzens und -- unsern Vorangegange-
nen. Wohin uns der fl. St. winkt, wo das
Ziel unserer Reisen steht, wohin der ganze Adel
unsrer Natur uns drängt, wonach unser Herz
in seinen edelsten Regungen sich sehnt, wo unsere
Freunde uns erwarten: -- dorthin zu gehen soll-
ten wir uns scheuen, diesem Himmel um einen
so großen Schritt näher gekommen zu seyn, soll-
ten wir zittern? Nein, ein anderes Todtenop-
fer sind wir den heiligen Manen unserer Ver-
klärten schuldig, und unsere Feste, wenn Theil-
nahme ihnen vergönnt ist, sollen ihre Seeligkeit
nicht trüben.

Mit solchem Muthe steht der M. am Grabe
eines gestorbenen Jahres, so hat er mit wohl-
geschliffener K. sein Herz gegen irrdische Begier
verwahrt, so hat er seinen Geist mit dem W. M.

grade dieſer endloſe Kummer, dieſe unaustilgbare
Sehnſucht, die uns in Disharmonie mit unſerm
Platze und unſerm Herzen ſetzt, nothwendig ſei,
uns auf den herrlichſten Standpunkt unſers Le-
bens hinzuleiten. Unter dieſen Gefuͤhlen gedeiht
die Groͤße der Geſinnung; dieſe Leiden loͤſen
ſanft die Bande, die den unſterblichen Geiſt ans
Irrdiſche knuͤpfen; dieſe Schmerzen erhalten das
Herz weich und gut, verknuͤpfen es mit dem Him-
mel, und bereiten es fuͤr ſeine Seeligkeit.

Wir ſind endlich um 365 Tage dem Tode
naͤher geruͤckt —; alſo auch unſerm Vaterlande,
dem wahren Leben, dem Fortſchreiten vom Scheine
zur Wirklichkeit, dem Lichte des Geiſtes, der Ruhe
unſers Herzens und — unſern Vorangegange-
nen. Wohin uns der fl. St. winkt, wo das
Ziel unſerer Reiſen ſteht, wohin der ganze Adel
unſrer Natur uns draͤngt, wonach unſer Herz
in ſeinen edelſten Regungen ſich ſehnt, wo unſere
Freunde uns erwarten: — dorthin zu gehen ſoll-
ten wir uns ſcheuen, dieſem Himmel um einen
ſo großen Schritt naͤher gekommen zu ſeyn, ſoll-
ten wir zittern? Nein, ein anderes Todtenop-
fer ſind wir den heiligen Manen unſerer Ver-
klaͤrten ſchuldig, und unſere Feſte, wenn Theil-
nahme ihnen vergoͤnnt iſt, ſollen ihre Seeligkeit
nicht truͤben.

Mit ſolchem Muthe ſteht der M. am Grabe
eines geſtorbenen Jahres, ſo hat er mit wohl-
geſchliffener K. ſein Herz gegen irrdiſche Begier
verwahrt, ſo hat er ſeinen Geiſt mit dem W. M.

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[230/0248] grade dieſer endloſe Kummer, dieſe unaustilgbare Sehnſucht, die uns in Disharmonie mit unſerm Platze und unſerm Herzen ſetzt, nothwendig ſei, uns auf den herrlichſten Standpunkt unſers Le- bens hinzuleiten. Unter dieſen Gefuͤhlen gedeiht die Groͤße der Geſinnung; dieſe Leiden loͤſen ſanft die Bande, die den unſterblichen Geiſt ans Irrdiſche knuͤpfen; dieſe Schmerzen erhalten das Herz weich und gut, verknuͤpfen es mit dem Him- mel, und bereiten es fuͤr ſeine Seeligkeit. Wir ſind endlich um 365 Tage dem Tode naͤher geruͤckt —; alſo auch unſerm Vaterlande, dem wahren Leben, dem Fortſchreiten vom Scheine zur Wirklichkeit, dem Lichte des Geiſtes, der Ruhe unſers Herzens und — unſern Vorangegange- nen. Wohin uns der fl. St. winkt, wo das Ziel unſerer Reiſen ſteht, wohin der ganze Adel unſrer Natur uns draͤngt, wonach unſer Herz in ſeinen edelſten Regungen ſich ſehnt, wo unſere Freunde uns erwarten: — dorthin zu gehen ſoll- ten wir uns ſcheuen, dieſem Himmel um einen ſo großen Schritt naͤher gekommen zu ſeyn, ſoll- ten wir zittern? Nein, ein anderes Todtenop- fer ſind wir den heiligen Manen unſerer Ver- klaͤrten ſchuldig, und unſere Feſte, wenn Theil- nahme ihnen vergoͤnnt iſt, ſollen ihre Seeligkeit nicht truͤben. Mit ſolchem Muthe ſteht der M. am Grabe eines geſtorbenen Jahres, ſo hat er mit wohl- geſchliffener K. ſein Herz gegen irrdiſche Begier verwahrt, ſo hat er ſeinen Geiſt mit dem W. M.

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/248>, abgerufen am 22.11.2024.