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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von denen unterschiedenen arten
und den gesetzen der abwechselungen sein ge-
müth niemahls entziehen. Einem Jndianischen
hunde kommt es nur zu, den einmahl gefasten
löwen so feste mit den zähnen zu halten, daß ihm
auch die schmertzhafle abhauung der füsse nicht
davon abbringet. Democritus und Heraclitus
werden bey uns fast für schalcks-narren gehal-
ten, weil wir uns bereden lassen, jener habe im-
mer gelacht, dieser unaufhörlich geweinet.
Man rühmet die klugheit des Römischen käy-
sers Marci Antonini Philosophi noch bey unserer
späten nach-welt in den beygelegten nahmen
des weltweisen: Allein ich zweiffele. daß ihm
die rechte welt weißheit iemahls diese lehre ge-
geben, welcher er doch so eyfrig nachgelebet,
daß man niemahls von iugend auf, weder
durch die härteste betrübniß, nach angenehm-
sten freuden-posten sein gemüth verändern müs-
se. Leute zwar welche den vorurtheilen der
Stoiker gehör geben, werden das für die gröste
weißheit halten, heute eben dieses wollen, was
man gestern gewünschet. Ein belesener Lipsius
aber, hat uns bereits ihre thorheit gezeiget, wenn
er saget: Welche ihre meinung mit stahl und
eisen in dem gemüthe als in marmor gegraben,
sind nicht fähig, geschickte urtheile und wohlge-
gründete rathschläge anderer, ihnen zu nutze zu
machen. Hätte Theseus bey seiner glückli-
chen zurückkunft an statt des schwartzen seegels
auf seinem schif, ein weisses aufzustecken nicht
vergessen, würde seines abgelebten vaters Ae-

gei

von denen unterſchiedenen arten
und den geſetzen der abwechſelungen ſein ge-
muͤth niemahls entziehen. Einem Jndianiſchen
hunde kommt es nur zu, den einmahl gefaſten
loͤwen ſo feſte mit den zaͤhnen zu halten, daß ihm
auch die ſchmertzhafle abhauung der fuͤſſe nicht
davon abbringet. Democritus und Heraclitus
werden bey uns faſt fuͤr ſchalcks-narren gehal-
ten, weil wir uns bereden laſſen, jener habe im-
mer gelacht, dieſer unaufhoͤrlich geweinet.
Man ruͤhmet die klugheit des Roͤmiſchen kaͤy-
ſeꝛs Marci Antonini Philoſophi noch bey unſereꝛ
ſpaͤten nach-welt in den beygelegten nahmen
des weltweiſen: Allein ich zweiffele. daß ihm
die rechte welt weißheit iemahls dieſe lehre ge-
geben, welcher er doch ſo eyfrig nachgelebet,
daß man niemahls von iugend auf, weder
durch die haͤrteſte betruͤbniß, nach angenehm-
ſten freuden-poſten ſein gemuͤth veraͤndeꝛn muͤſ-
ſe. Leute zwar welche den vorurtheilen der
Stoiker gehoͤr geben, werden das fuͤr die groͤſte
weißheit halten, heute eben dieſes wollen, was
man geſtern gewuͤnſchet. Ein beleſener Lipſius
aber, hat uns bereits ihre thorheit gezeiget, weñ
er ſaget: Welche ihre meinung mit ſtahl und
eiſen in dem gemuͤthe als in marmor gegraben,
ſind nicht faͤhig, geſchickte urtheile und wohlge-
gruͤndete rathſchlaͤge anderer, ihnen zu nutze zu
machen. Haͤtte Theſeus bey ſeiner gluͤckli-
chen zuruͤckkunft an ſtatt des ſchwartzen ſeegels
auf ſeinem ſchif, ein weiſſes aufzuſtecken nicht
vergeſſen, wuͤrde ſeines abgelebten vaters Ae-

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[274/0292] von denen unterſchiedenen arten und den geſetzen der abwechſelungen ſein ge- muͤth niemahls entziehen. Einem Jndianiſchen hunde kommt es nur zu, den einmahl gefaſten loͤwen ſo feſte mit den zaͤhnen zu halten, daß ihm auch die ſchmertzhafle abhauung der fuͤſſe nicht davon abbringet. Democritus und Heraclitus werden bey uns faſt fuͤr ſchalcks-narren gehal- ten, weil wir uns bereden laſſen, jener habe im- mer gelacht, dieſer unaufhoͤrlich geweinet. Man ruͤhmet die klugheit des Roͤmiſchen kaͤy- ſeꝛs Marci Antonini Philoſophi noch bey unſereꝛ ſpaͤten nach-welt in den beygelegten nahmen des weltweiſen: Allein ich zweiffele. daß ihm die rechte welt weißheit iemahls dieſe lehre ge- geben, welcher er doch ſo eyfrig nachgelebet, daß man niemahls von iugend auf, weder durch die haͤrteſte betruͤbniß, nach angenehm- ſten freuden-poſten ſein gemuͤth veraͤndeꝛn muͤſ- ſe. Leute zwar welche den vorurtheilen der Stoiker gehoͤr geben, werden das fuͤr die groͤſte weißheit halten, heute eben dieſes wollen, was man geſtern gewuͤnſchet. Ein beleſener Lipſius aber, hat uns bereits ihre thorheit gezeiget, weñ er ſaget: Welche ihre meinung mit ſtahl und eiſen in dem gemuͤthe als in marmor gegraben, ſind nicht faͤhig, geſchickte urtheile und wohlge- gruͤndete rathſchlaͤge anderer, ihnen zu nutze zu machen. Haͤtte Theſeus bey ſeiner gluͤckli- chen zuruͤckkunft an ſtatt des ſchwartzen ſeegels auf ſeinem ſchif, ein weiſſes aufzuſtecken nicht vergeſſen, wuͤrde ſeines abgelebten vaters Ae- gei

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/292>, abgerufen am 22.11.2024.