Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

CV h. von eheverlöbnissen,
auch seine braut antrauen. Als dise aber wider
nach Hessen kamen, nam man das weib, und sezete
sie in das zuchthaus; erklärete darnebst die ehe für
nichtig. Der bräutigam entfernete sich mit der
flucht.

§ 771
von der einwil-
ligung grosser
herren in irer
bedinten ehen,
und verheira-
tung der hof-
leute, auch
soldaten etc.

Ehedem sollte sich kein vasall, one lehnherrliche
bewilligung, verehelichen, Casp. Ach. Beck de iure
principis circa connubia ministrorum et vasallorum,

Jena 1754, 4t, § 10 fgg. § 50, § 51 fg., das
Moserische hofrecht th. II, s. 166 fgg. Dises
ist noch bei den officiren, und soldaten bräuchlich.
Die unterlassung bei stabs-officiren wird vom herrn
geandet, auch erfodert es der wohlstand: daß bei
civil-hofbedinten man es dem herrn melde. Frank-
reich hat die alte weise noch beibehalten; der könig,
und das königliche haus, unterzeichnen noch die ehe-
beredungen der grossen ires reiches. Wofern nun
die hofleute sich verheiraten; so wird ein tag anbe-
raumet, wenn braut und bräutigam in dem lan-
desherrlichen schlosse sich einfinden sollen; die braut
wird mit herrschaftlichen schmucke geziret; welchen
sie aber hernach wider zurück geben muß. Jn ge-
genwart der herrschaft, und grossen des hofes wer-
den sie im herrschaftlichen zimmer getrauet; die
malzeit ist im schlosse. Hirauf müssen sich braut,
und bräutigam aus dem schlosse begeben, und dür-
fen vor 3 tagen am hofe nicht erscheinen. Alsdann
empfangen sie die glückwünsche am hofe. Zu Wien
muß der bräutigam seiner braut geschenke geben,
welche öfters hoch steigen. Jnhalts der fürstl. hes-
sen-cassel. verordnung vom 11ten sept. 1717 wider
die heimlichen verlobungen der soldaten, unteroffi-
eiers, werden auch compagnie-feldscherer, hautboi-
sten, und andere personen bei dem militair-stande
darunter mit begriffen.

§ 774

CV h. von eheverloͤbniſſen,
auch ſeine braut antrauen. Als diſe aber wider
nach Heſſen kamen, nam man das weib, und ſezete
ſie in das zuchthaus; erklaͤrete darnebſt die ehe fuͤr
nichtig. Der braͤutigam entfernete ſich mit der
flucht.

§ 771
von der einwil-
ligung groſſer
herren in irer
bedinten ehen,
und verheira-
tung der hof-
leute, auch
ſoldaten ꝛc.

Ehedem ſollte ſich kein vaſall, one lehnherrliche
bewilligung, verehelichen, Caſp. Ach. Beck de iure
principis circa connubia miniſtrorum et vaſallorum,

Jena 1754, 4t, § 10 fgg. § 50, § 51 fg., das
Moſeriſche hofrecht th. II, ſ. 166 fgg. Diſes
iſt noch bei den officiren, und ſoldaten braͤuchlich.
Die unterlaſſung bei ſtabs-officiren wird vom herrn
geandet, auch erfodert es der wohlſtand: daß bei
civil-hofbedinten man es dem herrn melde. Frank-
reich hat die alte weiſe noch beibehalten; der koͤnig,
und das koͤnigliche haus, unterzeichnen noch die ehe-
beredungen der groſſen ires reiches. Wofern nun
die hofleute ſich verheiraten; ſo wird ein tag anbe-
raumet, wenn braut und braͤutigam in dem lan-
desherrlichen ſchloſſe ſich einfinden ſollen; die braut
wird mit herrſchaftlichen ſchmucke geziret; welchen
ſie aber hernach wider zuruͤck geben muß. Jn ge-
genwart der herrſchaft, und groſſen des hofes wer-
den ſie im herrſchaftlichen zimmer getrauet; die
malzeit iſt im ſchloſſe. Hirauf muͤſſen ſich braut,
und braͤutigam aus dem ſchloſſe begeben, und duͤr-
fen vor 3 tagen am hofe nicht erſcheinen. Alsdann
empfangen ſie die gluͤckwuͤnſche am hofe. Zu Wien
muß der braͤutigam ſeiner braut geſchenke geben,
welche oͤfters hoch ſteigen. Jnhalts der fuͤrſtl. heſ-
ſen-caſſel. verordnung vom 11ten ſept. 1717 wider
die heimlichen verlobungen der ſoldaten, unteroffi-
eiers, werden auch compagnie-feldſcherer, hautboi-
ſten, und andere perſonen bei dem militair-ſtande
darunter mit begriffen.

§ 774
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0492" n="468"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CV</hi> h. von eheverlo&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;en,</hi></fw><lb/>
auch &#x017F;eine braut antrauen. Als di&#x017F;e aber wider<lb/>
nach He&#x017F;&#x017F;en kamen, nam man das weib, und &#x017F;ezete<lb/>
&#x017F;ie in das zuchthaus; erkla&#x0364;rete darneb&#x017F;t die ehe fu&#x0364;r<lb/>
nichtig. Der bra&#x0364;utigam entfernete &#x017F;ich mit der<lb/>
flucht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 771</head><lb/>
          <note place="left">von der einwil-<lb/>
ligung gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
herren in irer<lb/>
bedinten ehen,<lb/>
und verheira-<lb/>
tung der hof-<lb/>
leute, auch<lb/>
&#x017F;oldaten &#xA75B;c.</note>
          <p>Ehedem &#x017F;ollte &#x017F;ich kein va&#x017F;all, one lehnherrliche<lb/>
bewilligung, verehelichen, <hi rendition="#fr">Ca&#x017F;p. Ach. Beck</hi> <hi rendition="#aq">de iure<lb/>
principis circa connubia mini&#x017F;trorum et va&#x017F;allorum,</hi><lb/>
Jena 1754, 4t, § 10 fgg. § 50, § 51 fg., das<lb/><hi rendition="#fr">Mo&#x017F;eri&#x017F;che</hi> hofrecht th. <hi rendition="#aq">II,</hi> &#x017F;. 166 fgg. Di&#x017F;es<lb/>
i&#x017F;t noch bei den officiren, und &#x017F;oldaten bra&#x0364;uchlich.<lb/>
Die unterla&#x017F;&#x017F;ung bei &#x017F;tabs-officiren wird vom herrn<lb/>
geandet, auch erfodert es der wohl&#x017F;tand: daß bei<lb/>
civil-hofbedinten man es dem herrn melde. Frank-<lb/>
reich hat die alte wei&#x017F;e noch beibehalten; der ko&#x0364;nig,<lb/>
und das ko&#x0364;nigliche haus, unterzeichnen noch die ehe-<lb/>
beredungen der gro&#x017F;&#x017F;en ires reiches. Wofern nun<lb/>
die hofleute &#x017F;ich verheiraten; &#x017F;o wird ein tag anbe-<lb/>
raumet, wenn braut und bra&#x0364;utigam in dem lan-<lb/>
desherrlichen &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich einfinden &#x017F;ollen; die braut<lb/>
wird mit herr&#x017F;chaftlichen &#x017F;chmucke geziret; welchen<lb/>
&#x017F;ie aber hernach wider zuru&#x0364;ck geben muß. Jn ge-<lb/>
genwart der herr&#x017F;chaft, und gro&#x017F;&#x017F;en des hofes wer-<lb/>
den &#x017F;ie im herr&#x017F;chaftlichen zimmer getrauet; die<lb/>
malzeit i&#x017F;t im &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e. Hirauf mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich braut,<lb/>
und bra&#x0364;utigam aus dem &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e begeben, und du&#x0364;r-<lb/>
fen vor 3 tagen am hofe nicht er&#x017F;cheinen. Alsdann<lb/>
empfangen &#x017F;ie die glu&#x0364;ckwu&#x0364;n&#x017F;che am hofe. Zu Wien<lb/>
muß der bra&#x0364;utigam &#x017F;einer braut ge&#x017F;chenke geben,<lb/>
welche o&#x0364;fters hoch &#x017F;teigen. Jnhalts der fu&#x0364;r&#x017F;tl. he&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en-ca&#x017F;&#x017F;el. verordnung vom 11ten &#x017F;ept. 1717 wider<lb/>
die heimlichen verlobungen der &#x017F;oldaten, unteroffi-<lb/>
eiers, werden auch compagnie-feld&#x017F;cherer, hautboi-<lb/>
&#x017F;ten, und andere per&#x017F;onen bei dem militair-&#x017F;tande<lb/>
darunter mit begriffen.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§ 774</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[468/0492] CV h. von eheverloͤbniſſen, auch ſeine braut antrauen. Als diſe aber wider nach Heſſen kamen, nam man das weib, und ſezete ſie in das zuchthaus; erklaͤrete darnebſt die ehe fuͤr nichtig. Der braͤutigam entfernete ſich mit der flucht. § 771 Ehedem ſollte ſich kein vaſall, one lehnherrliche bewilligung, verehelichen, Caſp. Ach. Beck de iure principis circa connubia miniſtrorum et vaſallorum, Jena 1754, 4t, § 10 fgg. § 50, § 51 fg., das Moſeriſche hofrecht th. II, ſ. 166 fgg. Diſes iſt noch bei den officiren, und ſoldaten braͤuchlich. Die unterlaſſung bei ſtabs-officiren wird vom herrn geandet, auch erfodert es der wohlſtand: daß bei civil-hofbedinten man es dem herrn melde. Frank- reich hat die alte weiſe noch beibehalten; der koͤnig, und das koͤnigliche haus, unterzeichnen noch die ehe- beredungen der groſſen ires reiches. Wofern nun die hofleute ſich verheiraten; ſo wird ein tag anbe- raumet, wenn braut und braͤutigam in dem lan- desherrlichen ſchloſſe ſich einfinden ſollen; die braut wird mit herrſchaftlichen ſchmucke geziret; welchen ſie aber hernach wider zuruͤck geben muß. Jn ge- genwart der herrſchaft, und groſſen des hofes wer- den ſie im herrſchaftlichen zimmer getrauet; die malzeit iſt im ſchloſſe. Hirauf muͤſſen ſich braut, und braͤutigam aus dem ſchloſſe begeben, und duͤr- fen vor 3 tagen am hofe nicht erſcheinen. Alsdann empfangen ſie die gluͤckwuͤnſche am hofe. Zu Wien muß der braͤutigam ſeiner braut geſchenke geben, welche oͤfters hoch ſteigen. Jnhalts der fuͤrſtl. heſ- ſen-caſſel. verordnung vom 11ten ſept. 1717 wider die heimlichen verlobungen der ſoldaten, unteroffi- eiers, werden auch compagnie-feldſcherer, hautboi- ſten, und andere perſonen bei dem militair-ſtande darunter mit begriffen. § 774

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/492
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/492>, abgerufen am 21.11.2024.