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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von denen unterschiedenen arten
insgemein der von seinen neigungen getriebene
pöbel von ihnen zu urtheilen pfleget. Einen
wohlgesättigten eckelt auch für den niedlich-
sten speisen, und wer unter tausend edelgestei-
nen von gleicher kostbarkeit den besten aussu-
chen solte, würde sie entweder alle für köstlich
oder alle für nichtswürdig ansehen. So ge-
het es unsern zeiten, in ansehung der ihnen für-
gestellten diener des göttlichen worts, indem
der zuhörer daran keinen mangel unter uns
findet, nachdem ihm die ohren iücken, so achtet
er dieses überflusses nicht, wie er wohl thun
würde, wann es ihm daran fehlete. Und ein
ieder der etliche predigten mit flüchtigen ge-
dancken angehöret, oder in die Homiletischen
bücher mit hungriger begierde eingesehen, mei-
net berechtiget zu seyn, ieden lehrenden in der
gemeine Gottes, durch ungleiche urtheile in die
musterung zu führen. Es wird dannenhero
nach geendigten Gottesdienst, wohl diese frage
ohn unterlaß gehöret: Wie hat ers gemacht?
an statt daß man fragen solte: Was habt ihr
zu eurer besserung gemercket? Die zeiten der
alten haben freylich im Christenthum solche
lehrer aufzuweisen, die man mit den nahmen
der heiligen beehret, und welche gewiß in un-
vergeßlichen andencken zu verehren. Selbst
die heydnischen priester unterschieden sich von
andern, durch wissenschaften, eingezogenheit,
verachtung des irdischen und andere schein-
tugenden. Allein hierinn würden sie alsdann

nur

von denen unterſchiedenen arten
insgemein der von ſeinen neigungen getriebene
poͤbel von ihnen zu urtheilen pfleget. Einen
wohlgeſaͤttigten eckelt auch fuͤr den niedlich-
ſten ſpeiſen, und wer unter tauſend edelgeſtei-
nen von gleicher koſtbarkeit den beſten ausſu-
chen ſolte, wuͤrde ſie entweder alle fuͤr koͤſtlich
oder alle fuͤr nichtswuͤrdig anſehen. So ge-
het es unſern zeiten, in anſehung der ihnen fuͤr-
geſtellten diener des goͤttlichen worts, indem
der zuhoͤrer daran keinen mangel unter uns
findet, nachdem ihm die ohren iuͤcken, ſo achtet
er dieſes uͤberfluſſes nicht, wie er wohl thun
wuͤrde, wann es ihm daran fehlete. Und ein
ieder der etliche predigten mit fluͤchtigen ge-
dancken angehoͤret, oder in die Homiletiſchen
buͤcher mit hungriger begierde eingeſehen, mei-
net berechtiget zu ſeyn, ieden lehrenden in der
gemeine Gottes, durch ungleiche urtheile in die
muſterung zu fuͤhren. Es wird dannenhero
nach geendigten Gottesdienſt, wohl dieſe frage
ohn unterlaß gehoͤret: Wie hat ers gemacht?
an ſtatt daß man fragen ſolte: Was habt ihr
zu eurer beſſerung gemercket? Die zeiten der
alten haben freylich im Chriſtenthum ſolche
lehrer aufzuweiſen, die man mit den nahmen
der heiligen beehret, und welche gewiß in un-
vergeßlichen andencken zu verehren. Selbſt
die heydniſchen prieſter unterſchieden ſich von
andern, durch wiſſenſchaften, eingezogenheit,
verachtung des irdiſchen und andere ſchein-
tugenden. Allein hierinn wuͤrden ſie alsdann

nur
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[256/0274] von denen unterſchiedenen arten insgemein der von ſeinen neigungen getriebene poͤbel von ihnen zu urtheilen pfleget. Einen wohlgeſaͤttigten eckelt auch fuͤr den niedlich- ſten ſpeiſen, und wer unter tauſend edelgeſtei- nen von gleicher koſtbarkeit den beſten ausſu- chen ſolte, wuͤrde ſie entweder alle fuͤr koͤſtlich oder alle fuͤr nichtswuͤrdig anſehen. So ge- het es unſern zeiten, in anſehung der ihnen fuͤr- geſtellten diener des goͤttlichen worts, indem der zuhoͤrer daran keinen mangel unter uns findet, nachdem ihm die ohren iuͤcken, ſo achtet er dieſes uͤberfluſſes nicht, wie er wohl thun wuͤrde, wann es ihm daran fehlete. Und ein ieder der etliche predigten mit fluͤchtigen ge- dancken angehoͤret, oder in die Homiletiſchen buͤcher mit hungriger begierde eingeſehen, mei- net berechtiget zu ſeyn, ieden lehrenden in der gemeine Gottes, durch ungleiche urtheile in die muſterung zu fuͤhren. Es wird dannenhero nach geendigten Gottesdienſt, wohl dieſe frage ohn unterlaß gehoͤret: Wie hat ers gemacht? an ſtatt daß man fragen ſolte: Was habt ihr zu eurer beſſerung gemercket? Die zeiten der alten haben freylich im Chriſtenthum ſolche lehrer aufzuweiſen, die man mit den nahmen der heiligen beehret, und welche gewiß in un- vergeßlichen andencken zu verehren. Selbſt die heydniſchen prieſter unterſchieden ſich von andern, durch wiſſenſchaften, eingezogenheit, verachtung des irdiſchen und andere ſchein- tugenden. Allein hierinn wuͤrden ſie alsdann nur

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/274>, abgerufen am 23.11.2024.