Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.Wetter vermuthete. Als man ihn fragte warum er solches thäte? ant- Ein gelehrter Edelmann, als er gelesen, daß es gar keine Wölffe in En- Als ein Dorff-Priester hörete, daß sein Edelmann erzehlete, wie sein Pferd Ein Student von Braunschweig wolte zu Fuß auf die Universitaet Ro- Ein Pedant, welcher ihm viel einbildete, ward vor das Concilium Aca- Ein anderer Pedant als ihn einer die Stiegen hinunter warff, sagte: Es Ein
Wetter vermuthete. Als man ihn fragte warum er ſolches thaͤte? ant- Ein gelehrter Edelmann, als er geleſen, daß es gar keine Woͤlffe in En- Als ein Dorff-Prieſter hoͤrete, daß ſein Edelmann erzehlete, wie ſein Pferd Ein Student von Braunſchweig wolte zu Fuß auf die Univerſitæt Ro- Ein Pedant, welcher ihm viel einbildete, ward vor das Concilium Aca- Ein anderer Pedant als ihn einer die Stiegen hinunter warff, ſagte: Es Ein
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Wetter vermuthete. Als man ihn fragte warum er ſolches thaͤte? ant-
wortete derſelbe, er můſte fuͤnff oder ſechs Tage zu einer bevorſtehenden
Keiſe gut Wetter haben.
Ein gelehrter Edelmann, als er geleſen, daß es gar keine Woͤlffe in En-
geland gaͤbe, ſagte: Warlich! daran iſt viel Geld zu verdienen. Ich will
ein Dutzent hinein fuͤhren, damit der Faſel auch in das Land komme.
Als ihm aber einer anzeigte, wie es ein ſo groſſer Weg, und daß er uͤber das
Meer muͤſte, auf dem er noch niemals gefahren, ließ er ihm eine Frantzoͤſiſche
Land-Karte weiſen. Nachdem er dieſelbe gantz ſcharff uͤberſehen, ſagte er:
Was ſchwaͤtzet ihr mir von einem Meer? Ich ſehe nichts allhier als ein
kleines Wåſſerlein, kaum, ſo groß als der Rhein. Ich wundere mich,
daß der Koͤnig von Engeland nicht eine ſchoͤnen Bruͤcke daruͤber machen
låſſet, damit man alſo von einem Land zum andern mit ſolchen Thieren
wandeln koͤnne.
Als ein Dorff-Prieſter hoͤrete, daß ſein Edelmann erzehlete, wie ſein Pferd
im poſtiren ein Bein zerbrochen, alſo daß er es auch haͤtte muͤſſen dahinten laſſen,
ſagte er: Warum haben Ew. Gnaden dem Pferd nicht ein hoͤltzernes
Bein machen laſſen. Ich habe einen Capitain gekannt, der auch ein hoͤl-
tzernes Bein gehabt, nachdem er das rechte durch einen Stůck-Schuß
verlohren. Dem ungeachtet kunte er die Poſt ſo wohl reiten, als ir-
gend einer in dieſem gantzen Lande.
Ein Student von Braunſchweig wolte zu Fuß auf die Univerſitæt Ro-
ſtock ziehen. Als er nun zwey Tage gereiſet, und auf der Luͤneburger Heyde
ſich verirret, den Weg aber nicht finden kunte, gieng er wieder Heim und
ſprach: Ich bin bald einen gantzen Tag auf der Heyde herum gegan-
gen, und kan die Stadt Roſtock doch nicht finden.
Ein Pedant, welcher ihm viel einbildete, ward vor das Concilium Aca-
demicum gefodert. Als er zur Thuͤre hinein gieng, ſtunde eben der Rector Ma-
gnificus und die Profeſſores auf, nach Hauſe zu gehen, weil es ſchon ſehr ſpaͤte
war. Da rieff der ſtoltze Pedant ihnen zu und ſprach: Die Herren bleiben
nur ſitzen, und machen mit mir nicht ſo viel Façon.
Ein anderer Pedant als ihn einer die Stiegen hinunter warff, ſagte: Es
iſt mir eben eins, ich habe doch ohne diß herab gehen wollen.
Ein
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