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Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].

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weisser Seide / Sie muß sich in dem elenden schwartzen Trauer-Kleide sehen lassen. Dein Angesicht gläntzet wie die Sterne / Sie hat ihr Antlitz mit Trauer-Flor verhüllet. Du freuest dich / bey der Hochzeit des Lammes / Sie isset ihr Brodt mit Thränen / ja / daß ich es recht sage / Sie hat nach deinem Absterben einen fast immerwährenden Fast-Tag gehalten. Hast du sie aber gleich verlassen / wird doch der HERR nicht von ihr weichen / welcher der Wittwen grosser Beystand und Patron ist. Angesehen Er denenselben ein herrlich Privilegium gegeben / und denen / so sie beleidigen / den Fluch gedrohet. (Deuter. 27, 19. & cap. 24, 17.) Der fasset die Thränen / welche zwar die Wangen herab fliessen / doch über sich in die Wolcken steigen / (Sir. 35, 18.) zusammen und zählet sie. (Psalm. 56, 9.) Er wird auch diese höchst-schmertzlichst betrübte Frau Wittwe in ihrem Elende nicht verlassen / sondern ihr kräftiger Trost und Hülffe seyn / das durch Drangsal ermüdete Hertz wird Er erquicken / und die Wunde heilen. Zu einem grossen Vergnügen wird denen sämtlichen Leidtragenden der Hingang / des wolseligen Herrn Consistorial-Raths / zum Vater annoch dienen / wenn sie in genaue Betrachtung ziehen werden / daß der / welchen sie im Leben so sehr geliebet / in die himmlische Wohnung eingegangen / und sich in der grösten Herrlichkeit befindet. Wäre es müglich / daß wir ihm einen Blick in die Ewigkeit nachschicken / und seine unbeschreibliche Glückseligkeit nur in etwas ersehen könnten / würden wir alles gern hindan setzen / wir würden / statt des Traurens / Freuden-Lieder singen / und GOtt für die selige Auflösung von Hertzen dancken / da würde aus unserm Munde nichts anders gehöret werden / als: Gelobet sey der HERR!

Der GOtt nun / welcher den wolseligen Herrn Consistorial-Rath jetzo so herrlich bereits erquicket hat / sey auch der hinterlassenen Frau Wittwen bester Beystand / und der hinterbliebenen Kinder getreuester Vater. Er stehe Ihnen hie in der Zeit bey / mit allerley Trost / bis Er Sie vollenkommen erquicke in jener Ewigkeit. Dahin verhelffe Er uns alle / um seiner ewigen Liebe und Gnade willen! Amen.

weisser Seide / Sie muß sich in dem elenden schwartzen Trauer-Kleide sehen lassen. Dein Angesicht gläntzet wie die Sterne / Sie hat ihr Antlitz mit Trauer-Flor verhüllet. Du freuest dich / bey der Hochzeit des Lammes / Sie isset ihr Brodt mit Thränen / ja / daß ich es recht sage / Sie hat nach deinem Absterben einen fast immerwährenden Fast-Tag gehalten. Hast du sie aber gleich verlassen / wird doch der HERR nicht von ihr weichen / welcher der Wittwen grosser Beystand und Patron ist. Angesehen Er denenselben ein herrlich Privilegium gegeben / und denen / so sie beleidigen / den Fluch gedrohet. (Deuter. 27, 19. & cap. 24, 17.) Der fasset die Thränen / welche zwar die Wangen herab fliessen / doch über sich in die Wolcken steigen / (Sir. 35, 18.) zusammen und zählet sie. (Psalm. 56, 9.) Er wird auch diese höchst-schmertzlichst betrübte Frau Wittwe in ihrem Elende nicht verlassen / sondern ihr kräftiger Trost und Hülffe seyn / das durch Drangsal ermüdete Hertz wird Er erquicken / und die Wunde heilen. Zu einem grossen Vergnügen wird denen sämtlichen Leidtragenden der Hingang / des wolseligen Herrn Consistorial-Raths / zum Vater annoch dienen / wenn sie in genaue Betrachtung ziehen werden / daß der / welchen sie im Leben so sehr geliebet / in die him̃lische Wohnung eingegangen / und sich in der grösten Herrlichkeit befindet. Wäre es müglich / daß wir ihm einen Blick in die Ewigkeit nachschicken / und seine unbeschreibliche Glückseligkeit nur in etwas ersehen könnten / würden wir alles gern hindan setzen / wir würden / statt des Traurens / Freuden-Lieder singen / und GOtt für die selige Auflösung von Hertzen dancken / da würde aus unserm Munde nichts anders gehöret werden / als: Gelobet sey der HERR!

Der GOtt nun / welcher den wolseligen Herrn Consistorial-Rath jetzo so herrlich bereits erquicket hat / sey auch der hinterlassenen Frau Wittwen bester Beystand / und der hinterbliebenen Kinder getreuester Vater. Er stehe Ihnen hie in der Zeit bey / mit allerley Trost / bis Er Sie vollenkommen erquicke in jener Ewigkeit. Dahin verhelffe Er uns alle / um seiner ewigen Liebe und Gnade willen! Amen.

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[0045] weisser Seide / Sie muß sich in dem elenden schwartzen Trauer-Kleide sehen lassen. Dein Angesicht gläntzet wie die Sterne / Sie hat ihr Antlitz mit Trauer-Flor verhüllet. Du freuest dich / bey der Hochzeit des Lammes / Sie isset ihr Brodt mit Thränen / ja / daß ich es recht sage / Sie hat nach deinem Absterben einen fast immerwährenden Fast-Tag gehalten. Hast du sie aber gleich verlassen / wird doch der HERR nicht von ihr weichen / welcher der Wittwen grosser Beystand und Patron ist. Angesehen Er denenselben ein herrlich Privilegium gegeben / und denen / so sie beleidigen / den Fluch gedrohet. (Deuter. 27, 19. & cap. 24, 17.) Der fasset die Thränen / welche zwar die Wangen herab fliessen / doch über sich in die Wolcken steigen / (Sir. 35, 18.) zusammen und zählet sie. (Psalm. 56, 9.) Er wird auch diese höchst-schmertzlichst betrübte Frau Wittwe in ihrem Elende nicht verlassen / sondern ihr kräftiger Trost und Hülffe seyn / das durch Drangsal ermüdete Hertz wird Er erquicken / und die Wunde heilen. Zu einem grossen Vergnügen wird denen sämtlichen Leidtragenden der Hingang / des wolseligen Herrn Consistorial-Raths / zum Vater annoch dienen / wenn sie in genaue Betrachtung ziehen werden / daß der / welchen sie im Leben so sehr geliebet / in die him̃lische Wohnung eingegangen / und sich in der grösten Herrlichkeit befindet. Wäre es müglich / daß wir ihm einen Blick in die Ewigkeit nachschicken / und seine unbeschreibliche Glückseligkeit nur in etwas ersehen könnten / würden wir alles gern hindan setzen / wir würden / statt des Traurens / Freuden-Lieder singen / und GOtt für die selige Auflösung von Hertzen dancken / da würde aus unserm Munde nichts anders gehöret werden / als: Gelobet sey der HERR! Der GOtt nun / welcher den wolseligen Herrn Consistorial-Rath jetzo so herrlich bereits erquicket hat / sey auch der hinterlassenen Frau Wittwen bester Beystand / und der hinterbliebenen Kinder getreuester Vater. Er stehe Ihnen hie in der Zeit bey / mit allerley Trost / bis Er Sie vollenkommen erquicke in jener Ewigkeit. Dahin verhelffe Er uns alle / um seiner ewigen Liebe und Gnade willen! Amen.

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Zitationshilfe: Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/45>, abgerufen am 28.03.2024.