Exempl. II.Da die sätze in einer reellen connexion sind.
Mein Herr,
Als ich unlängst die ehre hatte, in dero ge- sellschaft zu seyn, und mich aus dero conversa- tion zu erbauen, so geriethen wir unter andern auf die kennzeichen der rechten philosophen, und brachten derselben eine ziemliche anzahl zum vorschein. Jch habe nachher dieser sache noch ein wenig nachgedacht, und gefunden daß man zu denen, derer wir neulich erwehnet, noch hinzu setzen können. Mir deucht ein rechter Philosophe habe insonderheit dieses an sich, dadurch er sich von denen andern unterschei- det, daß er niemahls secten zu machen suchet, oder sich wohl gar selbst an die spitze einer sol- chen secte stellet, die von ihm könte benennet werden. Jch dencke dieses sey ebenfalls ein merckmahl eines guten Philosophen, daß er nie- mahls befehlsweise seine gedancken fürtrage und über die begriffe der menschen herrschen wolle, sondern bloß ihnen seine gedancken als einen guten rath mittheile. Jch glaube auch dieses seyen kennzeichen eines Philosophen, daß er nicht prätendire alles zu wissen, daß er sich mehr nach andere leute bequeme, als seine eige- ne ehre nutzen, und commodität suche, daß er niemand verketzere, daß er sich der streitschrif- ten enthalte, oder selbige doch mit aller sanft- muth gelassenheit und höflichkeit gegen sein wiederpart verfertige (wovon man bey gros-
sen
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und deſſelben eigenſchaften.
Exempl. II.Da die ſaͤtze in einer reellen connexion ſind.
Mein Herr,
Als ich unlaͤngſt die ehre hatte, in dero ge- ſellſchaft zu ſeyn, und mich aus dero converſa- tion zu erbauen, ſo geriethen wir unter andern auf die kennzeichen der rechten philoſophen, und brachten derſelben eine ziemliche anzahl zum vorſchein. Jch habe nachher dieſer ſache noch ein wenig nachgedacht, und gefunden daß man zu denen, derer wir neulich erwehnet, noch hinzu ſetzen koͤnnen. Mir deucht ein rechter Philoſophe habe inſonderheit dieſes an ſich, dadurch er ſich von denen andern unterſchei- det, daß er niemahls ſecten zu machen ſuchet, oder ſich wohl gar ſelbſt an die ſpitze einer ſol- chen ſecte ſtellet, die von ihm koͤnte benennet werden. Jch dencke dieſes ſey ebenfalls ein merckmahl eines guten Philoſophen, daß er nie- mahls befehlsweiſe ſeine gedancken fuͤrtrage und uͤber die begriffe der menſchen herrſchen wolle, ſondern bloß ihnen ſeine gedancken als einen guten rath mittheile. Jch glaube auch dieſes ſeyen kennzeichen eines Philoſophen, daß er nicht praͤtendire alles zu wiſſen, daß er ſich mehr nach andere leute bequeme, als ſeine eige- ne ehre nutzen, und commoditaͤt ſuche, daß er niemand verketzere, daß er ſich der ſtreitſchrif- ten enthalte, oder ſelbige doch mit aller ſanft- muth gelaſſenheit und hoͤflichkeit gegen ſein wiederpart verfertige (wovon man bey groſ-
ſen
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und deſſelben eigenſchaften.
Exempl. II. Da die ſaͤtze in einer reellen
connexion ſind.
Mein Herr,
Als ich unlaͤngſt die ehre hatte, in dero ge-
ſellſchaft zu ſeyn, und mich aus dero converſa-
tion zu erbauen, ſo geriethen wir unter andern
auf die kennzeichen der rechten philoſophen,
und brachten derſelben eine ziemliche anzahl
zum vorſchein. Jch habe nachher dieſer ſache
noch ein wenig nachgedacht, und gefunden daß
man zu denen, derer wir neulich erwehnet, noch
hinzu ſetzen koͤnnen. Mir deucht ein rechter
Philoſophe habe inſonderheit dieſes an ſich,
dadurch er ſich von denen andern unterſchei-
det, daß er niemahls ſecten zu machen ſuchet,
oder ſich wohl gar ſelbſt an die ſpitze einer ſol-
chen ſecte ſtellet, die von ihm koͤnte benennet
werden. Jch dencke dieſes ſey ebenfalls ein
merckmahl eines guten Philoſophen, daß er nie-
mahls befehlsweiſe ſeine gedancken fuͤrtrage
und uͤber die begriffe der menſchen herrſchen
wolle, ſondern bloß ihnen ſeine gedancken als
einen guten rath mittheile. Jch glaube auch
dieſes ſeyen kennzeichen eines Philoſophen, daß
er nicht praͤtendire alles zu wiſſen, daß er ſich
mehr nach andere leute bequeme, als ſeine eige-
ne ehre nutzen, und commoditaͤt ſuche, daß er
niemand verketzere, daß er ſich der ſtreitſchrif-
ten enthalte, oder ſelbige doch mit aller ſanft-
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wiederpart verfertige (wovon man bey groſ-
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/235>, abgerufen am 21.11.2024.
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