Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Baue der Buhnen.

Ist ferner ein Strom wenig breit und schnell fließend, und tritt der Einbau weit in
denselben, so daß von dem Einbaue schon ein beträchtlicher Theil des sämmtlichen Stromwassers
aufgefangen wird, so wird man bei einer steilen Lage der Buhne und hohen gegenüberliegen-
den Ufern, selten Verlandung hinter derselben antreffen, und nur wenn die Buhne eine ge-
wisse Neigung gegen den Stromstrich hat, findet man unterhalb ein Sandfeld angelegt. Da-
gegen wenn die Buhne einen noch merklich kleinern Winkel mit dem Stromstrich bildet, oder
noch viel schiefer gegen denselben angelegt ist, so findet sich auch selten Verlandung. Es
scheint also, als wenn es für verschiedene Ströme, bei einer gewissen Länge des Einbaues,
Strombreite und mittleren Geschwindigkeit, nur eine bestimmte Neigung giebt, unter welcher
Buhnen angelegt werden müssen, und von der man sich nicht zu sehr entfernen darf,
wenn man nicht den Endzweck der Verlandung verfehlen will. Wenn nun hier nicht der
Ort ist, diesen Gegenstand noch weiter zu verfolgen und näher auseinander zu setzen, und
sich um so weniger bestimmte Regeln angeben lassen, nach welchen man mit mathematischer
Gewißheit so fort, wenn nur die Abmessungen des Stroms, seine Geschwindigkeiten und die
Länge des Einbaues gegeben sind, daraus sogleich den Neigungswinkel der Buhne angeben
kann, da es zu einleuchtend ist, welche mannichfaltigen Ursachen auf die Wirkung einer
Buhne Einfluß haben, so geht wenigstens so viel daraus hervor, wie genau man einen
Strom kennen muß, wenn man an demselben Werke anlegen will, die ein vorgesetztes Ziel
erreichen sollen. Auch beziehen sich die hier gegebenen Regeln lediglich auf Erfahrungen in
Bezug auf die Natur derjenigen Flüsse und Ströme, bei welchen ich selbst Beobachtungen an-
zustellen Gelegenheit hatte, und es kann sehr leicht seyn, daß andere Ströme zu noch viel-
fältigeren Wahrnehmungen Gelegenheit geben.

In Absicht der Zeit, welche dazu gehört, hinter einer richtig angelegten Buhne Ver-
landung zu erhalten, hängt es sehr davon ab, wie viel Schlick oder Sand ein Strom mit
sich führt, und es ist leicht einzusehen, daß es sehr ungewiß ist, hierüber etwas zu bestimmen.

Noch ergiebt sich aus dem Vorhergehenden, daß es nicht gleichgültig ist, wie weit
eine Buhne in einem Jahre in einen Strom gelegt wird, weil, wenn sie mit einem male zu
weit vom Ufer abgeht, alsdenn zu befürchten stehet, daß die Verlandung das Ufer hinter
der Buhne nicht erreichen werde, und zwischen der Verlandung und dem Ufer, noch eine
Wassertiefe verbleiben kann. Es werden daher die Buhnen im ersten Jahre nicht zu weit in
den Strom hineingelegt, und wenn sie anfangen Verlandung zu bewirken und nicht andere

Vom Baue der Buhnen.

Iſt ferner ein Strom wenig breit und ſchnell fließend, und tritt der Einbau weit in
denſelben, ſo daß von dem Einbaue ſchon ein betraͤchtlicher Theil des ſaͤmmtlichen Stromwaſſers
aufgefangen wird, ſo wird man bei einer ſteilen Lage der Buhne und hohen gegenuͤberliegen-
den Ufern, ſelten Verlandung hinter derſelben antreffen, und nur wenn die Buhne eine ge-
wiſſe Neigung gegen den Stromſtrich hat, findet man unterhalb ein Sandfeld angelegt. Da-
gegen wenn die Buhne einen noch merklich kleinern Winkel mit dem Stromſtrich bildet, oder
noch viel ſchiefer gegen denſelben angelegt iſt, ſo findet ſich auch ſelten Verlandung. Es
ſcheint alſo, als wenn es fuͤr verſchiedene Stroͤme, bei einer gewiſſen Laͤnge des Einbaues,
Strombreite und mittleren Geſchwindigkeit, nur eine beſtimmte Neigung giebt, unter welcher
Buhnen angelegt werden muͤſſen, und von der man ſich nicht zu ſehr entfernen darf,
wenn man nicht den Endzweck der Verlandung verfehlen will. Wenn nun hier nicht der
Ort iſt, dieſen Gegenſtand noch weiter zu verfolgen und naͤher auseinander zu ſetzen, und
ſich um ſo weniger beſtimmte Regeln angeben laſſen, nach welchen man mit mathematiſcher
Gewißheit ſo fort, wenn nur die Abmeſſungen des Stroms, ſeine Geſchwindigkeiten und die
Laͤnge des Einbaues gegeben ſind, daraus ſogleich den Neigungswinkel der Buhne angeben
kann, da es zu einleuchtend iſt, welche mannichfaltigen Urſachen auf die Wirkung einer
Buhne Einfluß haben, ſo geht wenigſtens ſo viel daraus hervor, wie genau man einen
Strom kennen muß, wenn man an demſelben Werke anlegen will, die ein vorgeſetztes Ziel
erreichen ſollen. Auch beziehen ſich die hier gegebenen Regeln lediglich auf Erfahrungen in
Bezug auf die Natur derjenigen Fluͤſſe und Stroͤme, bei welchen ich ſelbſt Beobachtungen an-
zuſtellen Gelegenheit hatte, und es kann ſehr leicht ſeyn, daß andere Stroͤme zu noch viel-
faͤltigeren Wahrnehmungen Gelegenheit geben.

In Abſicht der Zeit, welche dazu gehoͤrt, hinter einer richtig angelegten Buhne Ver-
landung zu erhalten, haͤngt es ſehr davon ab, wie viel Schlick oder Sand ein Strom mit
ſich fuͤhrt, und es iſt leicht einzuſehen, daß es ſehr ungewiß iſt, hieruͤber etwas zu beſtimmen.

Noch ergiebt ſich aus dem Vorhergehenden, daß es nicht gleichguͤltig iſt, wie weit
eine Buhne in einem Jahre in einen Strom gelegt wird, weil, wenn ſie mit einem male zu
weit vom Ufer abgeht, alsdenn zu befuͤrchten ſtehet, daß die Verlandung das Ufer hinter
der Buhne nicht erreichen werde, und zwiſchen der Verlandung und dem Ufer, noch eine
Waſſertiefe verbleiben kann. Es werden daher die Buhnen im erſten Jahre nicht zu weit in
den Strom hineingelegt, und wenn ſie anfangen Verlandung zu bewirken und nicht andere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0041" n="21"/>
          <fw place="top" type="header">Vom Baue der Buhnen.</fw><lb/>
          <p>I&#x017F;t ferner ein Strom wenig breit und &#x017F;chnell fließend, und tritt der Einbau weit in<lb/>
den&#x017F;elben, &#x017F;o daß von dem Einbaue &#x017F;chon ein betra&#x0364;chtlicher Theil des &#x017F;a&#x0364;mmtlichen Stromwa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
aufgefangen wird, &#x017F;o wird man bei einer &#x017F;teilen Lage der <choice><sic>Bnhne</sic><corr>Buhne</corr></choice> und hohen gegenu&#x0364;berliegen-<lb/>
den Ufern, &#x017F;elten Verlandung hinter der&#x017F;elben antreffen, und nur wenn die Buhne eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Neigung gegen den Strom&#x017F;trich hat, findet man unterhalb ein Sandfeld angelegt. Da-<lb/>
gegen wenn die Buhne einen noch merklich kleinern Winkel mit <choice><sic>den</sic><corr>dem</corr></choice> Strom&#x017F;trich bildet, oder<lb/>
noch viel &#x017F;chiefer gegen den&#x017F;elben angelegt i&#x017F;t, &#x017F;o findet &#x017F;ich auch &#x017F;elten Verlandung. Es<lb/>
&#x017F;cheint al&#x017F;o, als wenn es fu&#x0364;r ver&#x017F;chiedene Stro&#x0364;me, bei einer gewi&#x017F;&#x017F;en La&#x0364;nge des Einbaues,<lb/>
Strombreite und mittleren Ge&#x017F;chwindigkeit, nur eine be&#x017F;timmte Neigung giebt, unter welcher<lb/>
Buhnen angelegt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und von der man &#x017F;ich nicht zu &#x017F;ehr entfernen darf,<lb/>
wenn man nicht den Endzweck der Verlandung verfehlen will. Wenn nun hier nicht der<lb/>
Ort i&#x017F;t, die&#x017F;en Gegen&#x017F;tand noch weiter zu verfolgen und na&#x0364;her auseinander zu &#x017F;etzen, und<lb/>
&#x017F;ich um &#x017F;o weniger be&#x017F;timmte Regeln angeben la&#x017F;&#x017F;en, nach welchen man mit mathemati&#x017F;cher<lb/>
Gewißheit &#x017F;o fort, wenn nur die Abme&#x017F;&#x017F;ungen des Stroms, &#x017F;eine Ge&#x017F;chwindigkeiten und die<lb/>
La&#x0364;nge des Einbaues gegeben &#x017F;ind, daraus &#x017F;ogleich den Neigungswinkel der Buhne angeben<lb/>
kann, da es zu einleuchtend i&#x017F;t, welche mannichfaltigen Ur&#x017F;achen auf die Wirkung einer<lb/>
Buhne Einfluß haben, &#x017F;o geht wenig&#x017F;tens &#x017F;o viel daraus hervor, wie genau man einen<lb/>
Strom kennen muß, wenn man an dem&#x017F;elben Werke anlegen will, die ein vorge&#x017F;etztes Ziel<lb/>
erreichen &#x017F;ollen. Auch beziehen &#x017F;ich die hier gegebenen Regeln lediglich auf Erfahrungen in<lb/>
Bezug auf die Natur derjenigen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Stro&#x0364;me, bei welchen ich &#x017F;elb&#x017F;t Beobachtungen an-<lb/>
zu&#x017F;tellen Gelegenheit hatte, und es kann &#x017F;ehr leicht &#x017F;eyn, daß andere Stro&#x0364;me zu noch viel-<lb/>
fa&#x0364;ltigeren Wahrnehmungen Gelegenheit geben.</p><lb/>
          <p>In Ab&#x017F;icht der Zeit, welche dazu geho&#x0364;rt, hinter einer richtig angelegten Buhne Ver-<lb/>
landung zu erhalten, ha&#x0364;ngt es &#x017F;ehr davon ab, wie viel Schlick oder Sand ein Strom mit<lb/>
&#x017F;ich fu&#x0364;hrt, und es i&#x017F;t leicht einzu&#x017F;ehen, daß es &#x017F;ehr ungewiß i&#x017F;t, hieru&#x0364;ber etwas zu be&#x017F;timmen.</p><lb/>
          <p>Noch ergiebt &#x017F;ich aus dem Vorhergehenden, daß es nicht gleichgu&#x0364;ltig i&#x017F;t, wie weit<lb/>
eine Buhne in einem Jahre in einen Strom gelegt wird, weil, wenn &#x017F;ie mit einem male zu<lb/>
weit vom Ufer abgeht, alsdenn zu befu&#x0364;rchten &#x017F;tehet, daß die Verlandung das Ufer hinter<lb/>
der Buhne nicht erreichen werde, und zwi&#x017F;chen der Verlandung und dem Ufer, noch eine<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ertiefe verbleiben kann. Es werden daher die Buhnen im er&#x017F;ten Jahre nicht zu weit in<lb/>
den Strom hineingelegt, und wenn &#x017F;ie anfangen Verlandung zu bewirken und nicht andere<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0041] Vom Baue der Buhnen. Iſt ferner ein Strom wenig breit und ſchnell fließend, und tritt der Einbau weit in denſelben, ſo daß von dem Einbaue ſchon ein betraͤchtlicher Theil des ſaͤmmtlichen Stromwaſſers aufgefangen wird, ſo wird man bei einer ſteilen Lage der Buhne und hohen gegenuͤberliegen- den Ufern, ſelten Verlandung hinter derſelben antreffen, und nur wenn die Buhne eine ge- wiſſe Neigung gegen den Stromſtrich hat, findet man unterhalb ein Sandfeld angelegt. Da- gegen wenn die Buhne einen noch merklich kleinern Winkel mit dem Stromſtrich bildet, oder noch viel ſchiefer gegen denſelben angelegt iſt, ſo findet ſich auch ſelten Verlandung. Es ſcheint alſo, als wenn es fuͤr verſchiedene Stroͤme, bei einer gewiſſen Laͤnge des Einbaues, Strombreite und mittleren Geſchwindigkeit, nur eine beſtimmte Neigung giebt, unter welcher Buhnen angelegt werden muͤſſen, und von der man ſich nicht zu ſehr entfernen darf, wenn man nicht den Endzweck der Verlandung verfehlen will. Wenn nun hier nicht der Ort iſt, dieſen Gegenſtand noch weiter zu verfolgen und naͤher auseinander zu ſetzen, und ſich um ſo weniger beſtimmte Regeln angeben laſſen, nach welchen man mit mathematiſcher Gewißheit ſo fort, wenn nur die Abmeſſungen des Stroms, ſeine Geſchwindigkeiten und die Laͤnge des Einbaues gegeben ſind, daraus ſogleich den Neigungswinkel der Buhne angeben kann, da es zu einleuchtend iſt, welche mannichfaltigen Urſachen auf die Wirkung einer Buhne Einfluß haben, ſo geht wenigſtens ſo viel daraus hervor, wie genau man einen Strom kennen muß, wenn man an demſelben Werke anlegen will, die ein vorgeſetztes Ziel erreichen ſollen. Auch beziehen ſich die hier gegebenen Regeln lediglich auf Erfahrungen in Bezug auf die Natur derjenigen Fluͤſſe und Stroͤme, bei welchen ich ſelbſt Beobachtungen an- zuſtellen Gelegenheit hatte, und es kann ſehr leicht ſeyn, daß andere Stroͤme zu noch viel- faͤltigeren Wahrnehmungen Gelegenheit geben. In Abſicht der Zeit, welche dazu gehoͤrt, hinter einer richtig angelegten Buhne Ver- landung zu erhalten, haͤngt es ſehr davon ab, wie viel Schlick oder Sand ein Strom mit ſich fuͤhrt, und es iſt leicht einzuſehen, daß es ſehr ungewiß iſt, hieruͤber etwas zu beſtimmen. Noch ergiebt ſich aus dem Vorhergehenden, daß es nicht gleichguͤltig iſt, wie weit eine Buhne in einem Jahre in einen Strom gelegt wird, weil, wenn ſie mit einem male zu weit vom Ufer abgeht, alsdenn zu befuͤrchten ſtehet, daß die Verlandung das Ufer hinter der Buhne nicht erreichen werde, und zwiſchen der Verlandung und dem Ufer, noch eine Waſſertiefe verbleiben kann. Es werden daher die Buhnen im erſten Jahre nicht zu weit in den Strom hineingelegt, und wenn ſie anfangen Verlandung zu bewirken und nicht andere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/41
Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/41>, abgerufen am 18.12.2024.