het sich nur die mittel dazu zu überkommen und wohl anzuwenden. Sie prüfet solche nach ihren innerlichen und äusserlichen werth, nach der beschaffenheit des thematis das zu beweisen ist, nach der fähigkeit und haupt-nei- gung des zuhörers, nach dem geschmack des saeculi, nach der gelegenheit der umstände, und suchet lieber solche aus, welche ietztbenannten stücken gemäß sind, als solche dadurch sie ihren endzweck nicht erhält und sich noch wohl dazu feinde macht.
§. 39. Fürnemlich hütet sie sich eine meta- basin eis allogenos zu begehen, die fontes pro- bandi und die daraus genommene gründe mit einander zu vermischen, und quid pro quo an- zuführen, welches ein fehler ist, den wenig wissen, geschweige zu vermeiden suchen. Jed- wede wahrheit hat ihre eigene fontes, daraus sie entspringt, und daraus sie muß hergeleitet und bewiesen werden, es müste dann seyn, daß eine reiffe überlegung foderte hievon abzuge- hen.
Alles dieses ist für sich klar, und braucht keines weitläufftigen beweises, die exempel aber solches zu erläutern, lassen sich besser mündlich als schrifftlich gehen.
Das
von den beweiß-gruͤnden, ꝛc.
het ſich nur die mittel dazu zu uͤberkommen und wohl anzuwenden. Sie pruͤfet ſolche nach ihren innerlichen und aͤuſſerlichen werth, nach der beſchaffenheit des thematis das zu beweiſen iſt, nach der faͤhigkeit und haupt-nei- gung des zuhoͤrers, nach dem geſchmack des ſaeculi, nach der gelegenheit der umſtaͤnde, und ſuchet lieber ſolche aus, welche ietztbenannten ſtuͤcken gemaͤß ſind, als ſolche dadurch ſie ihren endzweck nicht erhaͤlt und ſich noch wohl dazu feinde macht.
§. 39. Fuͤrnemlich huͤtet ſie ſich eine μετά- βασιν ἔις ἄλλογένος zu begehen, die fontes pro- bandi und die daraus genommene gruͤnde mit einander zu vermiſchen, und quid pro quo an- zufuͤhren, welches ein fehler iſt, den wenig wiſſen, geſchweige zu vermeiden ſuchen. Jed- wede wahrheit hat ihre eigene fontes, daraus ſie entſpringt, und daraus ſie muß hergeleitet und bewieſen werden, es muͤſte dann ſeyn, daß eine reiffe uͤberlegung foderte hievon abzuge- hen.
Alles dieſes iſt fuͤr ſich klar, und braucht keines weitlaͤufftigen beweiſes, die exempel aber ſolches zu erlaͤutern, laſſen ſich beſſer muͤndlich als ſchrifftlich gehen.
Das
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von den beweiß-gruͤnden, ꝛc.
het ſich nur die mittel dazu zu uͤberkommen
und wohl anzuwenden. Sie pruͤfet ſolche
nach ihren innerlichen und aͤuſſerlichen werth,
nach der beſchaffenheit des thematis das zu
beweiſen iſt, nach der faͤhigkeit und haupt-nei-
gung des zuhoͤrers, nach dem geſchmack des
ſaeculi, nach der gelegenheit der umſtaͤnde, und
ſuchet lieber ſolche aus, welche ietztbenannten
ſtuͤcken gemaͤß ſind, als ſolche dadurch ſie ihren
endzweck nicht erhaͤlt und ſich noch wohl dazu
feinde macht.
§. 39. Fuͤrnemlich huͤtet ſie ſich eine μετά-
βασιν ἔις ἄλλογένος zu begehen, die fontes pro-
bandi und die daraus genommene gruͤnde mit
einander zu vermiſchen, und quid pro quo an-
zufuͤhren, welches ein fehler iſt, den wenig
wiſſen, geſchweige zu vermeiden ſuchen. Jed-
wede wahrheit hat ihre eigene fontes, daraus
ſie entſpringt, und daraus ſie muß hergeleitet
und bewieſen werden, es muͤſte dann ſeyn, daß
eine reiffe uͤberlegung foderte hievon abzuge-
hen.
Alles dieſes iſt fuͤr ſich klar, und braucht keines
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zu erlaͤutern, laſſen ſich beſſer muͤndlich als
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/114>, abgerufen am 16.02.2025.
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