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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und desselben eigenschaften.
die federn der poeten anfangen blut zu schrei-
ben: etc.
so deucht mir immer als wann es Ora-
torische monstra wären.
d) So kan ich nicht absehen was an der gedancke
gutes sey da iemand setzt: Es sey eine ceder
gefallen, welche bißher ihren glantz in allen
winckeln gewiesen, und ihr glantz sey zu dem
strahl der herrlichkeit geflogen:
Wann iemand
Petri thränen eine sündfluth nennet: Wann
ein anderer sagt: Wo dieser held etwas fürge-
nommen, da hätten sich die schrancken der
natur ausdehnen und die zügel der menschli-
chen gemüths-neigungen reissen müssen:

Wann Burmann auf Grävii grab setzt:
Nam plus rege tegit, regum monumenta peribunt.
Graeuius hac mundi mole cadente cadet.
e) Wann die schönheit an einem frauenzimmer von
natur die farben etwan so versetzt hätte, daß das
rothe in die augen, das schwartze auf die zähne
und das gelbe auf die wangen gekommen wäre,
oder da die natürliche proportion der glieder und
die herfürleuchtende modestie und klugheit feh-
lete, was würden wohl da die schminck-pfläster-
gen, der zinnober auf den wangen, und die affe-
ctirten blicke oder gezwungenen airs, ia ein hal-
bes angehengtes königreich von pierrerien für
eine würckung haben? Und solche schönheiten
führen uns mehrentheils die romainen-schreiber
auf.

§. 15. Wo man diese hier beygebrachte
cautelen negligiret, den stilum gar zu sehr kün-
stelt, mit fleiß und ohne noth ungebräuchlich
redet, allzu sinnreich und erhaben sprechen will,
so entstehet ein pedantischer, phantastischer,
aufgeblasener und abgeschmackter stilus, wel-
cher bey geringen dingen die prächtigsten zier-

rathen
und deſſelben eigenſchaften.
die federn der poeten anfangen blut zu ſchrei-
ben: ꝛc.
ſo deucht mir immer als wann es Ora-
toriſche monſtra waͤren.
d) So kan ich nicht abſehen was an der gedancke
gutes ſey da iemand ſetzt: Es ſey eine ceder
gefallen, welche bißher ihren glantz in allen
winckeln gewieſen, und ihr glantz ſey zu dem
ſtrahl der herrlichkeit geflogen:
Wann iemand
Petri thraͤnen eine ſuͤndfluth nennet: Wann
ein anderer ſagt: Wo dieſer held etwas fuͤrge-
nommen, da haͤtten ſich die ſchrancken der
natur ausdehnen und die zuͤgel der menſchli-
chen gemuͤths-neigungen reiſſen muͤſſen:

Wann Burmann auf Graͤvii grab ſetzt:
Nam plus rege tegit, regum monumenta peribunt.
Graeuius hac mundi mole cadente cadet.
e) Wann die ſchoͤnheit an einem frauenzimmer von
natur die farben etwan ſo verſetzt haͤtte, daß das
rothe in die augen, das ſchwartze auf die zaͤhne
und das gelbe auf die wangen gekommen waͤre,
oder da die natuͤrliche proportion der glieder und
die herfuͤrleuchtende modeſtie und klugheit feh-
lete, was wuͤrden wohl da die ſchminck-pflaͤſter-
gen, der zinnober auf den wangen, und die affe-
ctirten blicke oder gezwungenen airs, ia ein hal-
bes angehengtes koͤnigreich von pierrerien fuͤr
eine wuͤrckung haben? Und ſolche ſchoͤnheiten
fuͤhren uns mehrentheils die romainen-ſchreiber
auf.

§. 15. Wo man dieſe hier beygebrachte
cautelen negligiret, den ſtilum gar zu ſehr kuͤn-
ſtelt, mit fleiß und ohne noth ungebraͤuchlich
redet, allzu ſinnreich und erhaben ſprechen will,
ſo entſtehet ein pedantiſcher, phantaſtiſcher,
aufgeblaſener und abgeſchmackter ſtilus, wel-
cher bey geringen dingen die praͤchtigſten zier-

rathen
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[235/0253] und deſſelben eigenſchaften. c⁾ die federn der poeten anfangen blut zu ſchrei- ben: ꝛc. ſo deucht mir immer als wann es Ora- toriſche monſtra waͤren. d⁾ So kan ich nicht abſehen was an der gedancke gutes ſey da iemand ſetzt: Es ſey eine ceder gefallen, welche bißher ihren glantz in allen winckeln gewieſen, und ihr glantz ſey zu dem ſtrahl der herrlichkeit geflogen: Wann iemand Petri thraͤnen eine ſuͤndfluth nennet: Wann ein anderer ſagt: Wo dieſer held etwas fuͤrge- nommen, da haͤtten ſich die ſchrancken der natur ausdehnen und die zuͤgel der menſchli- chen gemuͤths-neigungen reiſſen muͤſſen: Wann Burmann auf Graͤvii grab ſetzt: Nam plus rege tegit, regum monumenta peribunt. Graeuius hac mundi mole cadente cadet. e⁾ Wann die ſchoͤnheit an einem frauenzimmer von natur die farben etwan ſo verſetzt haͤtte, daß das rothe in die augen, das ſchwartze auf die zaͤhne und das gelbe auf die wangen gekommen waͤre, oder da die natuͤrliche proportion der glieder und die herfuͤrleuchtende modeſtie und klugheit feh- lete, was wuͤrden wohl da die ſchminck-pflaͤſter- gen, der zinnober auf den wangen, und die affe- ctirten blicke oder gezwungenen airs, ia ein hal- bes angehengtes koͤnigreich von pierrerien fuͤr eine wuͤrckung haben? Und ſolche ſchoͤnheiten fuͤhren uns mehrentheils die romainen-ſchreiber auf. §. 15. Wo man dieſe hier beygebrachte cautelen negligiret, den ſtilum gar zu ſehr kuͤn- ſtelt, mit fleiß und ohne noth ungebraͤuchlich redet, allzu ſinnreich und erhaben ſprechen will, ſo entſtehet ein pedantiſcher, phantaſtiſcher, aufgeblaſener und abgeſchmackter ſtilus, wel- cher bey geringen dingen die praͤchtigſten zier- rathen

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/253>, abgerufen am 22.11.2024.