nidern adel, oder bürger, und bauern seyn. Die gemeine rechte, auch das kur mainzische landrecht s. 9, § 5, verordnen: daß dem bestelleten vormun- de das ganze vermögen des unmündigen einzulifern sei, damit er rechnung deshalber tun könne. Bei der verwaltung ist als eine nüzliche cautel zu merken: daß man sich ein manual machet, und alles, was man einnimmt, sogleich dahin einträget, und in seine gehörige rubrik bringet, darnebst ein register darzu verfertiget, sich auch über alles, was man bezalet, und ausgibet, quittungen geben lässet, solche an einen faden reihet, und allso verwaret. Bei der vormundschaft eines adelichen im Reiche wird es allso gehalten: daß, wenn der adeliche un- mündige auf seinem rittersize eine besondere reposi- tur, oder ein aufbehältniß der briflichen urkunden hat, werden die urschriften allda verwaret, und falls der vormund einer bedarf, so nimmt er, gegen einen an den plaz zu legenden schein, solche urkunde zu sich; jedoch nach geschehenem brauche leget er sol- che wider in die repositur nider. Alle posten sind bei sertigung einer solchen rechnung unter gewisse zifern zu sezen; damit man im eräugenden falle wisse, wel- che post es eigentlich betreffe, und auf die numeri- rung spricht man auch in praxi. Denn bei vor- mundschafts-rechnungen kommen erinnerungen, bald in absicht auf die formalien, bald der materia- lien halber für. Der materialien halber wird allso zu werk geschritten: das passiret, das nicht, da fe- let quittung, und passiret, falls quittung darzu kömmt. Allso possiret nichts von erheblichkeit, wo die quittungen felen, oder, wenn auch ja quittun- gen da sind; die sache aber an sich in rechnungen nicht passiren kan. Bei järlicher ablegung der vor- mundschafts-rechnung reichet der vormund die auf kosten des unmündigen geschribenen, und einge-
bun-
O o 2
u. obervorm., auch krigiſchen vorm.
nidern adel, oder buͤrger, und bauern ſeyn. Die gemeine rechte, auch das kur mainziſche landrecht ſ. 9, § 5, verordnen: daß dem beſtelleten vormun- de das ganze vermoͤgen des unmuͤndigen einzulifern ſei, damit er rechnung deshalber tun koͤnne. Bei der verwaltung iſt als eine nuͤzliche cautel zu merken: daß man ſich ein manual machet, und alles, was man einnimmt, ſogleich dahin eintraͤget, und in ſeine gehoͤrige rubrik bringet, darnebſt ein regiſter darzu verfertiget, ſich auch uͤber alles, was man bezalet, und ausgibet, quittungen geben laͤſſet, ſolche an einen faden reihet, und allſo verwaret. Bei der vormundſchaft eines adelichen im Reiche wird es allſo gehalten: daß, wenn der adeliche un- muͤndige auf ſeinem ritterſize eine beſondere repoſi- tur, oder ein aufbehaͤltniß der briflichen urkunden hat, werden die urſchriften allda verwaret, und falls der vormund einer bedarf, ſo nimmt er, gegen einen an den plaz zu legenden ſchein, ſolche urkunde zu ſich; jedoch nach geſchehenem brauche leget er ſol- che wider in die repoſitur nider. Alle poſten ſind bei ſertigung einer ſolchen rechnung unter gewiſſe zifern zu ſezen; damit man im eraͤugenden falle wiſſe, wel- che poſt es eigentlich betreffe, und auf die numeri- rung ſpricht man auch in praxi. Denn bei vor- mundſchafts-rechnungen kommen erinnerungen, bald in abſicht auf die formalien, bald der materia- lien halber fuͤr. Der materialien halber wird allſo zu werk geſchritten: das paſſiret, das nicht, da fe- let quittung, und paſſiret, falls quittung darzu koͤmmt. Allſo poſſiret nichts von erheblichkeit, wo die quittungen felen, oder, wenn auch ja quittun- gen da ſind; die ſache aber an ſich in rechnungen nicht paſſiren kan. Bei jaͤrlicher ablegung der vor- mundſchafts-rechnung reichet der vormund die auf koſten des unmuͤndigen geſchribenen, und einge-
bun-
O o 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0603"n="579"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">u. obervorm., auch krigiſchen vorm.</hi></fw><lb/>
nidern adel, oder buͤrger, und bauern ſeyn. Die<lb/>
gemeine rechte, auch das kur mainziſche landrecht<lb/>ſ. 9, § 5, verordnen: daß dem beſtelleten vormun-<lb/>
de das ganze vermoͤgen des unmuͤndigen einzulifern<lb/>ſei, damit er rechnung deshalber tun koͤnne. Bei<lb/>
der verwaltung iſt als eine nuͤzliche cautel zu merken:<lb/>
daß man ſich ein manual machet, und alles, was<lb/>
man einnimmt, ſogleich dahin eintraͤget, und in<lb/>ſeine gehoͤrige rubrik bringet, darnebſt ein regiſter<lb/>
darzu verfertiget, ſich auch uͤber alles, was man<lb/>
bezalet, und ausgibet, quittungen geben laͤſſet,<lb/>ſolche an einen faden reihet, und allſo verwaret.<lb/>
Bei der vormundſchaft eines adelichen im Reiche<lb/>
wird es allſo gehalten: daß, wenn der adeliche un-<lb/>
muͤndige auf ſeinem ritterſize eine beſondere repoſi-<lb/>
tur, oder ein aufbehaͤltniß der briflichen urkunden<lb/>
hat, werden die urſchriften allda verwaret, und<lb/>
falls der vormund einer bedarf, ſo nimmt er, gegen<lb/>
einen an den plaz zu legenden ſchein, ſolche urkunde<lb/>
zu ſich; jedoch nach geſchehenem brauche leget er ſol-<lb/>
che wider in die repoſitur nider. Alle poſten ſind bei<lb/>ſertigung einer ſolchen rechnung unter gewiſſe zifern<lb/>
zu ſezen; damit man im eraͤugenden falle wiſſe, wel-<lb/>
che poſt es eigentlich betreffe, und auf die numeri-<lb/>
rung ſpricht man auch in praxi. Denn bei vor-<lb/>
mundſchafts-rechnungen kommen erinnerungen,<lb/>
bald in abſicht auf die formalien, bald der materia-<lb/>
lien halber fuͤr. Der materialien halber wird allſo<lb/>
zu werk geſchritten: das paſſiret, das nicht, da fe-<lb/>
let quittung, und paſſiret, falls quittung darzu<lb/>
koͤmmt. Allſo poſſiret nichts von erheblichkeit, wo<lb/>
die quittungen felen, oder, wenn auch ja quittun-<lb/>
gen da ſind; die ſache aber an ſich in rechnungen<lb/>
nicht paſſiren kan. Bei jaͤrlicher ablegung der vor-<lb/>
mundſchafts-rechnung reichet der vormund die auf<lb/>
koſten des unmuͤndigen geſchribenen, und einge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O o 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">bun-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[579/0603]
u. obervorm., auch krigiſchen vorm.
nidern adel, oder buͤrger, und bauern ſeyn. Die
gemeine rechte, auch das kur mainziſche landrecht
ſ. 9, § 5, verordnen: daß dem beſtelleten vormun-
de das ganze vermoͤgen des unmuͤndigen einzulifern
ſei, damit er rechnung deshalber tun koͤnne. Bei
der verwaltung iſt als eine nuͤzliche cautel zu merken:
daß man ſich ein manual machet, und alles, was
man einnimmt, ſogleich dahin eintraͤget, und in
ſeine gehoͤrige rubrik bringet, darnebſt ein regiſter
darzu verfertiget, ſich auch uͤber alles, was man
bezalet, und ausgibet, quittungen geben laͤſſet,
ſolche an einen faden reihet, und allſo verwaret.
Bei der vormundſchaft eines adelichen im Reiche
wird es allſo gehalten: daß, wenn der adeliche un-
muͤndige auf ſeinem ritterſize eine beſondere repoſi-
tur, oder ein aufbehaͤltniß der briflichen urkunden
hat, werden die urſchriften allda verwaret, und
falls der vormund einer bedarf, ſo nimmt er, gegen
einen an den plaz zu legenden ſchein, ſolche urkunde
zu ſich; jedoch nach geſchehenem brauche leget er ſol-
che wider in die repoſitur nider. Alle poſten ſind bei
ſertigung einer ſolchen rechnung unter gewiſſe zifern
zu ſezen; damit man im eraͤugenden falle wiſſe, wel-
che poſt es eigentlich betreffe, und auf die numeri-
rung ſpricht man auch in praxi. Denn bei vor-
mundſchafts-rechnungen kommen erinnerungen,
bald in abſicht auf die formalien, bald der materia-
lien halber fuͤr. Der materialien halber wird allſo
zu werk geſchritten: das paſſiret, das nicht, da fe-
let quittung, und paſſiret, falls quittung darzu
koͤmmt. Allſo poſſiret nichts von erheblichkeit, wo
die quittungen felen, oder, wenn auch ja quittun-
gen da ſind; die ſache aber an ſich in rechnungen
nicht paſſiren kan. Bei jaͤrlicher ablegung der vor-
mundſchafts-rechnung reichet der vormund die auf
koſten des unmuͤndigen geſchribenen, und einge-
bun-
O o 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/603>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.