Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwölftes Kapitel.
dienten finden sollten daß solches ohne Schaden der Ordnung im Strome annoch ungedeckt
bleiben kann, und der Eigenthümer wollte den Verlust seines Grund und Bodens an einem
solchen Ufer, so weder zum Ruin des Stromes noch zum Nachtheil der Schiffahrt etwas
beitragen kann, nicht achten; so wollen Wir zwar geschehen lassen, daß ein dergleichen Bau
unterbleiben mag. Wenn aber ein solcher Abbruch sich an einem Walde, oder an einer Hü-
tung ereignet, auf welcher noch starke Bäume, oder von dem vor Zeiten daselbst gewesenen
Walde große Stöcke in der Erde befindlich sind, so soll der Eigenthümer des Ufers jederzeit
auf 16 schlesische Ellen weit alle große Bäume von dem Ufer mit den Stöcken ausrohden
lassen, wie denn auch alle in der gedachten Breite am Ufer befindliche alte Stöcke so wie
die Bäume, auf anderthalb Ellen tief aus dem Grunde herausgerodet und bei Seite gebracht
werden müssen. Es muß aber der Platz an einem solchen abbrechenden Ufer deshalb stets in
der gedachten Breite von 16 Ellen, von allen Bäumen und Stöcken frey seyn, weil durch
ein unvermuthetes großes Wasser, und besonders bei dem Eisgange, der Abbruch an einem
solchen Ufer sich auf einmal und in sehr kurzer Zeit so stark ereignen kann, daß niemand im
Stande ist, das nahe stehende Holz und Stöcke wegzuschaffen, sondern solche mit dem Ufer
in das Wasser fallen lassen muß. Wenn also jemand die allhier vorgeschriebene Breite nicht
stets von stehenden Bäumen und Stöcken frei machet, und daher es sich ereignet, daß solche
in das Wasser fallen, so soll der Eigenthümer von den auf dem Ufer zu nahe befundenen
Bäumen das Holz verlieren, und vor den Stock nachdem er auf seine Kosten ausgerohdet ist,
einen Ducaten Strafe erlegen. Wäre aber der Baum oder der Stock schon wirklich ins Was-
ser gefallen, so sollen beide auf seine Kosten herausgebracht, das Holz confisciret, und er
noch überdem gehalten seyn, vor Einen Baum 1 Ducaten und vor Einen Stock 2 Ducaten
Strafe zu bezahlen. Derjenige aber welcher sich unterstehen sollte, muthwilliger Weise einen
Baum ins Wasser zu hauen oder fallen zu lassen, wie solches obengedachtermaßen wohl von
vielen aus der irrigen Meinung sonst geschehen, als ob ein solcher im Wasser liegender Baum
den Abbruch von dem Ufer ablehnete, soll dafür 10 Ducaten Strafe bezahlen, und über die-
ses alle Unkosten tragen, welche die promte Herausbringung des Baumes aus dem Wasser
erfordern wird.

VII. Da auch den abbrüchigen Ufern, und nochmehr denenjenigen, welche durch
einen Uferbau gedecket, und mit frischen Weidicht zum Auswachsen beleget sind, ein großer
Schaden dadurch zugefüget wird, wenn die Schiffer und Matatschenschwemmer mit allerhand
Balken, Tafeln, Brettern, Stab- und Brennholz an dieselben anlegen, und mit Auswerfung

Zwoͤlftes Kapitel.
dienten finden ſollten daß ſolches ohne Schaden der Ordnung im Strome annoch ungedeckt
bleiben kann, und der Eigenthuͤmer wollte den Verluſt ſeines Grund und Bodens an einem
ſolchen Ufer, ſo weder zum Ruin des Stromes noch zum Nachtheil der Schiffahrt etwas
beitragen kann, nicht achten; ſo wollen Wir zwar geſchehen laſſen, daß ein dergleichen Bau
unterbleiben mag. Wenn aber ein ſolcher Abbruch ſich an einem Walde, oder an einer Huͤ-
tung ereignet, auf welcher noch ſtarke Baͤume, oder von dem vor Zeiten daſelbſt geweſenen
Walde große Stoͤcke in der Erde befindlich ſind, ſo ſoll der Eigenthuͤmer des Ufers jederzeit
auf 16 ſchleſiſche Ellen weit alle große Baͤume von dem Ufer mit den Stoͤcken ausrohden
laſſen, wie denn auch alle in der gedachten Breite am Ufer befindliche alte Stoͤcke ſo wie
die Baͤume, auf anderthalb Ellen tief aus dem Grunde herausgerodet und bei Seite gebracht
werden muͤſſen. Es muß aber der Platz an einem ſolchen abbrechenden Ufer deshalb ſtets in
der gedachten Breite von 16 Ellen, von allen Baͤumen und Stoͤcken frey ſeyn, weil durch
ein unvermuthetes großes Waſſer, und beſonders bei dem Eisgange, der Abbruch an einem
ſolchen Ufer ſich auf einmal und in ſehr kurzer Zeit ſo ſtark ereignen kann, daß niemand im
Stande iſt, das nahe ſtehende Holz und Stoͤcke wegzuſchaffen, ſondern ſolche mit dem Ufer
in das Waſſer fallen laſſen muß. Wenn alſo jemand die allhier vorgeſchriebene Breite nicht
ſtets von ſtehenden Baͤumen und Stoͤcken frei machet, und daher es ſich ereignet, daß ſolche
in das Waſſer fallen, ſo ſoll der Eigenthuͤmer von den auf dem Ufer zu nahe befundenen
Baͤumen das Holz verlieren, und vor den Stock nachdem er auf ſeine Koſten ausgerohdet iſt,
einen Ducaten Strafe erlegen. Waͤre aber der Baum oder der Stock ſchon wirklich ins Waſ-
ſer gefallen, ſo ſollen beide auf ſeine Koſten herausgebracht, das Holz confiſciret, und er
noch uͤberdem gehalten ſeyn, vor Einen Baum 1 Ducaten und vor Einen Stock 2 Ducaten
Strafe zu bezahlen. Derjenige aber welcher ſich unterſtehen ſollte, muthwilliger Weiſe einen
Baum ins Waſſer zu hauen oder fallen zu laſſen, wie ſolches obengedachtermaßen wohl von
vielen aus der irrigen Meinung ſonſt geſchehen, als ob ein ſolcher im Waſſer liegender Baum
den Abbruch von dem Ufer ablehnete, ſoll dafuͤr 10 Ducaten Strafe bezahlen, und uͤber die-
ſes alle Unkoſten tragen, welche die promte Herausbringung des Baumes aus dem Waſſer
erfordern wird.

VII. Da auch den abbruͤchigen Ufern, und nochmehr denenjenigen, welche durch
einen Uferbau gedecket, und mit friſchen Weidicht zum Auswachſen beleget ſind, ein großer
Schaden dadurch zugefuͤget wird, wenn die Schiffer und Matatſchenſchwemmer mit allerhand
Balken, Tafeln, Brettern, Stab- und Brennholz an dieſelben anlegen, und mit Auswerfung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0122" n="102"/><fw place="top" type="header">Zwo&#x0364;lftes Kapitel.</fw><lb/>
dienten finden &#x017F;ollten daß &#x017F;olches ohne Schaden der Ordnung im Strome annoch ungedeckt<lb/>
bleiben kann, und der Eigenthu&#x0364;mer wollte den Verlu&#x017F;t &#x017F;eines Grund und Bodens an einem<lb/>
&#x017F;olchen Ufer, &#x017F;o weder zum Ruin des Stromes noch zum Nachtheil der Schiffahrt etwas<lb/>
beitragen kann, nicht achten; &#x017F;o wollen Wir zwar ge&#x017F;chehen la&#x017F;&#x017F;en, daß ein dergleichen Bau<lb/>
unterbleiben mag. Wenn aber ein &#x017F;olcher Abbruch &#x017F;ich an einem Walde, oder an einer Hu&#x0364;-<lb/>
tung ereignet, auf welcher noch &#x017F;tarke Ba&#x0364;ume, oder von dem vor Zeiten da&#x017F;elb&#x017F;t gewe&#x017F;enen<lb/>
Walde große Sto&#x0364;cke in der Erde befindlich &#x017F;ind, &#x017F;o &#x017F;oll der Eigenthu&#x0364;mer des Ufers jederzeit<lb/>
auf 16 &#x017F;chle&#x017F;i&#x017F;che Ellen weit alle große Ba&#x0364;ume von dem Ufer mit den Sto&#x0364;cken ausrohden<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, wie denn auch alle in der gedachten Breite am Ufer befindliche alte Sto&#x0364;cke &#x017F;o wie<lb/>
die Ba&#x0364;ume, auf anderthalb Ellen tief aus dem Grunde herausgerodet und bei Seite gebracht<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Es muß aber der Platz an einem &#x017F;olchen abbrechenden Ufer deshalb &#x017F;tets in<lb/>
der gedachten Breite von 16 Ellen, von allen Ba&#x0364;umen und Sto&#x0364;cken frey &#x017F;eyn, weil durch<lb/>
ein unvermuthetes großes Wa&#x017F;&#x017F;er, und be&#x017F;onders bei dem Eisgange, der Abbruch an einem<lb/>
&#x017F;olchen Ufer &#x017F;ich auf einmal und in &#x017F;ehr kurzer Zeit &#x017F;o &#x017F;tark ereignen kann, daß niemand im<lb/>
Stande i&#x017F;t, das nahe &#x017F;tehende Holz und Sto&#x0364;cke wegzu&#x017F;chaffen, &#x017F;ondern &#x017F;olche mit dem Ufer<lb/>
in das Wa&#x017F;&#x017F;er fallen la&#x017F;&#x017F;en muß. Wenn al&#x017F;o jemand die allhier vorge&#x017F;chriebene Breite nicht<lb/>
&#x017F;tets von &#x017F;tehenden Ba&#x0364;umen und Sto&#x0364;cken frei machet, und daher es &#x017F;ich ereignet, daß &#x017F;olche<lb/>
in das Wa&#x017F;&#x017F;er fallen, &#x017F;o &#x017F;oll der Eigenthu&#x0364;mer von den auf dem Ufer zu nahe befundenen<lb/>
Ba&#x0364;umen das Holz verlieren, und vor den Stock nachdem er auf &#x017F;eine Ko&#x017F;ten ausgerohdet i&#x017F;t,<lb/>
einen Ducaten Strafe erlegen. Wa&#x0364;re aber der Baum oder der Stock &#x017F;chon wirklich ins Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er gefallen, &#x017F;o &#x017F;ollen beide auf &#x017F;eine Ko&#x017F;ten herausgebracht, das Holz confi&#x017F;ciret, und er<lb/>
noch u&#x0364;berdem gehalten &#x017F;eyn, vor Einen Baum 1 Ducaten und vor Einen Stock 2 Ducaten<lb/>
Strafe zu bezahlen. Derjenige aber welcher &#x017F;ich unter&#x017F;tehen &#x017F;ollte, muthwilliger Wei&#x017F;e einen<lb/>
Baum ins Wa&#x017F;&#x017F;er zu hauen oder fallen zu la&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;olches obengedachtermaßen wohl von<lb/>
vielen aus der irrigen Meinung &#x017F;on&#x017F;t ge&#x017F;chehen, als ob ein &#x017F;olcher im Wa&#x017F;&#x017F;er liegender Baum<lb/>
den Abbruch von dem Ufer ablehnete, &#x017F;oll dafu&#x0364;r 10 Ducaten Strafe bezahlen, und u&#x0364;ber die-<lb/>
&#x017F;es alle Unko&#x017F;ten tragen, welche die promte Herausbringung des Baumes aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
erfordern wird.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">VII.</hi> Da auch den abbru&#x0364;chigen Ufern, und nochmehr denenjenigen, welche durch<lb/>
einen Uferbau gedecket, und mit fri&#x017F;chen Weidicht zum Auswach&#x017F;en beleget &#x017F;ind, ein großer<lb/>
Schaden dadurch zugefu&#x0364;get wird, wenn die Schiffer und Matat&#x017F;chen&#x017F;chwemmer mit allerhand<lb/>
Balken, Tafeln, Brettern, Stab- und Brennholz an die&#x017F;elben anlegen, und mit Auswerfung<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0122] Zwoͤlftes Kapitel. dienten finden ſollten daß ſolches ohne Schaden der Ordnung im Strome annoch ungedeckt bleiben kann, und der Eigenthuͤmer wollte den Verluſt ſeines Grund und Bodens an einem ſolchen Ufer, ſo weder zum Ruin des Stromes noch zum Nachtheil der Schiffahrt etwas beitragen kann, nicht achten; ſo wollen Wir zwar geſchehen laſſen, daß ein dergleichen Bau unterbleiben mag. Wenn aber ein ſolcher Abbruch ſich an einem Walde, oder an einer Huͤ- tung ereignet, auf welcher noch ſtarke Baͤume, oder von dem vor Zeiten daſelbſt geweſenen Walde große Stoͤcke in der Erde befindlich ſind, ſo ſoll der Eigenthuͤmer des Ufers jederzeit auf 16 ſchleſiſche Ellen weit alle große Baͤume von dem Ufer mit den Stoͤcken ausrohden laſſen, wie denn auch alle in der gedachten Breite am Ufer befindliche alte Stoͤcke ſo wie die Baͤume, auf anderthalb Ellen tief aus dem Grunde herausgerodet und bei Seite gebracht werden muͤſſen. Es muß aber der Platz an einem ſolchen abbrechenden Ufer deshalb ſtets in der gedachten Breite von 16 Ellen, von allen Baͤumen und Stoͤcken frey ſeyn, weil durch ein unvermuthetes großes Waſſer, und beſonders bei dem Eisgange, der Abbruch an einem ſolchen Ufer ſich auf einmal und in ſehr kurzer Zeit ſo ſtark ereignen kann, daß niemand im Stande iſt, das nahe ſtehende Holz und Stoͤcke wegzuſchaffen, ſondern ſolche mit dem Ufer in das Waſſer fallen laſſen muß. Wenn alſo jemand die allhier vorgeſchriebene Breite nicht ſtets von ſtehenden Baͤumen und Stoͤcken frei machet, und daher es ſich ereignet, daß ſolche in das Waſſer fallen, ſo ſoll der Eigenthuͤmer von den auf dem Ufer zu nahe befundenen Baͤumen das Holz verlieren, und vor den Stock nachdem er auf ſeine Koſten ausgerohdet iſt, einen Ducaten Strafe erlegen. Waͤre aber der Baum oder der Stock ſchon wirklich ins Waſ- ſer gefallen, ſo ſollen beide auf ſeine Koſten herausgebracht, das Holz confiſciret, und er noch uͤberdem gehalten ſeyn, vor Einen Baum 1 Ducaten und vor Einen Stock 2 Ducaten Strafe zu bezahlen. Derjenige aber welcher ſich unterſtehen ſollte, muthwilliger Weiſe einen Baum ins Waſſer zu hauen oder fallen zu laſſen, wie ſolches obengedachtermaßen wohl von vielen aus der irrigen Meinung ſonſt geſchehen, als ob ein ſolcher im Waſſer liegender Baum den Abbruch von dem Ufer ablehnete, ſoll dafuͤr 10 Ducaten Strafe bezahlen, und uͤber die- ſes alle Unkoſten tragen, welche die promte Herausbringung des Baumes aus dem Waſſer erfordern wird. VII. Da auch den abbruͤchigen Ufern, und nochmehr denenjenigen, welche durch einen Uferbau gedecket, und mit friſchen Weidicht zum Auswachſen beleget ſind, ein großer Schaden dadurch zugefuͤget wird, wenn die Schiffer und Matatſchenſchwemmer mit allerhand Balken, Tafeln, Brettern, Stab- und Brennholz an dieſelben anlegen, und mit Auswerfung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/122
Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/122>, abgerufen am 18.05.2024.