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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von denen unterschiedenen arten
ein mensch hat gönstige und mißgönstige.
So wisse zur nachricht:
daß der fpiegel der welt, sich dem spiegel der Smirne
tempel vergleiche,
welcher die schönen leute garstig zeiget.
sie war wie das Parrhasische gemählde,
von welchen man mehr kunst durch den verstand be-
greiffen muste, als den augen der unverständigen
gemahlet war.
glaube den unpartheyischen, und betrüge dich in
einer warhafften sache nicht.
wäre dir vergunt: der entseelten gebeine vor ihrer
vermoderung zu beschauen,
so würdest du auch aus der abgelegten leibes
schale schliessen lernen,
was die hülsen vor einen kern gehabt.
denn solche todten sind wie die mohnen-knüpfel,
welche wenn sie ihre blätter verlieren, dennoch
die krone behalten.
presset dir dieses zehren aus, so weine bitterlich.
setze dich mit der Ceres eine zeitlang auff den stein,
darauff niemand lachen können.
die asche tugendhaffter weiber, verdienet auch
thränen der helden, wie Sisigambens des
grossen Alexanders.
aber beschwere den seligen leichnam mit keiner
übermasse.
wir haben sie verlohren doch nicht auff ewig.
ihr schmertzhaffter tod, führet sie zur süßigkeit des
Lebens.
die sonne ist am kältsten bey ihrem aufgange
die Persischen könige trincken bey antretung ihrer
regierung einen trunck sauren milchs.
wenn du desfals der verstorbenen zum an-
gedencken,
und ihrem geschlechte zu ehren,
den leichenstein, mit deiner besserung, mitleidend
genetzet hastr

so

von denen unterſchiedenen arten
ein menſch hat goͤnſtige und mißgoͤnſtige.
So wiſſe zur nachricht:
daß der fpiegel der welt, ſich dem ſpiegel der Smirne
tempel vergleiche,
welcher die ſchoͤnen leute garſtig zeiget.
ſie war wie das Parrhaſiſche gemaͤhlde,
von welchen man mehr kunſt durch den verſtand be-
greiffen muſte, als den augen der unverſtaͤndigen
gemahlet war.
glaube den unpartheyiſchen, und betruͤge dich in
einer warhafften ſache nicht.
waͤre dir vergunt: der entſeelten gebeine vor ihrer
vermoderung zu beſchauen,
ſo wuͤrdeſt du auch aus der abgelegten leibes
ſchale ſchlieſſen lernen,
was die huͤlſen vor einen kern gehabt.
denn ſolche todten ſind wie die mohnen-knuͤpfel,
welche wenn ſie ihre blaͤtter verlieren, dennoch
die krone behalten.
preſſet dir dieſes zehren aus, ſo weine bitterlich.
ſetze dich mit der Ceres eine zeitlang auff den ſtein,
darauff niemand lachen koͤnnen.
die aſche tugendhaffter weiber, verdienet auch
thraͤnen der helden, wie Siſigambens des
groſſen Alexanders.
aber beſchwere den ſeligen leichnam mit keiner
uͤbermaſſe.
wir haben ſie verlohren doch nicht auff ewig.
ihr ſchmertzhaffter tod, fuͤhret ſie zur ſuͤßigkeit des
Lebens.
die ſonne iſt am kaͤltſten bey ihrem aufgange
die Perſiſchen koͤnige trincken bey antretung ihrer
regierung einen trunck ſauren milchs.
wenn du desfals der verſtorbenen zum an-
gedencken,
und ihrem geſchlechte zu ehren,
den leichenſtein, mit deiner beſſerung, mitleidend
genetzet haſtꝛ

ſo
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[322/0340] von denen unterſchiedenen arten ein menſch hat goͤnſtige und mißgoͤnſtige. So wiſſe zur nachricht: daß der fpiegel der welt, ſich dem ſpiegel der Smirne tempel vergleiche, welcher die ſchoͤnen leute garſtig zeiget. ſie war wie das Parrhaſiſche gemaͤhlde, von welchen man mehr kunſt durch den verſtand be- greiffen muſte, als den augen der unverſtaͤndigen gemahlet war. glaube den unpartheyiſchen, und betruͤge dich in einer warhafften ſache nicht. waͤre dir vergunt: der entſeelten gebeine vor ihrer vermoderung zu beſchauen, ſo wuͤrdeſt du auch aus der abgelegten leibes ſchale ſchlieſſen lernen, was die huͤlſen vor einen kern gehabt. denn ſolche todten ſind wie die mohnen-knuͤpfel, welche wenn ſie ihre blaͤtter verlieren, dennoch die krone behalten. preſſet dir dieſes zehren aus, ſo weine bitterlich. ſetze dich mit der Ceres eine zeitlang auff den ſtein, darauff niemand lachen koͤnnen. die aſche tugendhaffter weiber, verdienet auch thraͤnen der helden, wie Siſigambens des groſſen Alexanders. aber beſchwere den ſeligen leichnam mit keiner uͤbermaſſe. wir haben ſie verlohren doch nicht auff ewig. ihr ſchmertzhaffter tod, fuͤhret ſie zur ſuͤßigkeit des Lebens. die ſonne iſt am kaͤltſten bey ihrem aufgange die Perſiſchen koͤnige trincken bey antretung ihrer regierung einen trunck ſauren milchs. wenn du desfals der verſtorbenen zum an- gedencken, und ihrem geſchlechte zu ehren, den leichenſtein, mit deiner beſſerung, mitleidend genetzet haſtꝛ ſo

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/340>, abgerufen am 25.11.2024.