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Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

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Viertes Kapitel.
daß sie etwas mehr in den Strom eingreifen, und sogleich werden andere auf diese nach
Taf. II.dem Lande zu geworfen, um durch deren Belastung das Drehen der äußersten Faschinen
durch den Strom zu verhindern. Auch werden beinahe so weit, als das Stück Wurst reicht,
Faschinen in das stille Wasser gelegt. Von jetzt an dürfen keine Faschinen mehr mit dem
Stammende auf das Ufer geworfen werden, weil dadurch das Senken der Faschinenlagen er-
schwert wird. Sollte man aber finden, daß sich das Ufer mit der Faschinenlage hinunter
zieht, so kann man bei den folgenden Lagen, die Faschinen mehr nach dem Einschnitt in das
Ufer ziehen. Auch müssen von nun an und während dem ganzen Baue, keine Faschinen sich
kreuzen, oder quer übereinander liegen, weil hierdurch Höhlungen entstehen.

Ueber diese Faschinen kömmt wieder ein Stück Wurst von 18 bis 24 Fuß lang,
aber mehr nach dem Strom zu, als das vorige, und sowohl auf dem Einschnitte, als auch
auf den Faschinen selbst wird solches mit einigen Pfählen befestiget. (Fig. 13.) Durch das
Ende der Wurst, welches im Wasser schwimmt, kann man, wenn der Strom sehr schnell ist,
und man das Wegschwimmen einiger Faschinen besorgen sollte, zwei Pfähle übers Kreutz ein-
stecken, welches man einen Bock nennt, der aber größtentheils entbehrlich ist.

Mit dem Faschinenwerfen wird auf diese Art fortgefahren, so daß, wenn der zuletzt
geworfene Bock beinahe erreicht ist, ein längeres Stück Wurst wieder über die liegenden Fa-
schinen auf die vorige Art befestiget wird. Der so befestigte Anfang der Faschinenlage heißt
zuweilen ein Faschinenkopf oder Ausschuß, und wenn für dessen Sicherheit durch das
Ueberlegen der Würste hinlänglich gesorgt ist, so entsteht hinter demselben stillstehendes Was-
ser, auf welchem die Arbeit ohne Hinderniß fortgesetzt werden kann.

Sobald der Faschinenkopf gehörig befestiget ist, so ist es nicht mehr nöthig, die
Würste auf das Ufer zu befestigen, sondern man kann solche auf die bereits festliegende Fa-
schinen annageln. (Fig. 14.)

Wie weit man mit dieser Faschinenlage in der Mitte vom Ufer abgehen kann, hängt
theils von der Tiefe, theils von der Geschwindigkeit ab, mit welcher der Strom an das Ufer
fällt. Gewöhnlich geht man mit der ersten Lage in dem vorliegenden Falle nicht über 12
bis 18 Fuß vom Ufer in den Strom, und es ist bei dem ganzen Ablegen bis an das Ende
der ersten Lage bei H, nichts mehr zu bemerken, als daß sämmtliche Faschinen mit ihren
Stammenden nach der Mitte zu gerichtet werden, und die ganze Lage etwa einen solchen Bo-
gen formirt, wie die 15te Figur zeigt. Die Spitzen der Faschinen bilden alsdenn die äußerste
Bogenlinie, und es ist zu vermeiden, daß keine Faschinen quer über die andere zu lie-

Viertes Kapitel.
daß ſie etwas mehr in den Strom eingreifen, und ſogleich werden andere auf dieſe nach
Taf. II.dem Lande zu geworfen, um durch deren Belaſtung das Drehen der aͤußerſten Faſchinen
durch den Strom zu verhindern. Auch werden beinahe ſo weit, als das Stuͤck Wurſt reicht,
Faſchinen in das ſtille Waſſer gelegt. Von jetzt an duͤrfen keine Faſchinen mehr mit dem
Stammende auf das Ufer geworfen werden, weil dadurch das Senken der Faſchinenlagen er-
ſchwert wird. Sollte man aber finden, daß ſich das Ufer mit der Faſchinenlage hinunter
zieht, ſo kann man bei den folgenden Lagen, die Faſchinen mehr nach dem Einſchnitt in das
Ufer ziehen. Auch muͤſſen von nun an und waͤhrend dem ganzen Baue, keine Faſchinen ſich
kreuzen, oder quer uͤbereinander liegen, weil hierdurch Hoͤhlungen entſtehen.

Ueber dieſe Faſchinen koͤmmt wieder ein Stuͤck Wurſt von 18 bis 24 Fuß lang,
aber mehr nach dem Strom zu, als das vorige, und ſowohl auf dem Einſchnitte, als auch
auf den Faſchinen ſelbſt wird ſolches mit einigen Pfaͤhlen befeſtiget. (Fig. 13.) Durch das
Ende der Wurſt, welches im Waſſer ſchwimmt, kann man, wenn der Strom ſehr ſchnell iſt,
und man das Wegſchwimmen einiger Faſchinen beſorgen ſollte, zwei Pfaͤhle uͤbers Kreutz ein-
ſtecken, welches man einen Bock nennt, der aber groͤßtentheils entbehrlich iſt.

Mit dem Faſchinenwerfen wird auf dieſe Art fortgefahren, ſo daß, wenn der zuletzt
geworfene Bock beinahe erreicht iſt, ein laͤngeres Stuͤck Wurſt wieder uͤber die liegenden Fa-
ſchinen auf die vorige Art befeſtiget wird. Der ſo befeſtigte Anfang der Faſchinenlage heißt
zuweilen ein Faſchinenkopf oder Ausſchuß, und wenn fuͤr deſſen Sicherheit durch das
Ueberlegen der Wuͤrſte hinlaͤnglich geſorgt iſt, ſo entſteht hinter demſelben ſtillſtehendes Waſ-
ſer, auf welchem die Arbeit ohne Hinderniß fortgeſetzt werden kann.

Sobald der Faſchinenkopf gehoͤrig befeſtiget iſt, ſo iſt es nicht mehr noͤthig, die
Wuͤrſte auf das Ufer zu befeſtigen, ſondern man kann ſolche auf die bereits feſtliegende Fa-
ſchinen annageln. (Fig. 14.)

Wie weit man mit dieſer Faſchinenlage in der Mitte vom Ufer abgehen kann, haͤngt
theils von der Tiefe, theils von der Geſchwindigkeit ab, mit welcher der Strom an das Ufer
faͤllt. Gewoͤhnlich geht man mit der erſten Lage in dem vorliegenden Falle nicht uͤber 12
bis 18 Fuß vom Ufer in den Strom, und es iſt bei dem ganzen Ablegen bis an das Ende
der erſten Lage bei H, nichts mehr zu bemerken, als daß ſaͤmmtliche Faſchinen mit ihren
Stammenden nach der Mitte zu gerichtet werden, und die ganze Lage etwa einen ſolchen Bo-
gen formirt, wie die 15te Figur zeigt. Die Spitzen der Faſchinen bilden alsdenn die aͤußerſte
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[26/0046] Viertes Kapitel. daß ſie etwas mehr in den Strom eingreifen, und ſogleich werden andere auf dieſe nach dem Lande zu geworfen, um durch deren Belaſtung das Drehen der aͤußerſten Faſchinen durch den Strom zu verhindern. Auch werden beinahe ſo weit, als das Stuͤck Wurſt reicht, Faſchinen in das ſtille Waſſer gelegt. Von jetzt an duͤrfen keine Faſchinen mehr mit dem Stammende auf das Ufer geworfen werden, weil dadurch das Senken der Faſchinenlagen er- ſchwert wird. Sollte man aber finden, daß ſich das Ufer mit der Faſchinenlage hinunter zieht, ſo kann man bei den folgenden Lagen, die Faſchinen mehr nach dem Einſchnitt in das Ufer ziehen. Auch muͤſſen von nun an und waͤhrend dem ganzen Baue, keine Faſchinen ſich kreuzen, oder quer uͤbereinander liegen, weil hierdurch Hoͤhlungen entſtehen. Taf. II. Ueber dieſe Faſchinen koͤmmt wieder ein Stuͤck Wurſt von 18 bis 24 Fuß lang, aber mehr nach dem Strom zu, als das vorige, und ſowohl auf dem Einſchnitte, als auch auf den Faſchinen ſelbſt wird ſolches mit einigen Pfaͤhlen befeſtiget. (Fig. 13.) Durch das Ende der Wurſt, welches im Waſſer ſchwimmt, kann man, wenn der Strom ſehr ſchnell iſt, und man das Wegſchwimmen einiger Faſchinen beſorgen ſollte, zwei Pfaͤhle uͤbers Kreutz ein- ſtecken, welches man einen Bock nennt, der aber groͤßtentheils entbehrlich iſt. Mit dem Faſchinenwerfen wird auf dieſe Art fortgefahren, ſo daß, wenn der zuletzt geworfene Bock beinahe erreicht iſt, ein laͤngeres Stuͤck Wurſt wieder uͤber die liegenden Fa- ſchinen auf die vorige Art befeſtiget wird. Der ſo befeſtigte Anfang der Faſchinenlage heißt zuweilen ein Faſchinenkopf oder Ausſchuß, und wenn fuͤr deſſen Sicherheit durch das Ueberlegen der Wuͤrſte hinlaͤnglich geſorgt iſt, ſo entſteht hinter demſelben ſtillſtehendes Waſ- ſer, auf welchem die Arbeit ohne Hinderniß fortgeſetzt werden kann. Sobald der Faſchinenkopf gehoͤrig befeſtiget iſt, ſo iſt es nicht mehr noͤthig, die Wuͤrſte auf das Ufer zu befeſtigen, ſondern man kann ſolche auf die bereits feſtliegende Fa- ſchinen annageln. (Fig. 14.) Wie weit man mit dieſer Faſchinenlage in der Mitte vom Ufer abgehen kann, haͤngt theils von der Tiefe, theils von der Geſchwindigkeit ab, mit welcher der Strom an das Ufer faͤllt. Gewoͤhnlich geht man mit der erſten Lage in dem vorliegenden Falle nicht uͤber 12 bis 18 Fuß vom Ufer in den Strom, und es iſt bei dem ganzen Ablegen bis an das Ende der erſten Lage bei H, nichts mehr zu bemerken, als daß ſaͤmmtliche Faſchinen mit ihren Stammenden nach der Mitte zu gerichtet werden, und die ganze Lage etwa einen ſolchen Bo- gen formirt, wie die 15te Figur zeigt. Die Spitzen der Faſchinen bilden alsdenn die aͤußerſte Bogenlinie, und es iſt zu vermeiden, daß keine Faſchinen quer uͤber die andere zu lie-

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Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/46>, abgerufen am 21.11.2024.