Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].Hohespriesterliches Amt kommen / sondern dazu beruffen worden: so sollen die Nachfolger JEsu auch in das öffentliche Lehr-Amt sich nicht ohnberuffen eindringen. Sie müssen dann zuförderst die nöthigen Amts-Gaben haben / daß sie selbst gründlich wissen und verstehen / was sie andere lehren sollen. JEsus nahm zu an Weißheit / (Luc. 2, 52.) und die seine Nachfolger im Lehr-Amt seyn wollen / müssen auch nach der wahren Weißheit trachten / daß sie darinn immer wachsen und zunehmen. Sie sollen der Sprache des Heiligen Geistes kundig seyn / damit sie die Heil. Schrifft verstehen und geschickt sind die Unwissenden gründlich zu unterrichten und deutlich zu überzeugen / die Widersprecher klüglich und kräfftig zu widerlegen / die Boßhafftigen nachdrücklich zu bestraffen / die Irrenden sanftmüthig zurecht zu weisen und fleissig zu ermahnen / die Angefochtenen und Traurigen aber liebreich zu trösten. Dazu gehöret unermüdeter Fleiß / und eyfriges Gebet / natürliche Fähigkeit zum Grunde gesetzet. Und das ist der innerliche Beruff / den ein Diener GOttes haben muß / der mit Nutzen in der Kirche lehren wil. Hiernechst soll denn auch der äußerliche Beruff rechtmäßig seyn / daß man auf dem Wege bleibe / den GOtt in seinem Wort angewiesen / und sich also einen Nachfolger JEsu nennen könne. Denn JEsus kunte sich seines Beruffs / und daß Ihn der HErr gesandt / denen Elenden zu predigen / (Jes. 61, 1.) öffentlich rühmen / woran es auch rechtschaffenen Lehrern / als Nachfolgern JEsu / nicht mangeln darff. Was wollen oder können wir aber von denen sagen? welche nicht in ihrem Gewissen ein Zeugniß eines rechtmäßigen Beruffs haben; die nicht mit Warheit vor GOTT mit dem Apostel Paulo in gewisser Maasse sagen können / daß sie Knechte JEsu Christi sind und beruffen zu ihrem Lehr-Amt. (Rom. 1, 1.) Auf welche sich keinesweges schicket / was der Heilige GOtt durch den Propheten Jesaiam geredet: Ich habe dich beruffen -- du solt mein Knecht seyn; denn ich erwähle dich / und verwerffe dich nicht / (Jes. 41, 9.) bey welchen es vielmehr eintrifft / was wir beym Propheten Jeremia lesen: Hohespriesterliches Amt kommen / sondern dazu beruffen worden: so sollen die Nachfolger JEsu auch in das öffentliche Lehr-Amt sich nicht ohnberuffen eindringen. Sie müssen dann zuförderst die nöthigen Amts-Gaben haben / daß sie selbst gründlich wissen und verstehen / was sie andere lehren sollen. JEsus nahm zu an Weißheit / (Luc. 2, 52.) und die seine Nachfolger im Lehr-Amt seyn wollen / müssen auch nach der wahren Weißheit trachten / daß sie darinn immer wachsen und zunehmen. Sie sollen der Sprache des Heiligen Geistes kundig seyn / damit sie die Heil. Schrifft verstehen und geschickt sind die Unwissenden gründlich zu unterrichten und deutlich zu überzeugen / die Widersprecher klüglich und kräfftig zu widerlegen / die Boßhafftigen nachdrücklich zu bestraffen / die Irrenden sanftmüthig zurecht zu weisen und fleissig zu ermahnen / die Angefochtenen und Traurigen aber liebreich zu trösten. Dazu gehöret unermüdeter Fleiß / und eyfriges Gebet / natürliche Fähigkeit zum Grunde gesetzet. Und das ist der innerliche Beruff / den ein Diener GOttes haben muß / der mit Nutzen in der Kirche lehren wil. Hiernechst soll denn auch der äußerliche Beruff rechtmäßig seyn / daß man auf dem Wege bleibe / den GOtt in seinem Wort angewiesen / und sich also einen Nachfolger JEsu nennen könne. Denn JEsus kunte sich seines Beruffs / und daß Ihn der HErr gesandt / denen Elenden zu predigen / (Jes. 61, 1.) öffentlich rühmen / woran es auch rechtschaffenen Lehrern / als Nachfolgern JEsu / nicht mangeln darff. Was wollen oder können wir aber von denen sagen? welche nicht in ihrem Gewissen ein Zeugniß eines rechtmäßigen Beruffs haben; die nicht mit Warheit vor GOTT mit dem Apostel Paulo in gewisser Maasse sagen können / daß sie Knechte JEsu Christi sind und beruffen zu ihrem Lehr-Amt. (Rom. 1, 1.) Auf welche sich keinesweges schicket / was der Heilige GOtt durch den Propheten Jesaiam geredet: Ich habe dich beruffen -- du solt mein Knecht seyn; denn ich erwähle dich / und verwerffe dich nicht / (Jes. 41, 9.) bey welchen es vielmehr eintrifft / was wir beym Propheten Jeremia lesen: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0036"/> Hohespriesterliches Amt kommen / sondern dazu beruffen worden: so sollen die Nachfolger JEsu auch in das öffentliche Lehr-Amt sich nicht ohnberuffen eindringen.</p> <p>Sie müssen dann zuförderst die nöthigen Amts-Gaben haben / daß sie selbst gründlich wissen und verstehen / was sie andere lehren sollen. JEsus nahm zu an Weißheit / (Luc. 2, 52.) und die seine Nachfolger im Lehr-Amt seyn wollen / müssen auch nach der wahren Weißheit trachten / daß sie darinn immer wachsen und zunehmen. Sie sollen der Sprache des Heiligen Geistes kundig seyn / damit sie die Heil. Schrifft verstehen und geschickt sind die Unwissenden gründlich zu unterrichten und deutlich zu überzeugen / die Widersprecher klüglich und kräfftig zu widerlegen / die Boßhafftigen nachdrücklich zu bestraffen / die Irrenden sanftmüthig zurecht zu weisen und fleissig zu ermahnen / die Angefochtenen und Traurigen aber liebreich zu trösten. Dazu gehöret unermüdeter Fleiß / und eyfriges Gebet / natürliche Fähigkeit zum Grunde gesetzet. Und das ist der innerliche Beruff / den ein Diener GOttes haben muß / der mit Nutzen in der Kirche lehren wil. Hiernechst soll denn auch der äußerliche Beruff rechtmäßig seyn / daß man auf dem Wege bleibe / den GOtt in seinem Wort angewiesen / und sich also einen Nachfolger JEsu nennen könne. Denn JEsus kunte sich seines Beruffs / und daß Ihn der HErr gesandt / denen Elenden zu predigen / (Jes. 61, 1.) öffentlich rühmen / woran es auch rechtschaffenen Lehrern / als Nachfolgern JEsu / nicht mangeln darff.</p> <p>Was wollen oder können wir aber von denen sagen? welche nicht in ihrem Gewissen ein Zeugniß eines rechtmäßigen Beruffs haben; die nicht mit Warheit vor GOTT mit dem Apostel Paulo in gewisser Maasse sagen können / daß sie Knechte JEsu Christi sind und beruffen zu ihrem Lehr-Amt. (Rom. 1, 1.) Auf welche sich keinesweges schicket / was der Heilige GOtt durch den Propheten Jesaiam geredet: Ich habe dich beruffen -- du solt mein Knecht seyn; denn ich erwähle dich / und verwerffe dich nicht / (Jes. 41, 9.) bey welchen es vielmehr eintrifft / was wir beym Propheten Jeremia lesen: </p> </div> </body> </text> </TEI> [0036]
Hohespriesterliches Amt kommen / sondern dazu beruffen worden: so sollen die Nachfolger JEsu auch in das öffentliche Lehr-Amt sich nicht ohnberuffen eindringen.
Sie müssen dann zuförderst die nöthigen Amts-Gaben haben / daß sie selbst gründlich wissen und verstehen / was sie andere lehren sollen. JEsus nahm zu an Weißheit / (Luc. 2, 52.) und die seine Nachfolger im Lehr-Amt seyn wollen / müssen auch nach der wahren Weißheit trachten / daß sie darinn immer wachsen und zunehmen. Sie sollen der Sprache des Heiligen Geistes kundig seyn / damit sie die Heil. Schrifft verstehen und geschickt sind die Unwissenden gründlich zu unterrichten und deutlich zu überzeugen / die Widersprecher klüglich und kräfftig zu widerlegen / die Boßhafftigen nachdrücklich zu bestraffen / die Irrenden sanftmüthig zurecht zu weisen und fleissig zu ermahnen / die Angefochtenen und Traurigen aber liebreich zu trösten. Dazu gehöret unermüdeter Fleiß / und eyfriges Gebet / natürliche Fähigkeit zum Grunde gesetzet. Und das ist der innerliche Beruff / den ein Diener GOttes haben muß / der mit Nutzen in der Kirche lehren wil. Hiernechst soll denn auch der äußerliche Beruff rechtmäßig seyn / daß man auf dem Wege bleibe / den GOtt in seinem Wort angewiesen / und sich also einen Nachfolger JEsu nennen könne. Denn JEsus kunte sich seines Beruffs / und daß Ihn der HErr gesandt / denen Elenden zu predigen / (Jes. 61, 1.) öffentlich rühmen / woran es auch rechtschaffenen Lehrern / als Nachfolgern JEsu / nicht mangeln darff.
Was wollen oder können wir aber von denen sagen? welche nicht in ihrem Gewissen ein Zeugniß eines rechtmäßigen Beruffs haben; die nicht mit Warheit vor GOTT mit dem Apostel Paulo in gewisser Maasse sagen können / daß sie Knechte JEsu Christi sind und beruffen zu ihrem Lehr-Amt. (Rom. 1, 1.) Auf welche sich keinesweges schicket / was der Heilige GOtt durch den Propheten Jesaiam geredet: Ich habe dich beruffen -- du solt mein Knecht seyn; denn ich erwähle dich / und verwerffe dich nicht / (Jes. 41, 9.) bey welchen es vielmehr eintrifft / was wir beym Propheten Jeremia lesen:
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Zitationshilfe: | Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/36>, abgerufen am 23.07.2024. |