Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann: Wahrhaftiger Bericht An einen guten Freund. Cölln, 1711.

Bild:
<< vorherige Seite

Sünde. Nechstens trat er auf die Cantzel / und sagte: Ihr lieben Zuhörer / ich habe vernehmen müssen / daß bey uns so greuliche Sünden vorgehen / daß sich billich fromme Hertzen / und auch wohl ehrbare Heyden davor entsetzen: Denn ich muß / leyder! eröffnen / daß unter unserer Gemeine ein Mann ist / der zugleich 5. Weiber hat. Gedencket / wie Gottes Zorn dadurch wider uns gereitzet werde / daß kein Wunder wäre / wenn GOtt diese Stadt / wie Sodom und Gomorra / mit Feuer heimsuchte / und sie gantz zu Aschen machete. Und wo die Obrigkeit dieses ungestrafft hingehen läßt / wird sie es nimmermehr vor GOtt und der Welt verantworten können. Jederman erstaunete über dieser Rede / und war begierig zu wissen / wer doch dieser Mann wäre. Des nechsten Tages kam man zu Raht / und wurde das angehörte proponiret / und darauf beschlossen / den Herrn Pastorem zuersuchen / daß er belieben möchte den Verbrecher anzudeuten / so solte alsdann die Sache

Sünde. Nechstens trat er auf die Cantzel / und sagte: Ihr lieben Zuhörer / ich habe vernehmen müssen / daß bey uns so greuliche Sünden vorgehen / daß sich billich fromme Hertzen / und auch wohl ehrbare Heyden davor entsetzen: Denn ich muß / leyder! eröffnen / daß unter unserer Gemeine ein Mann ist / der zugleich 5. Weiber hat. Gedencket / wie Gottes Zorn dadurch wider uns gereitzet werde / daß kein Wunder wäre / wenn GOtt diese Stadt / wie Sodom und Gomorra / mit Feuer heimsuchte / und sie gantz zu Aschen machete. Und wo die Obrigkeit dieses ungestrafft hingehen läßt / wird sie es nimmermehr vor GOtt und der Welt verantworten können. Jederman erstaunete über dieser Rede / und war begierig zu wissen / wer doch dieser Mann wäre. Des nechsten Tages kam man zu Raht / und wurde das angehörte proponiret / und darauf beschlossen / den Herrn Pastorem zuersuchen / daß er belieben möchte den Verbrecher anzudeuten / so solte alsdann die Sache

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0010" n="10"/>
Sünde.                      Nechstens trat er auf die Cantzel / und sagte: Ihr lieben Zuhörer / ich habe                      vernehmen müssen / daß bey uns so greuliche Sünden vorgehen / daß sich billich                      fromme Hertzen / und auch wohl ehrbare Heyden davor entsetzen: Denn ich muß /                      leyder! eröffnen / daß unter unserer Gemeine ein Mann ist / der zugleich 5.                      Weiber hat. Gedencket / wie Gottes Zorn dadurch wider uns gereitzet werde / daß                      kein Wunder wäre / wenn GOtt diese Stadt / wie Sodom und Gomorra / mit Feuer                      heimsuchte / und sie gantz zu Aschen machete. Und wo die Obrigkeit dieses                      ungestrafft hingehen läßt / wird sie es nimmermehr vor GOtt und der Welt                      verantworten können. Jederman erstaunete über dieser Rede / und war begierig zu                      wissen / wer doch dieser Mann wäre. Des nechsten Tages kam man zu Raht / und                      wurde das angehörte proponiret / und darauf beschlossen / den Herrn Pastorem                      zuersuchen / daß er belieben möchte den Verbrecher anzudeuten / so solte alsdann                      die Sache
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0010] Sünde. Nechstens trat er auf die Cantzel / und sagte: Ihr lieben Zuhörer / ich habe vernehmen müssen / daß bey uns so greuliche Sünden vorgehen / daß sich billich fromme Hertzen / und auch wohl ehrbare Heyden davor entsetzen: Denn ich muß / leyder! eröffnen / daß unter unserer Gemeine ein Mann ist / der zugleich 5. Weiber hat. Gedencket / wie Gottes Zorn dadurch wider uns gereitzet werde / daß kein Wunder wäre / wenn GOtt diese Stadt / wie Sodom und Gomorra / mit Feuer heimsuchte / und sie gantz zu Aschen machete. Und wo die Obrigkeit dieses ungestrafft hingehen läßt / wird sie es nimmermehr vor GOtt und der Welt verantworten können. Jederman erstaunete über dieser Rede / und war begierig zu wissen / wer doch dieser Mann wäre. Des nechsten Tages kam man zu Raht / und wurde das angehörte proponiret / und darauf beschlossen / den Herrn Pastorem zuersuchen / daß er belieben möchte den Verbrecher anzudeuten / so solte alsdann die Sache

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_bericht_1711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_bericht_1711/10
Zitationshilfe: Fabricius, Johann: Wahrhaftiger Bericht An einen guten Freund. Cölln, 1711, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_bericht_1711/10>, abgerufen am 18.12.2024.