Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.fel auf seinem Schimmel. Item: Mancher denckt, wann er nur Von einer ledigen Weibs-Person, welche, ihrer Mutter unwissend, Im übrigen führen fast alle seine Schrifften einen lächerlichen Titel, als Einer von denen grösten gelehrten Narren aber, die unter denen Rö- An
fel auf ſeinem Schimmel. Item: Mancher denckt, wann er nur Von einer ledigen Weibs-Perſon, welche, ihrer Mutter unwiſſend, Im uͤbrigen fuͤhren faſt alle ſeine Schrifften einen laͤcherlichen Titel, als Einer von denen groͤſten gelehrten Narren aber, die unter denen Roͤ- An
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0204" n="160"/> <hi rendition="#fr">fel auf ſeinem Schimmel. Item: Mancher denckt, wann er nur<lb/> ein Weib an dem Halſe hat, ſo waͤre ſchon alles gut und er ſeye<lb/> bereits in dem Himmel. Ja, im Himmel, du Limmel! Du biſt<lb/> noch weit entfernet davon, und haſt die Hoͤlle bey lebendigem Lei-<lb/> be auf dem Hals.</hi> </p><lb/> <p>Von einer ledigen Weibs-Perſon, welche, ihrer Mutter unwiſſend,<lb/> ein unkeuſches Leben gefuͤhret, und ſchwanger worden war, ſpricht er an ei-<lb/> nem gewiſſen Ort in ſeinen Schrifften: <hi rendition="#fr">Das Muͤtterl meynte, das Toͤch-<lb/> terl waͤre noch eine Jungferl; allein das Toͤchterl hatte bereits ge-<lb/> muͤtterlt.</hi></p><lb/> <p>Im uͤbrigen fuͤhren faſt alle ſeine Schrifften einen laͤcherlichen Titel, als<lb/> z. E. <hi rendition="#fr">Judas der Ertz-Schelm; Vogel friß</hi> oder <hi rendition="#fr">ſtirb;</hi> und dann: <hi rendition="#fr">Gick,<lb/> gack, gack ein A.</hi> Welchen Titel er einem Buch gegeben, indem er ein in<lb/> Bayern gelegenes Cloſter beſchrieben, welches an einem Ort erbauet worden,<lb/> woſelbſt eine Henne ein Ey geleget, auf dem ſich das Bildniß der Heil. Jung-<lb/><supplied>f</supplied>rau Mariaͤ dermaßen natuͤrlich <hi rendition="#aq">præſenti</hi>ret haben ſolle, daß man es auch mit<lb/> Menſchen-Haͤnden nicht ſchoͤner haͤtte mahlen koͤnnen.</p><lb/> <p>Einer von denen groͤſten <hi rendition="#fr">gelehrten Narren</hi> aber, die unter denen <hi rendition="#fr">Roͤ-<lb/> miſch-Catholiſchen Geiſtlichen</hi> anzutreffen, mag wohl derjenige ſeyn, wel-<lb/> cher vor einiger Zeit zu Straßburg eine ſo gar unmaͤßige und <hi rendition="#aq">abſurde</hi><lb/><hi rendition="#fr">Schmaͤh-Schrifft</hi> wider die <hi rendition="#aq">Proteſtan</hi>ten ausfliegen laſſen, Gleich der Ti-<lb/> tel giebet ein vollkommenes Zeugniß, daß der <hi rendition="#aq">Autor</hi> ein <hi rendition="#fr">Ertz-Narr</hi> ſeyn<lb/> muß, wann es heiſſet: <hi rendition="#fr">Friß-Vogel,</hi> oder <hi rendition="#fr">ſtirb! Das iſt, Ein, wegen<lb/> dem wichtigen Glaubens-Artickul des Chriſtenthums, von der wahren<lb/> Kirchen, mit allen uneatholiſchen</hi> <hi rendition="#aq">Prædican</hi><hi rendition="#fr">ten ſcharff vorgenommenes</hi><lb/><hi rendition="#aq">Examen</hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq">Tortur.</hi> Er ſpricht auf eine recht unvernuͤnfftige Art, <hi rendition="#fr">es koͤnne<lb/> GOtt nicht GOtt ſeyn, wann nicht die Roͤmiſch-Catholiſche Kirche die<lb/> rechte und wahre, allein ſeligmachende Kirche waͤre.</hi> Auch giebt derſelbe<lb/> als eine ausgemachte Wahrheit vor, <hi rendition="#fr">Kayſer</hi> <hi rendition="#aq">Maximilianus I.</hi> <hi rendition="#fr">habe zu Aug-<lb/> ſpurg, beym Reichs-Tage, mit ſeinen Augen geſehe<supplied>n</supplied>, daß</hi> <hi rendition="#aq">Luthero</hi> <hi rendition="#fr">der<lb/> Teuffel auf der einen Schultern geſeſſen ſeye.</hi> Ein anderes klares Zeug-<lb/> niß von der Narrheit iſt auch dieſes, daß die <hi rendition="#fr">Vorrede</hi> weitlaͤufftiger iſt, als<lb/> der gantze uͤbrige Theil des <hi rendition="#fr">Wercks.</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [160/0204]
fel auf ſeinem Schimmel. Item: Mancher denckt, wann er nur
ein Weib an dem Halſe hat, ſo waͤre ſchon alles gut und er ſeye
bereits in dem Himmel. Ja, im Himmel, du Limmel! Du biſt
noch weit entfernet davon, und haſt die Hoͤlle bey lebendigem Lei-
be auf dem Hals.
Von einer ledigen Weibs-Perſon, welche, ihrer Mutter unwiſſend,
ein unkeuſches Leben gefuͤhret, und ſchwanger worden war, ſpricht er an ei-
nem gewiſſen Ort in ſeinen Schrifften: Das Muͤtterl meynte, das Toͤch-
terl waͤre noch eine Jungferl; allein das Toͤchterl hatte bereits ge-
muͤtterlt.
Im uͤbrigen fuͤhren faſt alle ſeine Schrifften einen laͤcherlichen Titel, als
z. E. Judas der Ertz-Schelm; Vogel friß oder ſtirb; und dann: Gick,
gack, gack ein A. Welchen Titel er einem Buch gegeben, indem er ein in
Bayern gelegenes Cloſter beſchrieben, welches an einem Ort erbauet worden,
woſelbſt eine Henne ein Ey geleget, auf dem ſich das Bildniß der Heil. Jung-
frau Mariaͤ dermaßen natuͤrlich præſentiret haben ſolle, daß man es auch mit
Menſchen-Haͤnden nicht ſchoͤner haͤtte mahlen koͤnnen.
Einer von denen groͤſten gelehrten Narren aber, die unter denen Roͤ-
miſch-Catholiſchen Geiſtlichen anzutreffen, mag wohl derjenige ſeyn, wel-
cher vor einiger Zeit zu Straßburg eine ſo gar unmaͤßige und abſurde
Schmaͤh-Schrifft wider die Proteſtanten ausfliegen laſſen, Gleich der Ti-
tel giebet ein vollkommenes Zeugniß, daß der Autor ein Ertz-Narr ſeyn
muß, wann es heiſſet: Friß-Vogel, oder ſtirb! Das iſt, Ein, wegen
dem wichtigen Glaubens-Artickul des Chriſtenthums, von der wahren
Kirchen, mit allen uneatholiſchen Prædicanten ſcharff vorgenommenes
Examen und Tortur. Er ſpricht auf eine recht unvernuͤnfftige Art, es koͤnne
GOtt nicht GOtt ſeyn, wann nicht die Roͤmiſch-Catholiſche Kirche die
rechte und wahre, allein ſeligmachende Kirche waͤre. Auch giebt derſelbe
als eine ausgemachte Wahrheit vor, Kayſer Maximilianus I. habe zu Aug-
ſpurg, beym Reichs-Tage, mit ſeinen Augen geſehen, daß Luthero der
Teuffel auf der einen Schultern geſeſſen ſeye. Ein anderes klares Zeug-
niß von der Narrheit iſt auch dieſes, daß die Vorrede weitlaͤufftiger iſt, als
der gantze uͤbrige Theil des Wercks.
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