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Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

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Von den Pflanzungen.
worden. Wenn es gleich ziemlich gleichgültig scheint, ob man im Herbste oder Frühjahre die
Anpflanzung vornimmt, so gerathen doch meistentheils die Herbstpflanzen besser als die im
Frühjahre. Ein etwas feuchter sandiger Boden ist für die Weiden und Pappeln der beste,
ob sie gleich auch auf jedem mäßig feuchten Mittelboden fort kommen; nur der feste thonige
Grund und sauer mineralisches Wasser ist ihnen nachtheilig, und sie gehen darin gewöhnlich
aus. Man hat zwar gegen die nachtheilige Einwirkung des letztern vorgeschlagen, daß man
unten in das Herz der Setzweide einen trockenen eichenen Nagel einschlagen soll. Mir hat es
aber nicht immer gelingen wollen, hierdurch den Wachsthum der Weiden zu erlangen.

Die Setzstangen können etwa zwei bis drei Zoll dick seyn; sie werden von solchen
Weiden- oder Pappelbäumen gehauen, auf welchen man die Zweige etwa 5 Jahre ungekröpft
oder ungekappt hat stehen lassen. Kommen die Setzstangen wie gewöhnlich 21/2 Fuß tief in
die Erde, so müssen sie 9 Fuß lang, sonst aber in Verhältniß der mehrern Tiefe länger ge-
hauen werden. Das Hauen der Setzstangen muß mit einem sehr scharfen Beile nach einer
schregen Richtung geschehen, wobei so wie bei dem ganzen Pflanzungsgeschäfte, die Rinde
vor jeder Verletzung gesichert werden muß.

In einem etwas feuchten Mittelboden, werden die Gruben zu den Setzstangen in
Entfernungen von 12 Fuß, 21/2 Fuß weit und 3 Fuß tief ausgegraben; hierauf wird die
Setzstange in die Mitte hinein gehalten und von allen Seiten mit der ausgegrabenen Erde
so weit ausgefüllt, daß um den Stamm herum noch eine kleine Vertiefung bleibt. Ist der
Boden hingegen trocken, so muß die Grube verhältnißmäßig drei bis 4 Fuß tief gemacht
werden, und wenn man durchaus in einem kalten, festen, thonigen Boden Bäume fortbringen
will, so wird erfordert daß die Grube noch einige Fuß weiter und tiefer gemacht werde, daß
solche einen Winter hindurch offen gestanden hat, und daß man sie nicht mit der ausgewor-
fenen Erde, sondern mit sandigem Mittelboden ausfüllt.

So bald die Grube beinahe mit lockerer Erde angefüllt ist, so wird in die gebliebene
Vertiefung Flußwasser gegossen, weshalb man den Stamm etwas hin und her biegen kann,
damit das Wasser eine Vertiefung daselbst findet; hierauf wird die Erde behutsam festgetre-
ten und noch etwas darauf geworfen, doch so daß noch eine kleine Vertiefung zur Samm-
lung des Regenwassers bleibt. Wenn die Setzweiden in feuchtes Erdreich kommen, auch zu
einer Zeit gehauen werden, wo durchaus keine Blätter mehr daran sind, so kann man solche
sogleich nach dem Hauen ohne weitere Vorbereitung verpflanzen. Kommen sie aber in einen

Von den Pflanzungen.
worden. Wenn es gleich ziemlich gleichguͤltig ſcheint, ob man im Herbſte oder Fruͤhjahre die
Anpflanzung vornimmt, ſo gerathen doch meiſtentheils die Herbſtpflanzen beſſer als die im
Fruͤhjahre. Ein etwas feuchter ſandiger Boden iſt fuͤr die Weiden und Pappeln der beſte,
ob ſie gleich auch auf jedem maͤßig feuchten Mittelboden fort kommen; nur der feſte thonige
Grund und ſauer mineraliſches Waſſer iſt ihnen nachtheilig, und ſie gehen darin gewoͤhnlich
aus. Man hat zwar gegen die nachtheilige Einwirkung des letztern vorgeſchlagen, daß man
unten in das Herz der Setzweide einen trockenen eichenen Nagel einſchlagen ſoll. Mir hat es
aber nicht immer gelingen wollen, hierdurch den Wachsthum der Weiden zu erlangen.

Die Setzſtangen koͤnnen etwa zwei bis drei Zoll dick ſeyn; ſie werden von ſolchen
Weiden- oder Pappelbaͤumen gehauen, auf welchen man die Zweige etwa 5 Jahre ungekroͤpft
oder ungekappt hat ſtehen laſſen. Kommen die Setzſtangen wie gewoͤhnlich 2½ Fuß tief in
die Erde, ſo muͤſſen ſie 9 Fuß lang, ſonſt aber in Verhaͤltniß der mehrern Tiefe laͤnger ge-
hauen werden. Das Hauen der Setzſtangen muß mit einem ſehr ſcharfen Beile nach einer
ſchregen Richtung geſchehen, wobei ſo wie bei dem ganzen Pflanzungsgeſchaͤfte, die Rinde
vor jeder Verletzung geſichert werden muß.

In einem etwas feuchten Mittelboden, werden die Gruben zu den Setzſtangen in
Entfernungen von 12 Fuß, 2½ Fuß weit und 3 Fuß tief ausgegraben; hierauf wird die
Setzſtange in die Mitte hinein gehalten und von allen Seiten mit der ausgegrabenen Erde
ſo weit ausgefuͤllt, daß um den Stamm herum noch eine kleine Vertiefung bleibt. Iſt der
Boden hingegen trocken, ſo muß die Grube verhaͤltnißmaͤßig drei bis 4 Fuß tief gemacht
werden, und wenn man durchaus in einem kalten, feſten, thonigen Boden Baͤume fortbringen
will, ſo wird erfordert daß die Grube noch einige Fuß weiter und tiefer gemacht werde, daß
ſolche einen Winter hindurch offen geſtanden hat, und daß man ſie nicht mit der ausgewor-
fenen Erde, ſondern mit ſandigem Mittelboden ausfuͤllt.

So bald die Grube beinahe mit lockerer Erde angefuͤllt iſt, ſo wird in die gebliebene
Vertiefung Flußwaſſer gegoſſen, weshalb man den Stamm etwas hin und her biegen kann,
damit das Waſſer eine Vertiefung daſelbſt findet; hierauf wird die Erde behutſam feſtgetre-
ten und noch etwas darauf geworfen, doch ſo daß noch eine kleine Vertiefung zur Samm-
lung des Regenwaſſers bleibt. Wenn die Setzweiden in feuchtes Erdreich kommen, auch zu
einer Zeit gehauen werden, wo durchaus keine Blaͤtter mehr daran ſind, ſo kann man ſolche
ſogleich nach dem Hauen ohne weitere Vorbereitung verpflanzen. Kommen ſie aber in einen

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[69/0089] Von den Pflanzungen. worden. Wenn es gleich ziemlich gleichguͤltig ſcheint, ob man im Herbſte oder Fruͤhjahre die Anpflanzung vornimmt, ſo gerathen doch meiſtentheils die Herbſtpflanzen beſſer als die im Fruͤhjahre. Ein etwas feuchter ſandiger Boden iſt fuͤr die Weiden und Pappeln der beſte, ob ſie gleich auch auf jedem maͤßig feuchten Mittelboden fort kommen; nur der feſte thonige Grund und ſauer mineraliſches Waſſer iſt ihnen nachtheilig, und ſie gehen darin gewoͤhnlich aus. Man hat zwar gegen die nachtheilige Einwirkung des letztern vorgeſchlagen, daß man unten in das Herz der Setzweide einen trockenen eichenen Nagel einſchlagen ſoll. Mir hat es aber nicht immer gelingen wollen, hierdurch den Wachsthum der Weiden zu erlangen. Die Setzſtangen koͤnnen etwa zwei bis drei Zoll dick ſeyn; ſie werden von ſolchen Weiden- oder Pappelbaͤumen gehauen, auf welchen man die Zweige etwa 5 Jahre ungekroͤpft oder ungekappt hat ſtehen laſſen. Kommen die Setzſtangen wie gewoͤhnlich 2½ Fuß tief in die Erde, ſo muͤſſen ſie 9 Fuß lang, ſonſt aber in Verhaͤltniß der mehrern Tiefe laͤnger ge- hauen werden. Das Hauen der Setzſtangen muß mit einem ſehr ſcharfen Beile nach einer ſchregen Richtung geſchehen, wobei ſo wie bei dem ganzen Pflanzungsgeſchaͤfte, die Rinde vor jeder Verletzung geſichert werden muß. In einem etwas feuchten Mittelboden, werden die Gruben zu den Setzſtangen in Entfernungen von 12 Fuß, 2½ Fuß weit und 3 Fuß tief ausgegraben; hierauf wird die Setzſtange in die Mitte hinein gehalten und von allen Seiten mit der ausgegrabenen Erde ſo weit ausgefuͤllt, daß um den Stamm herum noch eine kleine Vertiefung bleibt. Iſt der Boden hingegen trocken, ſo muß die Grube verhaͤltnißmaͤßig drei bis 4 Fuß tief gemacht werden, und wenn man durchaus in einem kalten, feſten, thonigen Boden Baͤume fortbringen will, ſo wird erfordert daß die Grube noch einige Fuß weiter und tiefer gemacht werde, daß ſolche einen Winter hindurch offen geſtanden hat, und daß man ſie nicht mit der ausgewor- fenen Erde, ſondern mit ſandigem Mittelboden ausfuͤllt. So bald die Grube beinahe mit lockerer Erde angefuͤllt iſt, ſo wird in die gebliebene Vertiefung Flußwaſſer gegoſſen, weshalb man den Stamm etwas hin und her biegen kann, damit das Waſſer eine Vertiefung daſelbſt findet; hierauf wird die Erde behutſam feſtgetre- ten und noch etwas darauf geworfen, doch ſo daß noch eine kleine Vertiefung zur Samm- lung des Regenwaſſers bleibt. Wenn die Setzweiden in feuchtes Erdreich kommen, auch zu einer Zeit gehauen werden, wo durchaus keine Blaͤtter mehr daran ſind, ſo kann man ſolche ſogleich nach dem Hauen ohne weitere Vorbereitung verpflanzen. Kommen ſie aber in einen

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Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/89>, abgerufen am 18.05.2024.