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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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Ein recht fataler Gebrauch hat sich mit der Magister-Bäckerey meliret;
und zwar dieser, daß man fast lauter lächerliche Carmina dabey zu machen pfle-
get, so daß es scheinet, als ob man sich nur über diejenigen moquire, welche die-
sen Gradum und Titel annehmen, an statt, daß man ihnen darzu gratuliren
solte. Das zeiget, wie weit diese herrllche Würde in Verfall gerathen; die
aber doch allemal in ihrem hohen Werth bleibet, wann der rechte Mann damit
bekleidet ist.

Unter diesen lächerlichen Carminibus, welche auf die Magister-Promotion
gemachet werden, finden sich indessen öffters solche, die warhafftig etwas scharff-
sinniges, und ein vortreffliches Saltz in sich führen, wie seltsam sie auch lauten.
Ich könte deren allhier viele mit einfliessen lassen, und es wäre nicht mal a pro-
pos.
Es mag aber bey einem einigen sein bewenden haben, welches ich mei-
nes Orts vor vielen andern hoch halte und admirire.

Dieses kam Anno 1721. bey einer Magister-Promotion, zu Leipzig zum Vor-
schein, und war in Form eines Briefes, an einen unter denen zumachenden
neuen Magistris begriffenen Candidatum Philosophiae & Medicinae addressiret.
Den Namen desselben will ich menagiren, und er befindet sich nunmehro unter
der Zahl derer Verstorbenen. Jedoch muß ich noch dieses zu seinem rühm-
lichen Gedächtniß sagen, daß er warhafftig würdig gewesen Magister zu werden,
zu seyn und zu heissen. Ja er war capable ehestens weiter, und höher zu schrei-
ten, als ihn der Tod, in der Blüte seiner Jahre, von der Welt risse. Der Ti-
tel lautet also:

a Monsieur,
Monsieur N. N. - - -
Candidat en Philosophie & Medicine,

Nebst einem Kober
Saal-Eyern.
Franco.
a Leipzic.

Wohl-Edler, Wohlachtbarer, Wohlgelahrter
Wohlerfahrner, wohlweiser,

Viel-Ehr- und Tugend-begabter, Sittreicher, Mann
und Hand-fester Hr. Magister,
Nahm-

Ein recht fataler Gebrauch hat ſich mit der Magiſter-Baͤckerey meliret;
und zwar dieſer, daß man faſt lauter laͤcherliche Carmina dabey zu machen pfle-
get, ſo daß es ſcheinet, als ob man ſich nur uͤber diejenigen moquire, welche die-
ſen Gradum und Titel annehmen, an ſtatt, daß man ihnen darzu gratuliren
ſolte. Das zeiget, wie weit dieſe herrllche Wuͤrde in Verfall gerathen; die
aber doch allemal in ihrem hohen Werth bleibet, wann der rechte Mann damit
bekleidet iſt.

Unter dieſen laͤcherlichen Carminibus, welche auf die Magiſter-Promotion
gemachet werden, finden ſich indeſſen oͤffters ſolche, die warhafftig etwas ſcharff-
ſinniges, und ein vortreffliches Saltz in ſich fuͤhren, wie ſeltſam ſie auch lauten.
Ich koͤnte deren allhier viele mit einflieſſen laſſen, und es waͤre nicht mal à pro-
pos.
Es mag aber bey einem einigen ſein bewenden haben, welches ich mei-
nes Orts vor vielen andern hoch halte und admirire.

Dieſes kam Anno 1721. bey einer Magiſter-Promotion, zu Leipzig zum Vor-
ſchein, und war in Form eines Briefes, an einen unter denen zumachenden
neuen Magiſtris begriffenen Candidatum Philoſophiæ & Medicinæ addreſſiret.
Den Namen deſſelben will ich menagiren, und er befindet ſich nunmehro unter
der Zahl derer Verſtorbenen. Jedoch muß ich noch dieſes zu ſeinem ruͤhm-
lichen Gedaͤchtniß ſagen, daß er warhafftig wuͤrdig geweſen Magiſter zu werden,
zu ſeyn und zu heiſſen. Ja er war capable eheſtens weiter, und hoͤher zu ſchrei-
ten, als ihn der Tod, in der Bluͤte ſeiner Jahre, von der Welt riſſe. Der Ti-
tel lautet alſo:

a Monſieur,
Monſieur N. N. ‒ ‒ ‒
Candidat en Philoſophie & Medicine,

Nebſt einem Kober
Saal-Eyern.
Franco.
a Leipzic.

Wohl-Edler, Wohlachtbarer, Wohlgelahrter
Wohlerfahrner, wohlweiſer,

Viel-Ehr- und Tugend-begabter, Sittreicher, Mann
und Hand-feſter Hr. Magiſter,
Nahm-
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[7/0051] Ein recht fataler Gebrauch hat ſich mit der Magiſter-Baͤckerey meliret; und zwar dieſer, daß man faſt lauter laͤcherliche Carmina dabey zu machen pfle- get, ſo daß es ſcheinet, als ob man ſich nur uͤber diejenigen moquire, welche die- ſen Gradum und Titel annehmen, an ſtatt, daß man ihnen darzu gratuliren ſolte. Das zeiget, wie weit dieſe herrllche Wuͤrde in Verfall gerathen; die aber doch allemal in ihrem hohen Werth bleibet, wann der rechte Mann damit bekleidet iſt. Unter dieſen laͤcherlichen Carminibus, welche auf die Magiſter-Promotion gemachet werden, finden ſich indeſſen oͤffters ſolche, die warhafftig etwas ſcharff- ſinniges, und ein vortreffliches Saltz in ſich fuͤhren, wie ſeltſam ſie auch lauten. Ich koͤnte deren allhier viele mit einflieſſen laſſen, und es waͤre nicht mal à pro- pos. Es mag aber bey einem einigen ſein bewenden haben, welches ich mei- nes Orts vor vielen andern hoch halte und admirire. Dieſes kam Anno 1721. bey einer Magiſter-Promotion, zu Leipzig zum Vor- ſchein, und war in Form eines Briefes, an einen unter denen zumachenden neuen Magiſtris begriffenen Candidatum Philoſophiæ & Medicinæ addreſſiret. Den Namen deſſelben will ich menagiren, und er befindet ſich nunmehro unter der Zahl derer Verſtorbenen. Jedoch muß ich noch dieſes zu ſeinem ruͤhm- lichen Gedaͤchtniß ſagen, daß er warhafftig wuͤrdig geweſen Magiſter zu werden, zu ſeyn und zu heiſſen. Ja er war capable eheſtens weiter, und hoͤher zu ſchrei- ten, als ihn der Tod, in der Bluͤte ſeiner Jahre, von der Welt riſſe. Der Ti- tel lautet alſo: a Monſieur, Monſieur N. N. ‒ ‒ ‒ Candidat en Philoſophie & Medicine, Nebſt einem Kober Saal-Eyern. Franco. a Leipzic. Wohl-Edler, Wohlachtbarer, Wohlgelahrter Wohlerfahrner, wohlweiſer, Viel-Ehr- und Tugend-begabter, Sittreicher, Mann und Hand-feſter Hr. Magiſter, Nahm-

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/51>, abgerufen am 21.11.2024.