Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.fressen, und wann es zum Treffen und Certament käme, soltet ihr berg
freſſen, und wann es zum Treffen und Certament kaͤme, ſoltet ihr berg
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="16"/> freſſen, und wann es zum Treffen und <hi rendition="#aq">Certament</hi> kaͤme, ſoltet ihr<lb/> euch doch wohl wundern, daß ich auch etwas weiß, <hi rendition="#aq">Vos, vos, veſtræ<lb/> Dominationes,</hi> ihr, ihr ſelbſt ſeyd Urſache daran, daß bey dem ge-<lb/> meinen Mann faſt nichts mehr auf die Gelehrten gehalten wird,<lb/> weil jederman nur allzudeutlich ſiehet, daß <hi rendition="#aq">bonæ literæ,</hi> und <hi rendition="#aq">mali<lb/> mores</hi> gemeiniglich beyſammen ſeynd. Wer weiß das Sprichwort<lb/> nicht: <hi rendition="#aq">Qui proficit in literis, & deficit in moribus, plus deficit quam<lb/> groficit.</hi> Ja, ſagen ſie, <hi rendition="#fr">aber er ſchaͤndet den gantzen Schul-<lb/> Orden, und das gantze Schul-Amt darunter doch ſo vie-<lb/> le herrliche Leute geweſen, als</hi> <hi rendition="#aq">Philippus Melanchton,<lb/> Joachim Camerarius &c.</hi> Ey mein lieber Schul-Fuchs! und<lb/> laͤcherliches Herrlein! meineſt du etwa du ſeyeſt auch ein <hi rendition="#aq">Melanchton,</hi><lb/> oder <hi rendition="#aq">Camerarius?</hi> Weit gefehlet. Es mangeln dir noch ein paar<lb/> gute groſſe Bauren-Schritte zu dieſer herrlichen Lob-wuͤrdigen<lb/> Maͤnner Geſchicklichkeit ſowohl, als zu ihren edlen Sitten und Tu-<lb/> genden. Es iſt wahr, wann ich ſage, die Schulmeiſter, oder <hi rendition="#aq">Pe-<lb/> dan</hi>ten, thun dieſes oder jenes, ſo verſtehe ich freylich keine Bau-<lb/> ren und keine Handwercksleute. Ich rede auch von keinen Edel-<lb/> leuten und Buͤrgern, ſondern ich meyne Schulmeiſter und <hi rendition="#aq">Pedan-</hi><lb/> ten. Es folget aber darum nicht, daß ſie eben alle gemeynet ſeynd,<lb/> ſondern nur die ſeynd gemeynet, die das was getadelt wird, thun.<lb/> Ich werffe unter den Hauffen, wen ich treffe, der fuͤhlet es wohl.<lb/> Ich nenne niemanden. Wer aber derſelbe Eſel iſt, dem wird es<lb/> ſein Gewiſſen, und die langen Ohren, damit er ſo leiſe hoͤret, was<lb/> auf ihn zielet, wohl ſagen. Aber daran ſiehet man, daß dieſer<lb/> hier, und der dorten, eben die rechten <hi rendition="#aq">Pedan</hi>ten ſeynd, welche ich<lb/> meyne, die ihr nehmlich euer Lebtag mit eurer <hi rendition="#aq">Dialectic</hi> zugebracht,<lb/> und ſolche doch noch nicht, <hi rendition="#aq">in communi vita</hi> zu <hi rendition="#aq">practici</hi>ren wiſſet.<lb/> Sonſt wuͤrdet ihr wohl dencken koͤnnen, <hi rendition="#aq">quod differat in definita, &<lb/> univerſalis locutio, & quod indefinita non ſemper, & ubique æquipol-<lb/> leat univerſali.</hi> Alſo wann man ſagt: <hi rendition="#aq">Doctores Baſilea facit Witte-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">berg</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0060]
freſſen, und wann es zum Treffen und Certament kaͤme, ſoltet ihr
euch doch wohl wundern, daß ich auch etwas weiß, Vos, vos, veſtræ
Dominationes, ihr, ihr ſelbſt ſeyd Urſache daran, daß bey dem ge-
meinen Mann faſt nichts mehr auf die Gelehrten gehalten wird,
weil jederman nur allzudeutlich ſiehet, daß bonæ literæ, und mali
mores gemeiniglich beyſammen ſeynd. Wer weiß das Sprichwort
nicht: Qui proficit in literis, & deficit in moribus, plus deficit quam
groficit. Ja, ſagen ſie, aber er ſchaͤndet den gantzen Schul-
Orden, und das gantze Schul-Amt darunter doch ſo vie-
le herrliche Leute geweſen, als Philippus Melanchton,
Joachim Camerarius &c. Ey mein lieber Schul-Fuchs! und
laͤcherliches Herrlein! meineſt du etwa du ſeyeſt auch ein Melanchton,
oder Camerarius? Weit gefehlet. Es mangeln dir noch ein paar
gute groſſe Bauren-Schritte zu dieſer herrlichen Lob-wuͤrdigen
Maͤnner Geſchicklichkeit ſowohl, als zu ihren edlen Sitten und Tu-
genden. Es iſt wahr, wann ich ſage, die Schulmeiſter, oder Pe-
danten, thun dieſes oder jenes, ſo verſtehe ich freylich keine Bau-
ren und keine Handwercksleute. Ich rede auch von keinen Edel-
leuten und Buͤrgern, ſondern ich meyne Schulmeiſter und Pedan-
ten. Es folget aber darum nicht, daß ſie eben alle gemeynet ſeynd,
ſondern nur die ſeynd gemeynet, die das was getadelt wird, thun.
Ich werffe unter den Hauffen, wen ich treffe, der fuͤhlet es wohl.
Ich nenne niemanden. Wer aber derſelbe Eſel iſt, dem wird es
ſein Gewiſſen, und die langen Ohren, damit er ſo leiſe hoͤret, was
auf ihn zielet, wohl ſagen. Aber daran ſiehet man, daß dieſer
hier, und der dorten, eben die rechten Pedanten ſeynd, welche ich
meyne, die ihr nehmlich euer Lebtag mit eurer Dialectic zugebracht,
und ſolche doch noch nicht, in communi vita zu practiciren wiſſet.
Sonſt wuͤrdet ihr wohl dencken koͤnnen, quod differat in definita, &
univerſalis locutio, & quod indefinita non ſemper, & ubique æquipol-
leat univerſali. Alſo wann man ſagt: Doctores Baſilea facit Witte-
berg
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