liches waren sie noch nicht geboren; mithin hatten sie auch kein recht auf irer aeltern güter; über dise war schon vor irer empfängniß gebaret, Eisenhart und Reinhart am a. o. § 21 fg. s. 22 fgg. Es ge- schihet auch nicht selten: daß aeltern iren kindern, und deren ehegatten, vermittels der eheliche, ver- sprechen; wofern die kinder vor den aeltern verster- ben sollten, derselben hinterlassene z. e. witben, einen anteil nach der aeltern ableiben erhalten sollten, Wernherde pactis dot. sub formula:hut bei schleier etc § 26. Man sehe inzwischen nach: des Joh. Heinr. Eberhards abh. de pactis dotal. ob su- perunientiam liberorum tollendis, Herborn 1766, 4t.
§ 790
Die Teutsche wußten von keinem römischenob den aeltern ein pflichtteil aus den inen verehelichten kindern ver- schaffeten brautschaze ge- büret? pflichtteile etwas (§ 758); es ist auch der pflicht- teil im eheliche nach dem römischen rechte unerfind- lich; wie reimet sich allso auf einen ganz teutschen handel das römische werk? vilmehr ist es eine un- zeitige anwendung einer mißgeburt des vermeintli- chen römischen rechtes auf ein ächtes teutsches ge- schäft; worin sie iedoch nicht statt findet. Daher war die frage: ob, wenn die eheleute, mit bewilli- gung der aeltern, in der grafschaft Zigenhain, hut bei schleier etc in der eheberedung des brautschazes halber gesezet hätten, und eines der jungen eheleute verstirbet, der vater, oder die mutter des verstorbe- nen den pflichtteil fodern könne? wir sagen: nein! sondern der überlebende ehegatt überkommet alles (§ 731); falls dem überlebenden die erbfolge im brautschaze wirklich versprochen worden ist; wie allso die fürstliche regirung in Cassel desfalls auch zu sprechen pfleget, Eisenhart und Reinhart am a. o. § 19 fg., s. 20 fg. Ein anderer fall war: einer aus N. heiratet; der ehelich lautet auf hut
bei
G g 5
eheſtiftungen, oder ehelichen.
liches waren ſie noch nicht geboren; mithin hatten ſie auch kein recht auf irer aeltern guͤter; uͤber diſe war ſchon vor irer empfaͤngniß gebaret, Eiſenhart und Reinhart am a. o. § 21 fg. ſ. 22 fgg. Es ge- ſchihet auch nicht ſelten: daß aeltern iren kindern, und deren ehegatten, vermittels der eheliche, ver- ſprechen; wofern die kinder vor den aeltern verſter- ben ſollten, derſelben hinterlaſſene z. e. witben, einen anteil nach der aeltern ableiben erhalten ſollten, Wernherde pactis dot. ſub formula:hut bei ſchleier ꝛc § 26. Man ſehe inzwiſchen nach: des Joh. Heinr. Eberhards abh. de pactis dotal. ob ſu- perunientiam liberorum tollendis, Herborn 1766, 4t.
§ 790
Die Teutſche wußten von keinem roͤmiſchenob den aeltern ein pflichtteil aus den inen verehelichten kindern ver- ſchaffeten brautſchaze ge- buͤret? pflichtteile etwas (§ 758); es iſt auch der pflicht- teil im eheliche nach dem roͤmiſchen rechte unerfind- lich; wie reimet ſich allſo auf einen ganz teutſchen handel das roͤmiſche werk? vilmehr iſt es eine un- zeitige anwendung einer mißgeburt des vermeintli- chen roͤmiſchen rechtes auf ein aͤchtes teutſches ge- ſchaͤft; worin ſie iedoch nicht ſtatt findet. Daher war die frage: ob, wenn die eheleute, mit bewilli- gung der aeltern, in der grafſchaft Zigenhain, hut bei ſchleier ꝛc in der eheberedung des brautſchazes halber geſezet haͤtten, und eines der jungen eheleute verſtirbet, der vater, oder die mutter des verſtorbe- nen den pflichtteil fodern koͤnne? wir ſagen: nein! ſondern der uͤberlebende ehegatt uͤberkommet alles (§ 731); falls dem uͤberlebenden die erbfolge im brautſchaze wirklich verſprochen worden iſt; wie allſo die fuͤrſtliche regirung in Caſſel desfalls auch zu ſprechen pfleget, Eiſenhart und Reinhart am a. o. § 19 fg., ſ. 20 fg. Ein anderer fall war: einer aus N. heiratet; der ehelich lautet auf hut
bei
G g 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0497"n="473"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">eheſtiftungen, oder ehelichen.</hi></fw><lb/>
liches waren ſie noch nicht geboren; mithin hatten<lb/>ſie auch kein recht auf irer aeltern guͤter; uͤber diſe<lb/>
war ſchon vor irer empfaͤngniß gebaret, <hirendition="#fr">Eiſenhart</hi><lb/>
und <hirendition="#fr">Reinhart</hi> am a. o. § 21 fg. ſ. 22 fgg. Es ge-<lb/>ſchihet auch nicht ſelten: daß aeltern iren kindern,<lb/>
und deren ehegatten, vermittels der eheliche, ver-<lb/>ſprechen; wofern die kinder vor den aeltern verſter-<lb/>
ben ſollten, derſelben hinterlaſſene z. e. witben, einen<lb/>
anteil nach der aeltern ableiben erhalten ſollten,<lb/><hirendition="#fr">Wernher</hi><hirendition="#aq">de pactis dot. ſub formula:</hi><hirendition="#fr">hut</hi> bei<lb/>ſchleier ꝛc § 26. Man ſehe inzwiſchen nach: des<lb/><hirendition="#fr">Joh. Heinr. Eberhards</hi> abh. <hirendition="#aq">de pactis dotal. ob ſu-<lb/>
perunientiam liberorum tollendis,</hi> Herborn 1766, 4t.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 790</head><lb/><p>Die Teutſche wußten von keinem roͤmiſchen<noteplace="right">ob den aeltern<lb/>
ein pflichtteil<lb/>
aus den inen<lb/>
verehelichten<lb/>
kindern ver-<lb/>ſchaffeten<lb/>
brautſchaze ge-<lb/>
buͤret?</note><lb/>
pflichtteile etwas (§ 758); es iſt auch der pflicht-<lb/>
teil im eheliche nach dem roͤmiſchen rechte unerfind-<lb/>
lich; wie reimet ſich allſo auf einen ganz teutſchen<lb/>
handel das roͤmiſche werk? vilmehr iſt es eine un-<lb/>
zeitige anwendung einer mißgeburt des vermeintli-<lb/>
chen roͤmiſchen rechtes auf ein aͤchtes teutſches ge-<lb/>ſchaͤft; worin ſie iedoch nicht ſtatt findet. Daher<lb/>
war die frage: ob, wenn die eheleute, mit bewilli-<lb/>
gung der aeltern, in der grafſchaft Zigenhain, hut<lb/>
bei ſchleier ꝛc in der eheberedung des brautſchazes<lb/>
halber geſezet haͤtten, und eines der jungen eheleute<lb/>
verſtirbet, der vater, oder die mutter des verſtorbe-<lb/>
nen den pflichtteil fodern koͤnne? wir ſagen: nein!<lb/>ſondern der uͤberlebende ehegatt uͤberkommet alles<lb/>
(§ 731); falls dem uͤberlebenden die erbfolge im<lb/>
brautſchaze wirklich verſprochen worden iſt; wie<lb/>
allſo die fuͤrſtliche regirung in Caſſel desfalls auch<lb/>
zu ſprechen pfleget, <hirendition="#fr">Eiſenhart</hi> und <hirendition="#fr">Reinhart</hi> am<lb/>
a. o. § 19 fg., ſ. 20 fg. Ein anderer fall war:<lb/>
einer aus N. heiratet; der ehelich lautet auf hut<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G g 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">bei</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[473/0497]
eheſtiftungen, oder ehelichen.
liches waren ſie noch nicht geboren; mithin hatten
ſie auch kein recht auf irer aeltern guͤter; uͤber diſe
war ſchon vor irer empfaͤngniß gebaret, Eiſenhart
und Reinhart am a. o. § 21 fg. ſ. 22 fgg. Es ge-
ſchihet auch nicht ſelten: daß aeltern iren kindern,
und deren ehegatten, vermittels der eheliche, ver-
ſprechen; wofern die kinder vor den aeltern verſter-
ben ſollten, derſelben hinterlaſſene z. e. witben, einen
anteil nach der aeltern ableiben erhalten ſollten,
Wernher de pactis dot. ſub formula: hut bei
ſchleier ꝛc § 26. Man ſehe inzwiſchen nach: des
Joh. Heinr. Eberhards abh. de pactis dotal. ob ſu-
perunientiam liberorum tollendis, Herborn 1766, 4t.
§ 790
Die Teutſche wußten von keinem roͤmiſchen
pflichtteile etwas (§ 758); es iſt auch der pflicht-
teil im eheliche nach dem roͤmiſchen rechte unerfind-
lich; wie reimet ſich allſo auf einen ganz teutſchen
handel das roͤmiſche werk? vilmehr iſt es eine un-
zeitige anwendung einer mißgeburt des vermeintli-
chen roͤmiſchen rechtes auf ein aͤchtes teutſches ge-
ſchaͤft; worin ſie iedoch nicht ſtatt findet. Daher
war die frage: ob, wenn die eheleute, mit bewilli-
gung der aeltern, in der grafſchaft Zigenhain, hut
bei ſchleier ꝛc in der eheberedung des brautſchazes
halber geſezet haͤtten, und eines der jungen eheleute
verſtirbet, der vater, oder die mutter des verſtorbe-
nen den pflichtteil fodern koͤnne? wir ſagen: nein!
ſondern der uͤberlebende ehegatt uͤberkommet alles
(§ 731); falls dem uͤberlebenden die erbfolge im
brautſchaze wirklich verſprochen worden iſt; wie
allſo die fuͤrſtliche regirung in Caſſel desfalls auch
zu ſprechen pfleget, Eiſenhart und Reinhart am
a. o. § 19 fg., ſ. 20 fg. Ein anderer fall war:
einer aus N. heiratet; der ehelich lautet auf hut
bei
ob den aeltern
ein pflichtteil
aus den inen
verehelichten
kindern ver-
ſchaffeten
brautſchaze ge-
buͤret?
G g 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/497>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.