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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von der stadt-u. dorfflure (gemark.)
unterscheid der grenzen, oder begreiffet die grenzen
der aecker etc. Markzal ist dijenige portion, wel-
che einem zukömmt. Weichbild, der Teutsche sa-
get wich, wic, ein sicherer ort, wo man sicher
sich hinwenden kan. Weic, wic heisset 1) oppi-
dum, urbs, bild-imago; 2) bedeutet weichbild
die länderei, welche einer stadt gehöret, und mit
weichbildszeichen bemerket ist; als weingärten, wi-
sen, wilden hölzern, aeckern, hopfgarten etc; 3) ist
unter weichbild die gerichtbarkeit über die stadt,
und gemarkung zu verstehen; obgleich sonst von
der gerichtbarkeit auf das eigentum kein schluß zu
folgern stehet, Struben de iure villic. cap. III,
§ 10, a, s. 81. Man findet daher auch das
weichfeld, welches den mit gerichtbarkeit versehe-
nen bezirk andeutet, worin dijenige, welche dar-
in wonen, sich nach gewissen statuten, und rech-
ten zu richten haben; 4) ist weichbild der inbegriff
von den stadtrechten; 5) begreiffet es die aecker,
und güter, welche ein bürger besizet; 6) einen
zinß, welchen die bürger von iren gütern entrichten;
7) das stadtrecht; 8) den sprengel (dioeces) eines
bischoffes. Weichbildgerichte enthalten die stadt-
gerichte, welche der stadtschuldheiß hält. Weich-
bildrecht, was ein bürger besizet, heisset 1) pro-
prietatis weichbildicum publicum; 2) bedeutet es
dijenigen freiheiten, welche der regent einer stadt
gegeben, auch die besondere stücke, welche die rech-
te der bürger angehen. Dises nennet man weich-
bildicum publicum; 3) kömmt das privat-weich-
bildrecht in betrachtung; 4) die rechte, und gewon-
heiten einer stadt (§ 24). Das fürnämste weich-
bild war das magdeburgische. Dem weichbilde,
stadtrechte war das landrecht (plebiscitum) entge-
gen gestellet (§ 29). Weichbildzeichen ist eben-
falls bekannt. Eine stadt stellete merenteils ein

bild

von der ſtadt-u. dorfflure (gemark.)
unterſcheid der grenzen, oder begreiffet die grenzen
der aecker ꝛc. Markzal iſt dijenige portion, wel-
che einem zukoͤmmt. Weichbild, der Teutſche ſa-
get wich, wic, ein ſicherer ort, wo man ſicher
ſich hinwenden kan. Weic, wic heiſſet 1) oppi-
dum, urbs, bild-imago; 2) bedeutet weichbild
die laͤnderei, welche einer ſtadt gehoͤret, und mit
weichbildszeichen bemerket iſt; als weingaͤrten, wi-
ſen, wilden hoͤlzern, aeckern, hopfgarten ꝛc; 3) iſt
unter weichbild die gerichtbarkeit uͤber die ſtadt,
und gemarkung zu verſtehen; obgleich ſonſt von
der gerichtbarkeit auf das eigentum kein ſchluß zu
folgern ſtehet, Struben de iure villic. cap. III,
§ 10, a, ſ. 81. Man findet daher auch das
weichfeld, welches den mit gerichtbarkeit verſehe-
nen bezirk andeutet, worin dijenige, welche dar-
in wonen, ſich nach gewiſſen ſtatuten, und rech-
ten zu richten haben; 4) iſt weichbild der inbegriff
von den ſtadtrechten; 5) begreiffet es die aecker,
und guͤter, welche ein buͤrger beſizet; 6) einen
zinß, welchen die buͤrger von iren guͤtern entrichten;
7) das ſtadtrecht; 8) den ſprengel (dioeces) eines
biſchoffes. Weichbildgerichte enthalten die ſtadt-
gerichte, welche der ſtadtſchuldheiß haͤlt. Weich-
bildrecht, was ein buͤrger beſizet, heiſſet 1) pro-
prietatis weichbildicum publicum; 2) bedeutet es
dijenigen freiheiten, welche der regent einer ſtadt
gegeben, auch die beſondere ſtuͤcke, welche die rech-
te der buͤrger angehen. Diſes nennet man weich-
bildicum publicum; 3) koͤmmt das privat-weich-
bildrecht in betrachtung; 4) die rechte, und gewon-
heiten einer ſtadt (§ 24). Das fuͤrnaͤmſte weich-
bild war das magdeburgiſche. Dem weichbilde,
ſtadtrechte war das landrecht (plebiscitum) entge-
gen geſtellet (§ 29). Weichbildzeichen iſt eben-
falls bekannt. Eine ſtadt ſtellete merenteils ein

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[733/0757] von der ſtadt-u. dorfflure (gemark.) unterſcheid der grenzen, oder begreiffet die grenzen der aecker ꝛc. Markzal iſt dijenige portion, wel- che einem zukoͤmmt. Weichbild, der Teutſche ſa- get wich, wic, ein ſicherer ort, wo man ſicher ſich hinwenden kan. Weic, wic heiſſet 1) oppi- dum, urbs, bild-imago; 2) bedeutet weichbild die laͤnderei, welche einer ſtadt gehoͤret, und mit weichbildszeichen bemerket iſt; als weingaͤrten, wi- ſen, wilden hoͤlzern, aeckern, hopfgarten ꝛc; 3) iſt unter weichbild die gerichtbarkeit uͤber die ſtadt, und gemarkung zu verſtehen; obgleich ſonſt von der gerichtbarkeit auf das eigentum kein ſchluß zu folgern ſtehet, Struben de iure villic. cap. III, § 10, a, ſ. 81. Man findet daher auch das weichfeld, welches den mit gerichtbarkeit verſehe- nen bezirk andeutet, worin dijenige, welche dar- in wonen, ſich nach gewiſſen ſtatuten, und rech- ten zu richten haben; 4) iſt weichbild der inbegriff von den ſtadtrechten; 5) begreiffet es die aecker, und guͤter, welche ein buͤrger beſizet; 6) einen zinß, welchen die buͤrger von iren guͤtern entrichten; 7) das ſtadtrecht; 8) den ſprengel (dioeces) eines biſchoffes. Weichbildgerichte enthalten die ſtadt- gerichte, welche der ſtadtſchuldheiß haͤlt. Weich- bildrecht, was ein buͤrger beſizet, heiſſet 1) pro- prietatis weichbildicum publicum; 2) bedeutet es dijenigen freiheiten, welche der regent einer ſtadt gegeben, auch die beſondere ſtuͤcke, welche die rech- te der buͤrger angehen. Diſes nennet man weich- bildicum publicum; 3) koͤmmt das privat-weich- bildrecht in betrachtung; 4) die rechte, und gewon- heiten einer ſtadt (§ 24). Das fuͤrnaͤmſte weich- bild war das magdeburgiſche. Dem weichbilde, ſtadtrechte war das landrecht (plebiscitum) entge- gen geſtellet (§ 29). Weichbildzeichen iſt eben- falls bekannt. Eine ſtadt ſtellete merenteils ein bild

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/757>, abgerufen am 26.06.2024.