Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

Bild:
<< vorherige Seite

ist für die Erhaltung des Ganzen die nachtheiligste,
gerade weil die gerechte Behandlung durch Erzie-
hung, durch Verhältnisse und durch Umgang mit
der Welt zur leichtesten gemacht wird, mithin die
Versagung derselben immer eine auffallende Be-
schränktheit des Geistes und Niedrigkeit des Her-
zens voraussetzt. Wo aber diese die Handlungs-
weise mehrerer Glieder eines Ganzen bestimmen,
dort ist der rechtschaffene kraftvolle Mann sich es
selbst schuldig, sich zurückzuziehen.

So lange also der Geist der Klugheit die
Vorgesetzten unsers Bundes beleben, und der Geist
der Gerechtigkeit alle Mitglieder desselben beherr-
schen wird, so lange trotzt unser Werk der Ver-
gänglichkeit und der Auflösung. Wir, geliebte
Brüder, die wir hier in dieser feierlichen Stunde
versammelt sind, werden nicht alle auf einmahl
heimgehen; die wir zurücklassen, werden die Zahl
der Aechtklugen vermehren, und die Ihnen an-
vertraute Brüderschaft dem Heiligthume einer
unbestechlichen Gerechtigkeit immer näher führen.
Wird der humane Ton unter den Bessern immer
herrschender, äußert sich die Indignation gegen
alles Unschickliche, Beleidigende, und die Würde
des Maurers Erniedrigende, immer ernster und
edler, so ist es ein gewisses Zeichen, daß die
Herrschaft der Klugheit und der Gerechtigkeit
fester gegründet, und unser Werk, das System
unsers großen Bundes, des Beifalls, der Ach-
tung und der Verehrung würdiger, so wie seiner
Fortdauer gewisser geworden ist. Brrüder! Ihr

iſt fuͤr die Erhaltung des Ganzen die nachtheiligſte,
gerade weil die gerechte Behandlung durch Erzie-
hung, durch Verhaͤltniſſe und durch Umgang mit
der Welt zur leichteſten gemacht wird, mithin die
Verſagung derſelben immer eine auffallende Be-
ſchraͤnktheit des Geiſtes und Niedrigkeit des Her-
zens vorausſetzt. Wo aber dieſe die Handlungs-
weiſe mehrerer Glieder eines Ganzen beſtimmen,
dort iſt der rechtſchaffene kraftvolle Mann ſich es
ſelbſt ſchuldig, ſich zuruͤckzuziehen.

So lange alſo der Geiſt der Klugheit die
Vorgeſetzten unſers Bundes beleben, und der Geiſt
der Gerechtigkeit alle Mitglieder deſſelben beherr-
ſchen wird, ſo lange trotzt unſer Werk der Ver-
gaͤnglichkeit und der Aufloͤſung. Wir, geliebte
Bruͤder, die wir hier in dieſer feierlichen Stunde
verſammelt ſind, werden nicht alle auf einmahl
heimgehen; die wir zuruͤcklaſſen, werden die Zahl
der Aechtklugen vermehren, und die Ihnen an-
vertraute Bruͤderſchaft dem Heiligthume einer
unbeſtechlichen Gerechtigkeit immer naͤher fuͤhren.
Wird der humane Ton unter den Beſſern immer
herrſchender, aͤußert ſich die Indignation gegen
alles Unſchickliche, Beleidigende, und die Wuͤrde
des Maurers Erniedrigende, immer ernſter und
edler, ſo iſt es ein gewiſſes Zeichen, daß die
Herrſchaft der Klugheit und der Gerechtigkeit
feſter gegruͤndet, und unſer Werk, das Syſtem
unſers großen Bundes, des Beifalls, der Ach-
tung und der Verehrung wuͤrdiger, ſo wie ſeiner
Fortdauer gewiſſer geworden iſt. Brruͤder! Ihr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0237" n="219"/>
i&#x017F;t fu&#x0364;r die Erhaltung des Ganzen die nachtheilig&#x017F;te,<lb/>
gerade weil die gerechte Behandlung durch Erzie-<lb/>
hung, durch Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e und durch Umgang mit<lb/>
der Welt zur leichte&#x017F;ten gemacht wird, mithin die<lb/>
Ver&#x017F;agung der&#x017F;elben immer eine auffallende Be-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nktheit des Gei&#x017F;tes und Niedrigkeit des Her-<lb/>
zens voraus&#x017F;etzt. Wo aber die&#x017F;e die Handlungs-<lb/>
wei&#x017F;e mehrerer Glieder eines Ganzen be&#x017F;timmen,<lb/>
dort i&#x017F;t der recht&#x017F;chaffene kraftvolle Mann &#x017F;ich es<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chuldig, &#x017F;ich zuru&#x0364;ckzuziehen.</p><lb/>
          <p>So lange al&#x017F;o der Gei&#x017F;t der Klugheit die<lb/>
Vorge&#x017F;etzten un&#x017F;ers Bundes beleben, und der Gei&#x017F;t<lb/>
der Gerechtigkeit alle Mitglieder de&#x017F;&#x017F;elben beherr-<lb/>
&#x017F;chen wird, &#x017F;o lange trotzt un&#x017F;er Werk der Ver-<lb/>
ga&#x0364;nglichkeit und der Auflo&#x0364;&#x017F;ung. Wir, geliebte<lb/>
Bru&#x0364;der, die wir hier in die&#x017F;er feierlichen Stunde<lb/>
ver&#x017F;ammelt &#x017F;ind, werden nicht alle auf einmahl<lb/>
heimgehen; die wir zuru&#x0364;ckla&#x017F;&#x017F;en, werden die Zahl<lb/>
der Aechtklugen vermehren, und die Ihnen an-<lb/>
vertraute Bru&#x0364;der&#x017F;chaft dem Heiligthume einer<lb/>
unbe&#x017F;techlichen Gerechtigkeit immer na&#x0364;her fu&#x0364;hren.<lb/>
Wird der humane Ton unter den Be&#x017F;&#x017F;ern immer<lb/>
herr&#x017F;chender, a&#x0364;ußert &#x017F;ich die Indignation gegen<lb/>
alles Un&#x017F;chickliche, Beleidigende, und die Wu&#x0364;rde<lb/>
des Maurers Erniedrigende, immer ern&#x017F;ter und<lb/>
edler, &#x017F;o i&#x017F;t es ein gewi&#x017F;&#x017F;es Zeichen, daß die<lb/>
Herr&#x017F;chaft der Klugheit und der Gerechtigkeit<lb/>
fe&#x017F;ter gegru&#x0364;ndet, und un&#x017F;er Werk, das Sy&#x017F;tem<lb/>
un&#x017F;ers großen Bundes, des Beifalls, der Ach-<lb/>
tung und der Verehrung wu&#x0364;rdiger, &#x017F;o wie &#x017F;einer<lb/>
Fortdauer gewi&#x017F;&#x017F;er geworden i&#x017F;t. Brru&#x0364;der! Ihr<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0237] iſt fuͤr die Erhaltung des Ganzen die nachtheiligſte, gerade weil die gerechte Behandlung durch Erzie- hung, durch Verhaͤltniſſe und durch Umgang mit der Welt zur leichteſten gemacht wird, mithin die Verſagung derſelben immer eine auffallende Be- ſchraͤnktheit des Geiſtes und Niedrigkeit des Her- zens vorausſetzt. Wo aber dieſe die Handlungs- weiſe mehrerer Glieder eines Ganzen beſtimmen, dort iſt der rechtſchaffene kraftvolle Mann ſich es ſelbſt ſchuldig, ſich zuruͤckzuziehen. So lange alſo der Geiſt der Klugheit die Vorgeſetzten unſers Bundes beleben, und der Geiſt der Gerechtigkeit alle Mitglieder deſſelben beherr- ſchen wird, ſo lange trotzt unſer Werk der Ver- gaͤnglichkeit und der Aufloͤſung. Wir, geliebte Bruͤder, die wir hier in dieſer feierlichen Stunde verſammelt ſind, werden nicht alle auf einmahl heimgehen; die wir zuruͤcklaſſen, werden die Zahl der Aechtklugen vermehren, und die Ihnen an- vertraute Bruͤderſchaft dem Heiligthume einer unbeſtechlichen Gerechtigkeit immer naͤher fuͤhren. Wird der humane Ton unter den Beſſern immer herrſchender, aͤußert ſich die Indignation gegen alles Unſchickliche, Beleidigende, und die Wuͤrde des Maurers Erniedrigende, immer ernſter und edler, ſo iſt es ein gewiſſes Zeichen, daß die Herrſchaft der Klugheit und der Gerechtigkeit feſter gegruͤndet, und unſer Werk, das Syſtem unſers großen Bundes, des Beifalls, der Ach- tung und der Verehrung wuͤrdiger, ſo wie ſeiner Fortdauer gewiſſer geworden iſt. Brruͤder! Ihr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/237
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/237>, abgerufen am 01.05.2024.