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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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den Abschied vom Regimente, zog nach Hamburg,
gab Musikstunden und fing an ernstlich zu studiren.
Besonders schnelle Fortschritte machte er in den
neueren Sprachen.

Seine Liebe zu den Wissenschaften erweckte
in ihm den Wunsch, sich ihnen auf einer Univer-
sität ganz zu widmen. Sein Gönner und Freund
veranstaltete es, daß er nach Helmstädt gehen konnte.
Frau und Kinder nahm er mit, ließ sie aber auf
einem Dorfe bei der Stadt, und besuchte sie nur
alle Sonnabend. Er ernährte sich und die Seinen
gröstentheils durch Musikstunden die er gab. *)
Der edle Stockhausen, sagt die Denkschrift, ward
sein Lehrer, Rathgeber, Freund; Helmstädt die
Säugamme seines wißbegierigen Geistes.

Eben diese Schrift fährt fort mit einer Nach-
richt, von der unsere Traditionen schweigen: "Den
in Braunschweig Verkannten nahm Celle auf;
was Helmstädt angefangen hatte, vollendete Celle.
Frankreichs, Italiens und Brittaniens Sprachen
öffneten dem Durstigen nie versiegende Quellen;
arbeitsam durchwachte Nächte lehrten ihn die
Schätze seiner Muttersprache finden, und bereite-
ten, was er selbst nicht ahnete, den Schriftsteller
der Nation. Celle horchte mit Wohlgefallen sei-

*) Nach der Denkschrift fühlte er in Helm-
städt zuerst das Bedürfniß der Wissenschaften, auch
sagt sie nichts von seinem früheren Aufenthalt zu
Stade und Hamburg.

den Abſchied vom Regimente, zog nach Hamburg,
gab Muſikſtunden und fing an ernſtlich zu ſtudiren.
Beſonders ſchnelle Fortſchritte machte er in den
neueren Sprachen.

Seine Liebe zu den Wiſſenſchaften erweckte
in ihm den Wunſch, ſich ihnen auf einer Univer-
ſitaͤt ganz zu widmen. Sein Goͤnner und Freund
veranſtaltete es, daß er nach Helmſtaͤdt gehen konnte.
Frau und Kinder nahm er mit, ließ ſie aber auf
einem Dorfe bei der Stadt, und beſuchte ſie nur
alle Sonnabend. Er ernaͤhrte ſich und die Seinen
groͤſtentheils durch Muſikſtunden die er gab. *)
Der edle Stockhauſen, ſagt die Denkſchrift, ward
ſein Lehrer, Rathgeber, Freund; Helmſtaͤdt die
Saͤugamme ſeines wißbegierigen Geiſtes.

Eben dieſe Schrift faͤhrt fort mit einer Nach-
richt, von der unſere Traditionen ſchweigen: „Den
in Braunſchweig Verkannten nahm Celle auf;
was Helmſtaͤdt angefangen hatte, vollendete Celle.
Frankreichs, Italiens und Brittaniens Sprachen
oͤffneten dem Durſtigen nie verſiegende Quellen;
arbeitſam durchwachte Naͤchte lehrten ihn die
Schaͤtze ſeiner Mutterſprache finden, und bereite-
ten, was er ſelbſt nicht ahnete, den Schriftſteller
der Nation. Celle horchte mit Wohlgefallen ſei-

*) Nach der Denkſchrift fuͤhlte er in Helm-
ſtaͤdt zuerſt das Beduͤrfniß der Wiſſenſchaften, auch
ſagt ſie nichts von ſeinem fruͤheren Aufenthalt zu
Stade und Hamburg.
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[202/0220] den Abſchied vom Regimente, zog nach Hamburg, gab Muſikſtunden und fing an ernſtlich zu ſtudiren. Beſonders ſchnelle Fortſchritte machte er in den neueren Sprachen. Seine Liebe zu den Wiſſenſchaften erweckte in ihm den Wunſch, ſich ihnen auf einer Univer- ſitaͤt ganz zu widmen. Sein Goͤnner und Freund veranſtaltete es, daß er nach Helmſtaͤdt gehen konnte. Frau und Kinder nahm er mit, ließ ſie aber auf einem Dorfe bei der Stadt, und beſuchte ſie nur alle Sonnabend. Er ernaͤhrte ſich und die Seinen groͤſtentheils durch Muſikſtunden die er gab. *) Der edle Stockhauſen, ſagt die Denkſchrift, ward ſein Lehrer, Rathgeber, Freund; Helmſtaͤdt die Saͤugamme ſeines wißbegierigen Geiſtes. Eben dieſe Schrift faͤhrt fort mit einer Nach- richt, von der unſere Traditionen ſchweigen: „Den in Braunſchweig Verkannten nahm Celle auf; was Helmſtaͤdt angefangen hatte, vollendete Celle. Frankreichs, Italiens und Brittaniens Sprachen oͤffneten dem Durſtigen nie verſiegende Quellen; arbeitſam durchwachte Naͤchte lehrten ihn die Schaͤtze ſeiner Mutterſprache finden, und bereite- ten, was er ſelbſt nicht ahnete, den Schriftſteller der Nation. Celle horchte mit Wohlgefallen ſei- *) Nach der Denkſchrift fuͤhlte er in Helm- ſtaͤdt zuerſt das Beduͤrfniß der Wiſſenſchaften, auch ſagt ſie nichts von ſeinem fruͤheren Aufenthalt zu Stade und Hamburg.

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/220>, abgerufen am 24.11.2024.