Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].Das ist eines Christen Schuldigkeit / daß er Christo nachfolge. Dazu ist er von seinem Heylande beruffen: Wer mir dienen wil / der folge mir nach; Aber was haben wir denn wol ehe aus seinem Munde gehöret? Des Menschen Sohn ist nicht kommen / daß er ihm dienen lasse / sondern daß er diene. (Matth. 20, 28.) Daher sich auch die Römischen Päbste / als welche Christi Stadthalter zu seyn praetendiren / servos servorum, Knechte aller Knechte / wollen nennen lassen. O demüthige Hochmuth! o hochmüthige Demuth! Freylich ist der von Hertzen demüthige Heyland darum nicht in die Welt kommen / daß Er ein weltlich Reich anrichtete / und wie die weltliche Könige sich von vielen Bedienten aufwarten liesse / sondern Er ist kommen die Menschen durch seine erbauliche Lehren zu unterrichten / und ihnen den Weg zu dem Himmelreich zu zeigen / gleichwie Er ihnen den Eingang dazu / durch sein heiliges Verdienst / geöfnet. Alle seine Verrichtungen / so wol sein heiliges Leben / als auch sein Leiden / Sterben und Auferstehen waren dahin gerichtet / das Reich Israel wieder aufzurichten / und die Hertzen der Menschen zu beherrschen. Dahin bemühete Er sich mit solchem Ernst und Eifer / daß auch kein eintziger Bluts-Tropfen in seinem allerheiligsten Leibe bleiben solte / welcher nicht zum besten seiner Gemeine angewendet würde. Das war der Dienst / wovon der Heyland redet / daß er nicht kommen sey / Ihm dienen zu lassen / sondern selber zu dienen / wie auch die folgenden Worte zu erkennen geben / daß es ein solcher Dienst / darinn JEsus sein Leben zur Erlösung für viele gegeben. In diesem Dienst hat Er keine Nachfolger und Neben-Diener haben wollen / darum spricht Er zu Petro / kurtz vor seinem grossen Leiden: Da ich hingehe / kanst du mir dismal nicht folgen / (Johann. 13, 36.) und schon im Alten Testament läst Er sich vernehmen: Ich trete die Kelter alleine / und ist niemand unter den Völckern mit mir. (Jesaj. 63, 3.) Aber wer in JEsu Reiche leben / und dessen Güter geniessen wil / den ruffet JEsus / Ihm zu dienen: Wer mir dienen wil / der folge mir nach; Nicht anders ist es / M. L. Das ist eines Christen Schuldigkeit / daß er Christo nachfolge. Dazu ist er von seinem Heylande beruffen: Wer mir dienen wil / der folge mir nach; Aber was haben wir denn wol ehe aus seinem Munde gehöret? Des Menschen Sohn ist nicht kommen / daß er ihm dienen lasse / sondern daß er diene. (Matth. 20, 28.) Daher sich auch die Römischen Päbste / als welche Christi Stadthalter zu seyn praetendiren / servos servorum, Knechte aller Knechte / wollen nennen lassen. O demüthige Hochmuth! o hochmüthige Demuth! Freylich ist der von Hertzen demüthige Heyland darum nicht in die Welt kommen / daß Er ein weltlich Reich anrichtete / und wie die weltliche Könige sich von vielen Bedienten aufwarten liesse / sondern Er ist kommen die Menschen durch seine erbauliche Lehren zu unterrichten / und ihnen den Weg zu dem Himmelreich zu zeigen / gleichwie Er ihnen den Eingang dazu / durch sein heiliges Verdienst / geöfnet. Alle seine Verrichtungen / so wol sein heiliges Leben / als auch sein Leiden / Sterben und Auferstehen waren dahin gerichtet / das Reich Israel wieder aufzurichten / und die Hertzen der Menschen zu beherrschen. Dahin bemühete Er sich mit solchem Ernst und Eifer / daß auch kein eintziger Bluts-Tropfen in seinem allerheiligsten Leibe bleiben solte / welcher nicht zum besten seiner Gemeine angewendet würde. Das war der Dienst / wovon der Heyland redet / daß er nicht kommen sey / Ihm dienen zu lassen / sondern selber zu dienen / wie auch die folgenden Worte zu erkennen geben / daß es ein solcher Dienst / darinn JEsus sein Leben zur Erlösung für viele gegeben. In diesem Dienst hat Er keine Nachfolger und Neben-Diener haben wollen / darum spricht Er zu Petro / kurtz vor seinem grossen Leiden: Da ich hingehe / kanst du mir dismal nicht folgen / (Johann. 13, 36.) und schon im Alten Testament läst Er sich vernehmen: Ich trete die Kelter alleine / und ist niemand unter den Völckern mit mir. (Jesaj. 63, 3.) Aber wer in JEsu Reiche leben / und dessen Güter geniessen wil / den ruffet JEsus / Ihm zu dienen: Wer mir dienen wil / der folge mir nach; Nicht anders ist es / M. 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Alle seine Verrichtungen / so wol sein heiliges Leben / als auch sein Leiden / Sterben und Auferstehen waren dahin gerichtet / das Reich Israel wieder aufzurichten / und die Hertzen der Menschen zu beherrschen. Dahin bemühete Er sich mit solchem Ernst und Eifer / daß auch kein eintziger Bluts-Tropfen in seinem allerheiligsten Leibe bleiben solte / welcher nicht zum besten seiner Gemeine angewendet würde. Das war der Dienst / wovon der Heyland redet / daß er nicht kommen sey / Ihm dienen zu lassen / sondern selber zu dienen / wie auch die folgenden Worte zu erkennen geben / daß es ein solcher Dienst / darinn JEsus sein Leben zur Erlösung für viele gegeben. In diesem Dienst hat Er keine Nachfolger und Neben-Diener haben wollen / darum spricht Er zu Petro / kurtz vor seinem grossen Leiden: Da ich hingehe / kanst du mir dismal nicht folgen / (Johann. 13, 36.) und schon im Alten Testament läst Er sich vernehmen: Ich trete die Kelter alleine / und ist niemand unter den Völckern mit mir. 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Das ist eines Christen Schuldigkeit / daß er Christo nachfolge. Dazu ist er von seinem Heylande beruffen: Wer mir dienen wil / der folge mir nach; Aber was haben wir denn wol ehe aus seinem Munde gehöret? Des Menschen Sohn ist nicht kommen / daß er ihm dienen lasse / sondern daß er diene. (Matth. 20, 28.) Daher sich auch die Römischen Päbste / als welche Christi Stadthalter zu seyn praetendiren / servos servorum, Knechte aller Knechte / wollen nennen lassen. O demüthige Hochmuth! o hochmüthige Demuth! Freylich ist der von Hertzen demüthige Heyland darum nicht in die Welt kommen / daß Er ein weltlich Reich anrichtete / und wie die weltliche Könige sich von vielen Bedienten aufwarten liesse / sondern Er ist kommen die Menschen durch seine erbauliche Lehren zu unterrichten / und ihnen den Weg zu dem Himmelreich zu zeigen / gleichwie Er ihnen den Eingang dazu / durch sein heiliges Verdienst / geöfnet. Alle seine Verrichtungen / so wol sein heiliges Leben / als auch sein Leiden / Sterben und Auferstehen waren dahin gerichtet / das Reich Israel wieder aufzurichten / und die Hertzen der Menschen zu beherrschen. Dahin bemühete Er sich mit solchem Ernst und Eifer / daß auch kein eintziger Bluts-Tropfen in seinem allerheiligsten Leibe bleiben solte / welcher nicht zum besten seiner Gemeine angewendet würde. Das war der Dienst / wovon der Heyland redet / daß er nicht kommen sey / Ihm dienen zu lassen / sondern selber zu dienen / wie auch die folgenden Worte zu erkennen geben / daß es ein solcher Dienst / darinn JEsus sein Leben zur Erlösung für viele gegeben. In diesem Dienst hat Er keine Nachfolger und Neben-Diener haben wollen / darum spricht Er zu Petro / kurtz vor seinem grossen Leiden: Da ich hingehe / kanst du mir dismal nicht folgen / (Johann. 13, 36.) und schon im Alten Testament läst Er sich vernehmen: Ich trete die Kelter alleine / und ist niemand unter den Völckern mit mir. (Jesaj. 63, 3.) Aber wer in JEsu Reiche leben / und dessen Güter geniessen wil / den ruffet JEsus / Ihm zu dienen: Wer mir dienen wil / der folge mir nach; Nicht anders ist es / M. L.
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Zitationshilfe: | Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/14>, abgerufen am 23.07.2024. |