Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.CXXII h. von den vormunden, volljärigkeit nachsuchen will, derselbe hat der bitt-schrift beizufügen: 1) einen auszug aus dem kir- chenbuche, wie alt er sey; 2) ein glaubwürdiges zeugniß von seiner guten auffürung, und seines wohlverhaltens, auch seiner fähigkeit des verstan- des, sich, und seinen sachen wohl vorstehen zu kön- nen; 3) wird die sache in untersuchung gezogen, auch wohl bericht zuförderst von seinem gebürenden richter desfalls begeret, und wohl disem aufgetra- gen: die nächsten blutsverwandten darüber zu ver- nemen: ob sie etwas wider das gesuch einzuwen- den haben, oder nicht? hat eine solche person noch eins von iren aeltern am leben; so darf von rechts- wegen dises nicht übergangen werden. Hirauf wird die volljärigkeit entweder vergönnet, oder ab- geschlagen. Denn es kömmt dißfalls aus die gna- de des oberherrn an. Wird sie erteilet; so hat der minderjärige entweder vormunden, oder nicht. Jst das erste; so ersolget das rescript an die vor- munden dahin: daß der minderjärige die mündig- keit erlanget habe, und für tüchtig zur verwaltung seines vermögens erkläret sey, und sie von irer vor- mundschaft losgesprochen würden. Jst die person eine erlauchte, z. e. ein erbprinz, welchem die voll- järigkeit vom Kaiser verstattet wird; so wird an de- ren vormund ein rescript erlassen: daß diser herr nunmehr mit der volljärigkeit begnadiget, zur regi- rung tüchtig erkläret sey, und sie allso von irer vor- mundschaft losgezälet würden. Es wird auch ein rescript an den geheimden raht wegen der 2 ersten posten; ferner an die regirung erlassen, mit dem bei- fügen: daß sie solches durch auszufertigende paten- te den untertanen bekannt zu machen hätten, Kö- nig in select. iur. publ. nouiss. th. VII s. 3 fgg. Wenn einem minderiärigen kurprinzen, oder kur- fürsten die volljärigkeit vom Kaiser erteilet werden soll,
CXXII h. von den vormunden, volljaͤrigkeit nachſuchen will, derſelbe hat der bitt-ſchrift beizufuͤgen: 1) einen auszug aus dem kir- chenbuche, wie alt er ſey; 2) ein glaubwuͤrdiges zeugniß von ſeiner guten auffuͤrung, und ſeines wohlverhaltens, auch ſeiner faͤhigkeit des verſtan- des, ſich, und ſeinen ſachen wohl vorſtehen zu koͤn- nen; 3) wird die ſache in unterſuchung gezogen, auch wohl bericht zufoͤrderſt von ſeinem gebuͤrenden richter desfalls begeret, und wohl diſem aufgetra- gen: die naͤchſten blutsverwandten daruͤber zu ver- nemen: ob ſie etwas wider das geſuch einzuwen- den haben, oder nicht? hat eine ſolche perſon noch eins von iren aeltern am leben; ſo darf von rechts- wegen diſes nicht uͤbergangen werden. Hirauf wird die volljaͤrigkeit entweder vergoͤnnet, oder ab- geſchlagen. Denn es koͤmmt dißfalls auſ die gna- de des oberherrn an. Wird ſie erteilet; ſo hat der minderjaͤrige entweder vormunden, oder nicht. Jſt das erſte; ſo erſolget das reſcript an die vor- munden dahin: daß der minderjaͤrige die muͤndig- keit erlanget habe, und fuͤr tuͤchtig zur verwaltung ſeines vermoͤgens erklaͤret ſey, und ſie von irer vor- mundſchaft losgeſprochen wuͤrden. Jſt die perſon eine erlauchte, z. e. ein erbprinz, welchem die voll- jaͤrigkeit vom Kaiſer verſtattet wird; ſo wird an de- ren vormund ein reſcript erlaſſen: daß diſer herr nunmehr mit der volljaͤrigkeit begnadiget, zur regi- rung tuͤchtig erklaͤret ſey, und ſie allſo von irer vor- mundſchaft losgezaͤlet wuͤrden. Es wird auch ein reſcript an den geheimden raht wegen der 2 erſten poſten; ferner an die regirung erlaſſen, mit dem bei- fuͤgen: daß ſie ſolches durch auszufertigende paten- te den untertanen bekannt zu machen haͤtten, Koͤ- nig in ſelect. iur. publ. nouiſſ. th. VII ſ. 3 fgg. Wenn einem minderiaͤrigen kurprinzen, oder kur- fuͤrſten die volljaͤrigkeit vom Kaiſer erteilet werden ſoll,
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CXXII h. von den vormunden,
volljaͤrigkeit nachſuchen will, derſelbe hat der bitt-
ſchrift beizufuͤgen: 1) einen auszug aus dem kir-
chenbuche, wie alt er ſey; 2) ein glaubwuͤrdiges
zeugniß von ſeiner guten auffuͤrung, und ſeines
wohlverhaltens, auch ſeiner faͤhigkeit des verſtan-
des, ſich, und ſeinen ſachen wohl vorſtehen zu koͤn-
nen; 3) wird die ſache in unterſuchung gezogen,
auch wohl bericht zufoͤrderſt von ſeinem gebuͤrenden
richter desfalls begeret, und wohl diſem aufgetra-
gen: die naͤchſten blutsverwandten daruͤber zu ver-
nemen: ob ſie etwas wider das geſuch einzuwen-
den haben, oder nicht? hat eine ſolche perſon noch
eins von iren aeltern am leben; ſo darf von rechts-
wegen diſes nicht uͤbergangen werden. Hirauf
wird die volljaͤrigkeit entweder vergoͤnnet, oder ab-
geſchlagen. Denn es koͤmmt dißfalls auſ die gna-
de des oberherrn an. Wird ſie erteilet; ſo hat
der minderjaͤrige entweder vormunden, oder nicht.
Jſt das erſte; ſo erſolget das reſcript an die vor-
munden dahin: daß der minderjaͤrige die muͤndig-
keit erlanget habe, und fuͤr tuͤchtig zur verwaltung
ſeines vermoͤgens erklaͤret ſey, und ſie von irer vor-
mundſchaft losgeſprochen wuͤrden. Jſt die perſon
eine erlauchte, z. e. ein erbprinz, welchem die voll-
jaͤrigkeit vom Kaiſer verſtattet wird; ſo wird an de-
ren vormund ein reſcript erlaſſen: daß diſer herr
nunmehr mit der volljaͤrigkeit begnadiget, zur regi-
rung tuͤchtig erklaͤret ſey, und ſie allſo von irer vor-
mundſchaft losgezaͤlet wuͤrden. Es wird auch ein
reſcript an den geheimden raht wegen der 2 erſten
poſten; ferner an die regirung erlaſſen, mit dem bei-
fuͤgen: daß ſie ſolches durch auszufertigende paten-
te den untertanen bekannt zu machen haͤtten, Koͤ-
nig in ſelect. iur. publ. nouiſſ. th. VII ſ. 3 fgg.
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Zitationshilfe: | Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/618>, abgerufen am 28.06.2024. |