Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.Wieder ein anderer Pedant wolte seinen Teutschen Namen (wie sie ge- Ein Professor bekam einen jungen Pennal zum Famulo. Diesem gab er ei- Ein Professor supremus Alphabeti sagte zu seinem Weibe: O Weiblein Ein tummer Student gieng vor eines Geigenmachers Hause vorüber und Ein
Wieder ein anderer Pedant wolte ſeinen Teutſchen Namen (wie ſie ge- Ein Profeſſor bekam einen jungen Pennal zum Famulo. Dieſem gab er ei- Ein Profeſſor ſupremus Alphabeti ſagte zu ſeinem Weibe: O Weiblein Ein tummer Student gieng vor eines Geigenmachers Hauſe voruͤber und Ein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0107" n="63"/> <p>Wieder ein anderer <hi rendition="#aq">Pedant</hi> wolte ſeinen Teutſchen Namen (wie ſie ge-<lb/> meiniglich zu thun pflegen) auch Lateiniſch machen, und nennet ſich, an ſtatt<lb/> Schuſter, <hi rendition="#aq">Sutorius.</hi> Als er gefraget ward, <hi rendition="#fr">warum er ſeinen Namen ver-<lb/> aͤndere</hi>? ſagte er, <hi rendition="#fr">das Woͤrtlein</hi> <hi rendition="#aq">Sutorius</hi> <hi rendition="#fr">wåre viel anſehnlicher</hi>, <hi rendition="#aq">ſignifi-<lb/> cantius</hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq">magis em phaticum,</hi> <hi rendition="#fr">als der Teutſche Schuſter</hi>.</p><lb/> <p>Ein <hi rendition="#aq">Profeſſor</hi> bekam einen jungen <hi rendition="#aq">Pennal</hi> zum <hi rendition="#aq">Famulo.</hi> Dieſem gab er ei-<lb/> nen Waxſtock in Verwahrung, mit dem Befehl, ihn wohl aufzuheben, und<lb/> nicht eher zu gebrauchen, als wann er es ſelber verlangen wuͤrde. Der albere<lb/><hi rendition="#aq">Fabian</hi> hatte allerley Hausrath, als Papier, Federn, Beutel, Schreibe-Zeug,<lb/> Brod, Kaͤß und andere Dinge in ſeinem Schubſack. Den Waxſtock ſteckte<lb/> er auch hinein, und ſetzte ſich alſo hinter den warmen Offen, allwo er entſchlieff<lb/> und der Waxſtock fieng an weich zu werden, dergeſtalt, daß alles zuſammen<lb/> klebete. Als nun der <hi rendition="#aq">Profeſſor</hi> des Abends wolte zu Bette gehen, rieff er: <hi rendition="#fr">Pe-<lb/> ter! Wo haſt du das Wax-Licht: zůnde es an</hi>. Peter ſprach: <hi rendition="#fr">Herr</hi> <hi rendition="#aq">Pro-<lb/> feſſor</hi> <hi rendition="#fr">hier habe ich es in der Ficken</hi>. Der <hi rendition="#aq">Profeſſor</hi> ſprach: <hi rendition="#fr">Warum in<lb/> der Ficken</hi>. Peter antwortete: <hi rendition="#fr">Die Katzen und Maͤuße haben mir mit<lb/> dem Licht-Freſſen, zu Hauſe und auf Schulen, viel Schlåge gemachet.<lb/> Darum ſteckte ich es nun in die Ficken, daß mir es die Katzen und Maͤuße<lb/> nicht mehr freſſen ſollen</hi>; und damit zog er den geſchmoltzenen Waxſtock<lb/> heraus. Hieruͤber ward der <hi rendition="#aq">Profeſſor</hi> zornig; ſein <hi rendition="#aq">Pennal</hi> aber ſprach ferner:<lb/><hi rendition="#fr">Es muß wahr ſeyn wie man ſagt: Art laͤſſet nicht von Art. Ich habe le-<lb/> derne Ficken. Mich deucht es werden Katzen-Haͤute ſeyn, daß ſie mir<lb/> ſo am Licht gefreſſen</hi>.</p><lb/> <p>Ein <hi rendition="#aq">Profeſſor ſupremus Alphabeti</hi> ſagte zu ſeinem Weibe: <hi rendition="#fr">O Weiblein<lb/> Wann du wiſſen thaͤteſt, was du vor einen Mann haͤtteſt, du wuͤrdeſt<lb/> mir andere Ehre anthun. Ich habe jetzo laſſen ein Buch ausgehen,<lb/> das wird waͤhren ſo lange die Welt ſtehet</hi>.</p><lb/> <p>Ein tummer Student gieng vor eines Geigenmachers Hauſe voruͤber und<lb/> wurde gewahr, daß er oben aus ſeinem Giebel eine lange Stange mit lauter<lb/> Geigen behangen, ausgeſtecket hatte, die etwa in der Sonne trocken werden<lb/> ſolten. Derohalben ſprach der tumme Student gar andaͤchtig zu ſeinem Ge-<lb/> fehrten: <hi rendition="#fr">Schaue ůber dich und zeuch den Hut ab. Hier oben wohnet ge-<lb/> wiß</hi> <hi rendition="#aq">St. Petrus,</hi> <hi rendition="#fr">weil der Himmel ſo voller Geigen haͤnget</hi>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0107]
Wieder ein anderer Pedant wolte ſeinen Teutſchen Namen (wie ſie ge-
meiniglich zu thun pflegen) auch Lateiniſch machen, und nennet ſich, an ſtatt
Schuſter, Sutorius. Als er gefraget ward, warum er ſeinen Namen ver-
aͤndere? ſagte er, das Woͤrtlein Sutorius wåre viel anſehnlicher, ſignifi-
cantius und magis em phaticum, als der Teutſche Schuſter.
Ein Profeſſor bekam einen jungen Pennal zum Famulo. Dieſem gab er ei-
nen Waxſtock in Verwahrung, mit dem Befehl, ihn wohl aufzuheben, und
nicht eher zu gebrauchen, als wann er es ſelber verlangen wuͤrde. Der albere
Fabian hatte allerley Hausrath, als Papier, Federn, Beutel, Schreibe-Zeug,
Brod, Kaͤß und andere Dinge in ſeinem Schubſack. Den Waxſtock ſteckte
er auch hinein, und ſetzte ſich alſo hinter den warmen Offen, allwo er entſchlieff
und der Waxſtock fieng an weich zu werden, dergeſtalt, daß alles zuſammen
klebete. Als nun der Profeſſor des Abends wolte zu Bette gehen, rieff er: Pe-
ter! Wo haſt du das Wax-Licht: zůnde es an. Peter ſprach: Herr Pro-
feſſor hier habe ich es in der Ficken. Der Profeſſor ſprach: Warum in
der Ficken. Peter antwortete: Die Katzen und Maͤuße haben mir mit
dem Licht-Freſſen, zu Hauſe und auf Schulen, viel Schlåge gemachet.
Darum ſteckte ich es nun in die Ficken, daß mir es die Katzen und Maͤuße
nicht mehr freſſen ſollen; und damit zog er den geſchmoltzenen Waxſtock
heraus. Hieruͤber ward der Profeſſor zornig; ſein Pennal aber ſprach ferner:
Es muß wahr ſeyn wie man ſagt: Art laͤſſet nicht von Art. Ich habe le-
derne Ficken. Mich deucht es werden Katzen-Haͤute ſeyn, daß ſie mir
ſo am Licht gefreſſen.
Ein Profeſſor ſupremus Alphabeti ſagte zu ſeinem Weibe: O Weiblein
Wann du wiſſen thaͤteſt, was du vor einen Mann haͤtteſt, du wuͤrdeſt
mir andere Ehre anthun. Ich habe jetzo laſſen ein Buch ausgehen,
das wird waͤhren ſo lange die Welt ſtehet.
Ein tummer Student gieng vor eines Geigenmachers Hauſe voruͤber und
wurde gewahr, daß er oben aus ſeinem Giebel eine lange Stange mit lauter
Geigen behangen, ausgeſtecket hatte, die etwa in der Sonne trocken werden
ſolten. Derohalben ſprach der tumme Student gar andaͤchtig zu ſeinem Ge-
fehrten: Schaue ůber dich und zeuch den Hut ab. Hier oben wohnet ge-
wiß St. Petrus, weil der Himmel ſo voller Geigen haͤnget.
Ein
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