Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
d)

von allerhand schul-
in andern stücken bey den entlegensten nationen ver-
dienet, auch vornehmlich wegen seiner universität zu
allen zeiten behalte.

Jch habe selbst bey einer andern gelegenheit
dergleichen kurtz in folgenden terminis entworf-
fen, welches wegen anverwandschaft der ma-
terien, hier einzurücken, kein bedencken trage:
P. P.

Es ist ausser streit und die erfahrung zehlet
es bereits zu den veriährten dingen, daß ein
Teutscher mehr beliebung trage, auswärtige
hülsen zu benagen, als den kern der kostbar-
keiten, welche ihm sein vaterland darbeut, zu
schmecken. Wir müssen selbst gestehen, daß
wir ienem stern-seher zuvergleichen, welcher
sich durch die betrachtung des entfernten Ca-
pricorni
am himmel abhalten ließ, was in sei-
nem eignen hause vorgieng, in obacht zu neh-
men. So ist unsere aufführung beschaffen
in hundertfachen zufällen, so ist sie sonderlich
in dem fleiß zeit und unkosten, so wir auf spra-
chen wenden. Wir bearbeiten uns mit er-
staunender mühe zu ergründen, ob Cicero
quoque oder coque gesprochen, ob die älte-
sten Griechen oi wie ein i oder wie einen dop-
pelt-lautenden buchstaben ausgeredet. Wenn
wir aber unsre gedancken, nur gegen unsere
diener eröfnen sollen, so begehen wir soviel
fehler als man worte zehlet. Und haben wir
ia durch fleißige lesung der Psalmen und Evan-
gelien oder in den kram-buden gelernet adiecti-

uum
d)

von allerhand ſchul-
in andern ſtuͤcken bey den entlegenſten nationen ver-
dienet, auch vornehmlich wegen ſeiner univerſitaͤt zu
allen zeiten behalte.

Jch habe ſelbſt bey einer andern gelegenheit
dergleichen kurtz in folgenden terminis entworf-
fen, welches wegen anverwandſchaft der ma-
terien, hier einzuruͤcken, kein bedencken trage:
P. P.

Es iſt auſſer ſtreit und die erfahrung zehlet
es bereits zu den veriaͤhrten dingen, daß ein
Teutſcher mehr beliebung trage, auswaͤrtige
huͤlſen zu benagen, als den kern der koſtbar-
keiten, welche ihm ſein vaterland darbeut, zu
ſchmecken. Wir muͤſſen ſelbſt geſtehen, daß
wir ienem ſtern-ſeher zuvergleichen, welcher
ſich durch die betrachtung des entfernten Ca-
pricorni
am himmel abhalten ließ, was in ſei-
nem eignen hauſe vorgieng, in obacht zu neh-
men. So iſt unſere auffuͤhrung beſchaffen
in hundertfachen zufaͤllen, ſo iſt ſie ſonderlich
in dem fleiß zeit und unkoſten, ſo wir auf ſpra-
chen wenden. Wir bearbeiten uns mit er-
ſtaunender muͤhe zu ergruͤnden, ob Cicero
quoque oder coque geſprochen, ob die aͤlte-
ſten Griechen oi wie ein i oder wie einen dop-
pelt-lautenden buchſtaben ausgeredet. Wenn
wir aber unſre gedancken, nur gegen unſere
diener eroͤfnen ſollen, ſo begehen wir ſoviel
fehler als man worte zehlet. Und haben wir
ia durch fleißige leſung der Pſalmen und Evan-
gelien oder in den kram-buden gelernet adiecti-

uum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note xml:id="note-d-23" prev="#notefn-d-23" place="end" n="d)">
            <floatingText>
              <body>
                <p><pb facs="#f0462" n="444"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von                                                 allerhand &#x017F;chul-</hi></fw><lb/>
in andern                                         &#x017F;tu&#x0364;cken bey den entlegen&#x017F;ten nationen                                         ver-<lb/>
dienet, auch vornehmlich wegen &#x017F;einer                                         univer&#x017F;ita&#x0364;t zu<lb/>
allen zeiten behalte. </p>
                <closer>
                  <dateline>Gegeben den 30. Ma&#x0364;y                                         1708.</dateline>
                </closer>
              </body>
            </floatingText><lb/>
          </note><lb/>
          <p>Jch habe &#x017F;elb&#x017F;t bey einer andern gelegenheit<lb/>
dergleichen                         kurtz in folgenden terminis entworf-<lb/>
fen, welches wegen                         anverwand&#x017F;chaft der ma-<lb/>
terien, hier einzuru&#x0364;cken, kein                         bedencken trage:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">P. P.</hi></hi></p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;treit und die erfahrung                         zehlet<lb/>
es bereits zu den veria&#x0364;hrten dingen, daß ein<lb/>
Teut&#x017F;cher mehr beliebung trage, auswa&#x0364;rtige<lb/>
hu&#x0364;l&#x017F;en zu benagen, als den kern der ko&#x017F;tbar-<lb/>
keiten, welche ihm &#x017F;ein vaterland darbeut, zu<lb/>
&#x017F;chmecken.                         Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;tehen,                         daß<lb/>
wir ienem &#x017F;tern-&#x017F;eher zuvergleichen, welcher<lb/>
&#x017F;ich durch die betrachtung des entfernten <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
pricorni</hi> am himmel abhalten ließ, was in &#x017F;ei-<lb/>
nem eignen hau&#x017F;e vorgieng, in obacht zu neh-<lb/>
men. So i&#x017F;t                         un&#x017F;ere auffu&#x0364;hrung be&#x017F;chaffen<lb/>
in hundertfachen                         zufa&#x0364;llen, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;onderlich<lb/>
in                         dem fleiß zeit und unko&#x017F;ten, &#x017F;o wir auf &#x017F;pra-<lb/>
chen                         wenden. Wir bearbeiten uns mit er-<lb/>
&#x017F;taunender mu&#x0364;he zu                         ergru&#x0364;nden, ob Cicero<lb/><hi rendition="#aq">quoque</hi> oder <hi rendition="#aq">coque</hi> ge&#x017F;prochen, ob die a&#x0364;lte-<lb/>
&#x017F;ten Griechen oi wie ein                         i oder wie einen dop-<lb/>
pelt-lautenden buch&#x017F;taben ausgeredet.                         Wenn<lb/>
wir aber un&#x017F;re gedancken, nur gegen un&#x017F;ere<lb/>
diener ero&#x0364;fnen &#x017F;ollen, &#x017F;o begehen wir                         &#x017F;oviel<lb/>
fehler als man worte zehlet. Und haben wir<lb/>
ia durch                         fleißige le&#x017F;ung der P&#x017F;almen und Evan-<lb/>
gelien oder in den                         kram-buden gelernet adiecti-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">uum</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444/0462] von allerhand ſchul- d⁾ in andern ſtuͤcken bey den entlegenſten nationen ver- dienet, auch vornehmlich wegen ſeiner univerſitaͤt zu allen zeiten behalte. Gegeben den 30. Maͤy 1708. Jch habe ſelbſt bey einer andern gelegenheit dergleichen kurtz in folgenden terminis entworf- fen, welches wegen anverwandſchaft der ma- terien, hier einzuruͤcken, kein bedencken trage: P. P. Es iſt auſſer ſtreit und die erfahrung zehlet es bereits zu den veriaͤhrten dingen, daß ein Teutſcher mehr beliebung trage, auswaͤrtige huͤlſen zu benagen, als den kern der koſtbar- keiten, welche ihm ſein vaterland darbeut, zu ſchmecken. Wir muͤſſen ſelbſt geſtehen, daß wir ienem ſtern-ſeher zuvergleichen, welcher ſich durch die betrachtung des entfernten Ca- pricorni am himmel abhalten ließ, was in ſei- nem eignen hauſe vorgieng, in obacht zu neh- men. So iſt unſere auffuͤhrung beſchaffen in hundertfachen zufaͤllen, ſo iſt ſie ſonderlich in dem fleiß zeit und unkoſten, ſo wir auf ſpra- chen wenden. Wir bearbeiten uns mit er- ſtaunender muͤhe zu ergruͤnden, ob Cicero quoque oder coque geſprochen, ob die aͤlte- ſten Griechen oi wie ein i oder wie einen dop- pelt-lautenden buchſtaben ausgeredet. Wenn wir aber unſre gedancken, nur gegen unſere diener eroͤfnen ſollen, ſo begehen wir ſoviel fehler als man worte zehlet. Und haben wir ia durch fleißige leſung der Pſalmen und Evan- gelien oder in den kram-buden gelernet adiecti- uum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/462
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/462>, abgerufen am 23.11.2024.