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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von allerhand schul-
er hat sich als einen liebhaber der instrumental
music aufgeführt, so wird er entweder was
vor sich gefunden haben, das gleich einen thon
und geschrey so bald man es anrühret, giebet,
und beyde werden ihm diese lection geben:
Noli metangere. Sie aber die neue frau
welche etwas verlohren, das sie niemahls
wieder bekommen wird, kan nunmehro
mit recht einem glase verglichen werden,
darüber jener die bedencklichen worte schrie-
be: Dum tangitur frangitur Dum con-
cipit concidit Dum generat degenerat.

Jedoch es ist nunmehro geschehen, und gleich
wie der krieg einer beständigen abwechselung
des glücks unterworffen ist, also hat sich auch
bey ihnen eine solche veränderung zu ge-
tragen die mit nichts in der welt ersetzt werden
kan: Sollen wir diesen verlust nicht schmertz-
lich beklagen, doch Rerum irreparabilium felix
oblivio,
glückseelig ist, der da vergist,
was nun nicht mehr zu ändern ist. Wir
wollen vielmehr die entseelte von der wahl-
stadt zu ihrer ruhe bringen, und uns dabey
der eitelkeit, nichtigkeit und vergänglichkeit
aller ding, ewelche mehrentheils in der mensch-
lichen einbildung bestehen, erinnern, dem hei-
ligen vater in Rom seine bey der krönung ge-
wöhnliche asche abborgen, dieselbe auf diese
iungferschaft streuen, und auf ihr grabmahl

setzen:

von allerhand ſchul-
er hat ſich als einen liebhaber der inſtrumental
muſic aufgefuͤhrt, ſo wird er entweder was
vor ſich gefunden haben, das gleich einen thon
und geſchrey ſo bald man es anruͤhret, giebet,
und beyde werden ihm dieſe lection geben:
Noli metangere. Sie aber die neue frau
welche etwas verlohren, das ſie niemahls
wieder bekommen wird, kan nunmehro
mit recht einem glaſe verglichen werden,
daruͤber jener die bedencklichen worte ſchrie-
be: Dum tangitur frangitur Dum con-
cipit concidit Dum generat degenerat.

Jedoch es iſt nunmehro geſchehen, und gleich
wie der krieg einer beſtaͤndigen abwechſelung
des gluͤcks unterworffen iſt, alſo hat ſich auch
bey ihnen eine ſolche veraͤnderung zu ge-
tragen die mit nichts in der welt erſetzt werden
kan: Sollen wir dieſen verluſt nicht ſchmertz-
lich beklagen, doch Rerum irreparabilium felix
oblivio,
gluͤckſeelig iſt, der da vergiſt,
was nun nicht mehr zu aͤndern iſt. Wir
wollen vielmehr die entſeelte von der wahl-
ſtadt zu ihrer ruhe bringen, und uns dabey
der eitelkeit, nichtigkeit und vergaͤnglichkeit
aller ding, ewelche mehrentheils in der menſch-
lichen einbildung beſtehen, erinnern, dem hei-
ligen vater in Rom ſeine bey der kroͤnung ge-
woͤhnliche aſche abborgen, dieſelbe auf dieſe
iungferſchaft ſtreuen, und auf ihr grabmahl

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[470/0488] von allerhand ſchul- er hat ſich als einen liebhaber der inſtrumental muſic aufgefuͤhrt, ſo wird er entweder was vor ſich gefunden haben, das gleich einen thon und geſchrey ſo bald man es anruͤhret, giebet, und beyde werden ihm dieſe lection geben: Noli metangere. Sie aber die neue frau welche etwas verlohren, das ſie niemahls wieder bekommen wird, kan nunmehro mit recht einem glaſe verglichen werden, daruͤber jener die bedencklichen worte ſchrie- be: Dum tangitur frangitur Dum con- cipit concidit Dum generat degenerat. Jedoch es iſt nunmehro geſchehen, und gleich wie der krieg einer beſtaͤndigen abwechſelung des gluͤcks unterworffen iſt, alſo hat ſich auch bey ihnen eine ſolche veraͤnderung zu ge- tragen die mit nichts in der welt erſetzt werden kan: Sollen wir dieſen verluſt nicht ſchmertz- lich beklagen, doch Rerum irreparabilium felix oblivio, gluͤckſeelig iſt, der da vergiſt, was nun nicht mehr zu aͤndern iſt. Wir wollen vielmehr die entſeelte von der wahl- ſtadt zu ihrer ruhe bringen, und uns dabey der eitelkeit, nichtigkeit und vergaͤnglichkeit aller ding, ewelche mehrentheils in der menſch- lichen einbildung beſtehen, erinnern, dem hei- ligen vater in Rom ſeine bey der kroͤnung ge- woͤhnliche aſche abborgen, dieſelbe auf dieſe iungferſchaft ſtreuen, und auf ihr grabmahl ſetzen:

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/488>, abgerufen am 19.05.2024.