erläuterungen, welche aus dem wesen und na- tur der sache selbst genommen, und eine andere, welche ausser der sache von andern dingen her- geholet wird, iene dienet mehr zu deutlichkeit und ist ein werck des iudicii, diese nutzet sonder- lich meinen absichten und kommt fürnemlich auf eine fertigkeit des ingenii an, iene erläu- tert theils worte, theils sachen, diese nur sa- chen.
§. 4. Wir legen unsere gedancken durch worte an den tag, wenn also diese einer er- klärung benöthiget, so finde ich dazu gelegen- heit durch die beschreibung des worts, des da- rinn liegenden tropi, der haupt und neben idee desselben, des ursprungs, historie, vielerley be- deutung, zweydeutigkeit, gebrauchs desselben, durch anführung gleichvielbedeutender wörter und redens-arten, wovon sich im folgenden an- dern theil von dem ausdruck der gedancken, mehrere nachricht zeigen wird.
Z. e. Jch wolte das Teutsche schimpfwort: Du hase erklähren, so hätte ich: Definitionem no- minalem:Hase ist ein Teutsches schimpfwort und bedeutet einen menschen, der einen lusti- gen narren abgiebt, ohngeachtet er deswegen weder pension, noch station, noch andere vortheile hat:Tropum:Eigentlich bedeutet hase ein vierbeinigtes langöbrichtes wild- pret, es wird aber auf die narren geleget, vielleicht weil des hasens gröste klugheit im lauffen besteht, und ein narre alles lauffen läst was ihm einfällt, oder weil nach Aristotelis bericht/ lange ohren ein merckmahl der narr-
heit
G 2
von den erlaͤuterungs-gruͤnden.
erlaͤuterungen, welche aus dem weſen und na- tur der ſache ſelbſt genommen, und eine andere, welche auſſer der ſache von andern dingen her- geholet wird, iene dienet mehr zu deutlichkeit und iſt ein werck des iudicii, dieſe nutzet ſonder- lich meinen abſichten und kommt fuͤrnemlich auf eine fertigkeit des ingenii an, iene erlaͤu- tert theils worte, theils ſachen, dieſe nur ſa- chen.
§. 4. Wir legen unſere gedancken durch worte an den tag, wenn alſo dieſe einer er- klaͤrung benoͤthiget, ſo finde ich dazu gelegen- heit durch die beſchreibung des worts, des da- rinn liegenden tropi, der haupt und neben idee deſſelben, des urſprungs, hiſtorie, vielerley be- deutung, zweydeutigkeit, gebrauchs deſſelben, durch anfuͤhrung gleichvielbedeutender woͤrter und redens-arten, wovon ſich im folgenden an- dern theil von dem ausdruck der gedancken, mehrere nachricht zeigen wird.
Z. e. Jch wolte das Teutſche ſchimpfwort: Du haſe erklaͤhren, ſo haͤtte ich: Definitionem no- minalem:Haſe iſt ein Teutſches ſchimpfwort und bedeutet einen menſchen, der einen luſti- gen narren abgiebt, ohngeachtet er deswegen weder penſion, noch ſtation, noch andere vortheile hat:Tropum:Eigentlich bedeutet haſe ein vierbeinigtes langoͤbrichtes wild- pret, es wird aber auf die narren geleget, vielleicht weil des haſens groͤſte klugheit im lauffen beſteht, und ein narre alles lauffen laͤſt was ihm einfaͤllt, oder weil nach Ariſtotelis bericht/ lange ohren ein merckmahl der narr-
heit
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von den erlaͤuterungs-gruͤnden.
erlaͤuterungen, welche aus dem weſen und na-
tur der ſache ſelbſt genommen, und eine andere,
welche auſſer der ſache von andern dingen her-
geholet wird, iene dienet mehr zu deutlichkeit
und iſt ein werck des iudicii, dieſe nutzet ſonder-
lich meinen abſichten und kommt fuͤrnemlich
auf eine fertigkeit des ingenii an, iene erlaͤu-
tert theils worte, theils ſachen, dieſe nur ſa-
chen.
§. 4. Wir legen unſere gedancken durch
worte an den tag, wenn alſo dieſe einer er-
klaͤrung benoͤthiget, ſo finde ich dazu gelegen-
heit durch die beſchreibung des worts, des da-
rinn liegenden tropi, der haupt und neben idee
deſſelben, des urſprungs, hiſtorie, vielerley be-
deutung, zweydeutigkeit, gebrauchs deſſelben,
durch anfuͤhrung gleichvielbedeutender woͤrter
und redens-arten, wovon ſich im folgenden an-
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Z. e. Jch wolte das Teutſche ſchimpfwort: Du
haſe erklaͤhren, ſo haͤtte ich: Definitionem no-
minalem: Haſe iſt ein Teutſches ſchimpfwort
und bedeutet einen menſchen, der einen luſti-
gen narren abgiebt, ohngeachtet er deswegen
weder penſion, noch ſtation, noch andere
vortheile hat: Tropum: Eigentlich bedeutet
haſe ein vierbeinigtes langoͤbrichtes wild-
pret, es wird aber auf die narren geleget,
vielleicht weil des haſens groͤſte klugheit im
lauffen beſteht, und ein narre alles lauffen laͤſt
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/117>, abgerufen am 16.02.2025.
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