beitrüge, und wenn solches nicht gut, noch mit grossem fleisse geschehen wäre, so würde es mit der erkoberung nicht hoch gekommen seyn. Hirauf antworten sie mit vollem halse aus dem römischen rechte: die weiber müssten operas officiales leisten, und dadurch bekämen sie kein recht: an der errun- genschaft mit teil zu nemen. Solchemnach hat, nach der regel, die errungenschaft bei den adelichen witben ausser Sachsens, und wo sonst das sach- sen recht üblich gewesen ist, langsam statt, sihe mei- ne abh. de iurib. quibusd. viduarum mul. equestr. s. 70 fg., und meine neuen kleinen schriften, im 3ten stücke s. 514 fg. Daher filen die frau erbschen- kin, Carl Ludewigs, ehegenossin, dermalen zu Ost- heim, und junker Geörgens ehegattin, mit der fo- derung der halben errungenschaft, und dem kindes- teile aus, meine obseruat. de vidua equestri f. 76 fg. Jn Ober- und Nider-Sachsen nennet man die er- koberung, und was dem übergeblibenen ehegatten, aus des verstorbenen vermögen, auch ehestande von rechtswegen gebüret, eine statutarische portion, wo- zu auch adeliche witben gelassen werden, Boehmer T. II, P. I, cons. 522, n. 3, 4, cons. 524, n. 3, cons. 661, n. 85. P. II, cons. 866, n. 3, cons. 868, n. 8. Von den hisigen landen gibet das folgende urtel des oberappellations-gerichtes zu Cassel vom 1ten sept. 1751 einige nachricht, in sachen des Joh. Heinr. Kerstings, zu Spangenberg, appellantens, wider seinen vater: den Dr. Kersting, daselbst, appellaten, das mütterliche, samt der halben errungenschaft, wie auch die alimente betreffend, wird auf alles verhandelte zu recht erkannt: daß zwar dem beklag- ten (vater), und appellaten, der nüßbrauch von den mütterlichen gütern des appellantens (sones), so wohl, als auch von der demselben gebürenden hal- ben errungenschaft aus erster ehe auf seine lebens-
zeit
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der guͤter unter den eheleuten.
beitruͤge, und wenn ſolches nicht gut, noch mit groſſem fleiſſe geſchehen waͤre, ſo wuͤrde es mit der erkoberung nicht hoch gekommen ſeyn. Hirauf antworten ſie mit vollem halſe aus dem roͤmiſchen rechte: die weiber muͤſſten operas officiales leiſten, und dadurch bekaͤmen ſie kein recht: an der errun- genſchaft mit teil zu nemen. Solchemnach hat, nach der regel, die errungenſchaft bei den adelichen witben auſſer Sachſens, und wo ſonſt das ſach- ſen recht uͤblich geweſen iſt, langſam ſtatt, ſihe mei- ne abh. de iurib. quibusd. viduarum mul. equeſtr. ſ. 70 fg., und meine neuen kleinen ſchriften, im 3ten ſtuͤcke ſ. 514 fg. Daher filen die frau erbſchen- kin, Carl Ludewigs, ehegenoſſin, dermalen zu Oſt- heim, und junker Geoͤrgens ehegattin, mit der fo- derung der halben errungenſchaft, und dem kindes- teile aus, meine obſeruat. de vidua equeſtri f. 76 fg. Jn Ober- und Nider-Sachſen nennet man die er- koberung, und was dem uͤbergeblibenen ehegatten, aus des verſtorbenen vermoͤgen, auch eheſtande von rechtswegen gebuͤret, eine ſtatutariſche portion, wo- zu auch adeliche witben gelaſſen werden, Boehmer T. II, P. I, conſ. 522, n. 3, 4, conſ. 524, n. 3, conſ. 661, n. 85. P. II, conſ. 866, n. 3, conſ. 868, n. 8. Von den hiſigen landen gibet das folgende urtel des oberappellations-gerichtes zu Caſſel vom 1ten ſept. 1751 einige nachricht, in ſachen des Joh. Heinr. Kerſtings, zu Spangenberg, appellantens, wider ſeinen vater: den Dr. Kerſting, daſelbſt, appellaten, das muͤtterliche, ſamt der halben errungenſchaft, wie auch die alimente betreffend, wird auf alles verhandelte zu recht erkannt: daß zwar dem beklag- ten (vater), und appellaten, der nuͤßbrauch von den muͤtterlichen guͤtern des appellantens (ſones), ſo wohl, als auch von der demſelben gebuͤrenden hal- ben errungenſchaft aus erſter ehe auf ſeine lebens-
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der guͤter unter den eheleuten.
beitruͤge, und wenn ſolches nicht gut, noch mit
groſſem fleiſſe geſchehen waͤre, ſo wuͤrde es mit der
erkoberung nicht hoch gekommen ſeyn. Hirauf
antworten ſie mit vollem halſe aus dem roͤmiſchen
rechte: die weiber muͤſſten operas officiales leiſten,
und dadurch bekaͤmen ſie kein recht: an der errun-
genſchaft mit teil zu nemen. Solchemnach hat,
nach der regel, die errungenſchaft bei den adelichen
witben auſſer Sachſens, und wo ſonſt das ſach-
ſen recht uͤblich geweſen iſt, langſam ſtatt, ſihe mei-
ne abh. de iurib. quibusd. viduarum mul. equeſtr.
ſ. 70 fg., und meine neuen kleinen ſchriften, im 3ten
ſtuͤcke ſ. 514 fg. Daher filen die frau erbſchen-
kin, Carl Ludewigs, ehegenoſſin, dermalen zu Oſt-
heim, und junker Geoͤrgens ehegattin, mit der fo-
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teile aus, meine obſeruat. de vidua equeſtri f. 76 fg.
Jn Ober- und Nider-Sachſen nennet man die er-
koberung, und was dem uͤbergeblibenen ehegatten,
aus des verſtorbenen vermoͤgen, auch eheſtande von
rechtswegen gebuͤret, eine ſtatutariſche portion, wo-
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T. II, P. I, conſ. 522, n. 3, 4, conſ. 524, n. 3, conſ.
661, n. 85. P. II, conſ. 866, n. 3, conſ. 868, n. 8.
Von den hiſigen landen gibet das folgende urtel
des oberappellations-gerichtes zu Caſſel vom 1ten
ſept. 1751 einige nachricht, in ſachen des Joh. Heinr.
Kerſtings, zu Spangenberg, appellantens, wider
ſeinen vater: den Dr. Kerſting, daſelbſt, appellaten,
das muͤtterliche, ſamt der halben errungenſchaft,
wie auch die alimente betreffend, wird auf alles
verhandelte zu recht erkannt: daß zwar dem beklag-
ten (vater), und appellaten, der nuͤßbrauch von den
muͤtterlichen guͤtern des appellantens (ſones), ſo
wohl, als auch von der demſelben gebuͤrenden hal-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/465>, abgerufen am 22.11.2024.
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