Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite


Vorrede.
Geehrter Leser.

EJne vorrede ist einem buche so nöthig,
als einem priester der kragen, einem
professor der mantel und einem stu-
denten der degen, denn sie soll dem
buche das ansehen und die rechte
kraft geben, auch wider die vermuth-
lichen anfälle es zum voraus verthäidigen. Dieses
hat der herr auctor reiflich in erwegung gezogen;
nachdem er aber seine zeit lieber auf andere dinge
als auf vorreden wendet: so hat er mich ersuchet, ihn
der mühe zu überheben, und ich habe auch ohne be-
dencken ihm gewillfahret, und statt seiner die mühe
eines vorredners über mir genommen. Wann du
aber von mir erwartest, daß ich dir diese arbeit an-
preise, und mit geschminckten und geschwäntzten no-
ten erheben solle, so wirst du dich betrogen finden.
Jch schicke mich zu nichts weniger, als zu einem pa-
negyristen, und es wird auch weder dir noch dem
auctori/ welcher den fehler an sich hat/ daß er von
seinen sachen immer zu wenig hält, damit gedienet
seyn. Also will ich dir nur eins und anders, was du
wider dieses buch einwenden köntest, unter den fuß
geben, du magst hernach sehen, ob ich recht habe, und
die boltzen vollends verschiessen. Da der herr au-
ctor eine Oratorie schreibet, so scheint er die menge
derselben zu vermehren, und wir haben bereits der
Metaphysicken, Logicken und Rhetoricken so viel,
daß wir iemand bitten möchten, einen vorschlag zu
thun, wie man die anzahl derselben verringerte.

Nun
)( 4


Vorrede.
Geehrter Leſer.

EJne vorrede iſt einem buche ſo noͤthig,
als einem prieſter der kragen, einem
profeſſor der mantel und einem ſtu-
denten der degen, denn ſie ſoll dem
buche das anſehen und die rechte
kraft geben, auch wider die vermuth-
lichen anfaͤlle es zum voraus verthaͤidigen. Dieſes
hat der herr auctor reiflich in erwegung gezogen;
nachdem er aber ſeine zeit lieber auf andere dinge
als auf vorreden wendet: ſo hat er mich erſuchet, ihn
der muͤhe zu uͤberheben, und ich habe auch ohne be-
dencken ihm gewillfahret, und ſtatt ſeiner die muͤhe
eines vorredners uͤber mir genommen. Wann du
aber von mir erwarteſt, daß ich dir dieſe arbeit an-
preiſe, und mit geſchminckten und geſchwaͤntzten no-
ten erheben ſolle, ſo wirſt du dich betrogen finden.
Jch ſchicke mich zu nichts weniger, als zu einem pa-
negyriſten, und es wird auch weder dir noch dem
auctori/ welcher den fehler an ſich hat/ daß er von
ſeinen ſachen immer zu wenig haͤlt, damit gedienet
ſeyn. Alſo will ich dir nur eins und andeꝛs, was du
wider dieſes buch einwenden koͤnteſt, unter den fuß
geben, du magſt heꝛnach ſehen, ob ich recht habe, und
die boltzen vollends verſchieſſen. Da der herr au-
ctor eine Oratorie ſchreibet, ſo ſcheint er die menge
derſelben zu vermehren, und wir haben bereits der
Metaphyſicken, Logicken und Rhetoricken ſo viel,
daß wir iemand bitten moͤchten, einen vorſchlag zu
thun, wie man die anzahl derſelben verringerte.

Nun
)( 4
<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0011"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Vorrede.</hi> </head><lb/>
        <salute rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Geehrter Le&#x017F;er.</hi> </salute><lb/>
        <p> <hi rendition="#in">E</hi> <hi rendition="#fr">Jne vorrede i&#x017F;t einem buche                         &#x017F;o no&#x0364;thig,<lb/>
als einem prie&#x017F;ter der kragen,                         einem<lb/>
profe&#x017F;&#x017F;or der mantel und einem &#x017F;tu-<lb/>
denten der degen, denn &#x017F;ie &#x017F;oll dem<lb/>
buche das                         an&#x017F;ehen und die rechte<lb/>
kraft geben, auch wider die vermuth-<lb/>
lichen anfa&#x0364;lle es zum voraus vertha&#x0364;idigen.                         Die&#x017F;es<lb/>
hat der herr auctor reiflich in erwegung gezogen;<lb/>
nachdem er aber &#x017F;eine zeit lieber auf andere dinge<lb/>
als auf                         vorreden wendet: &#x017F;o hat er mich er&#x017F;uchet, ihn<lb/>
der                         mu&#x0364;he zu u&#x0364;berheben, und ich habe auch ohne be-<lb/>
dencken                         ihm gewillfahret, und &#x017F;tatt &#x017F;einer die mu&#x0364;he<lb/>
eines                         vorredners u&#x0364;ber mir genommen. Wann du<lb/>
aber von mir                         erwarte&#x017F;t, daß ich dir die&#x017F;e arbeit an-<lb/>
prei&#x017F;e,                         und mit ge&#x017F;chminckten und ge&#x017F;chwa&#x0364;ntzten no-<lb/>
ten                         erheben &#x017F;olle, &#x017F;o wir&#x017F;t du dich betrogen finden.<lb/>
Jch &#x017F;chicke mich zu nichts weniger, als zu einem pa-<lb/>
negyri&#x017F;ten, und es wird auch weder dir noch dem<lb/>
auctori/ welcher                         den fehler an &#x017F;ich hat/ daß er von<lb/>
&#x017F;einen &#x017F;achen                         immer zu wenig ha&#x0364;lt, damit gedienet<lb/>
&#x017F;eyn. Al&#x017F;o                         will ich dir nur eins und ande&#xA75B;s, was du<lb/>
wider die&#x017F;es                         buch einwenden ko&#x0364;nte&#x017F;t, unter den fuß<lb/>
geben, du                         mag&#x017F;t he&#xA75B;nach &#x017F;ehen, ob ich recht habe, und<lb/>
die                         boltzen vollends ver&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en. Da der herr au-<lb/>
ctor eine Oratorie &#x017F;chreibet, &#x017F;o &#x017F;cheint er die                         menge<lb/>
der&#x017F;elben zu vermehren, und wir haben bereits der<lb/>
Metaphy&#x017F;icken, Logicken und Rhetoricken &#x017F;o viel,<lb/>
daß wir                         iemand bitten mo&#x0364;chten, einen vor&#x017F;chlag zu<lb/>
thun, wie man                         die anzahl der&#x017F;elben verringerte.</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">)( 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Nun</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0011] Vorrede. Geehrter Leſer. EJne vorrede iſt einem buche ſo noͤthig, als einem prieſter der kragen, einem profeſſor der mantel und einem ſtu- denten der degen, denn ſie ſoll dem buche das anſehen und die rechte kraft geben, auch wider die vermuth- lichen anfaͤlle es zum voraus verthaͤidigen. Dieſes hat der herr auctor reiflich in erwegung gezogen; nachdem er aber ſeine zeit lieber auf andere dinge als auf vorreden wendet: ſo hat er mich erſuchet, ihn der muͤhe zu uͤberheben, und ich habe auch ohne be- dencken ihm gewillfahret, und ſtatt ſeiner die muͤhe eines vorredners uͤber mir genommen. Wann du aber von mir erwarteſt, daß ich dir dieſe arbeit an- preiſe, und mit geſchminckten und geſchwaͤntzten no- ten erheben ſolle, ſo wirſt du dich betrogen finden. Jch ſchicke mich zu nichts weniger, als zu einem pa- negyriſten, und es wird auch weder dir noch dem auctori/ welcher den fehler an ſich hat/ daß er von ſeinen ſachen immer zu wenig haͤlt, damit gedienet ſeyn. Alſo will ich dir nur eins und andeꝛs, was du wider dieſes buch einwenden koͤnteſt, unter den fuß geben, du magſt heꝛnach ſehen, ob ich recht habe, und die boltzen vollends verſchieſſen. Da der herr au- ctor eine Oratorie ſchreibet, ſo ſcheint er die menge derſelben zu vermehren, und wir haben bereits der Metaphyſicken, Logicken und Rhetoricken ſo viel, daß wir iemand bitten moͤchten, einen vorſchlag zu thun, wie man die anzahl derſelben verringerte. Nun )( 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/11
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/11>, abgerufen am 24.11.2024.