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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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oder chirurgen.
Valentini zu Grünberg, und dem Dr. Rupp zu
Giessen entstand ein heftiger streit: ob ein weibes-
bild wirklich schwanger gewesen sey, oder ob es eine
molam getragen habe? Zu Hachenburg stiß ein
bürger mit einem spanischen rohre, und dessen dar-
an befindlichen stachel einen andern an die linke
seite der nase zwischen dem auge, daß er davon
starb. Der doctor, und der wundarzt fertigten
ein visum repertum, welches solchen felern unter-
worfen war, wie die medicinische facultaet zu Gies-
sen zeigete: daß der peinliche proceß wider disen
bürger nicht erkannt werden konnte. Ein pfaff
(mönch) aus dem kloster Jlbenstadt verfolgete
nebst dem kloster knechte, einen bauer bis ins was-
ser. Der bauer starb; da fragete sich: ob der
bauer die an ihm gefundenen beulen im wasser em-
pfangen habe? die antwort war: nein! Ein toder
körper bekömmt keine beulen, wenn er solche im le-
ben nicht davon getragen hat. Was nun bei den
juristen das gutachten, oder bedenken heisset, das
nennen die ärzte, als den befund, nebst angehän-
getem gutachten, oder den bericht, insgemein ein
visum repertum. Die erfordernisse sind folgende:
1) daß gemeldet werde: wer, oder von wem der
arzt etc zu disem handel erfordert worden sey? 2)
wer der section mit beigewonet habe? 3) wo sie
geschehen sey, und zu welcher zeit? 4) ist der name
des besichtigten zu bemerken; das alter desselben;
die person von statur, nebst dem geschlechte? 5) die
zeit der verwundung, samt der zeit des erfolgeten
todes; die lebensart, und diaet des verstorbenen,
auch was für arzeneien gebrauchet, und wie solche
angewendet worden sind, wobei auch andere um-
stände zu erwänen stehen; 7) wie sich der leich-
nam von aussen befunden habe; 8) müssen die
schläge, die mit blut untergelauffene flecken, die

geschwül-

oder chirurgen.
Valentini zu Gruͤnberg, und dem Dr. Rupp zu
Gieſſen entſtand ein heftiger ſtreit: ob ein weibes-
bild wirklich ſchwanger geweſen ſey, oder ob es eine
molam getragen habe? Zu Hachenburg ſtiß ein
buͤrger mit einem ſpaniſchen rohre, und deſſen dar-
an befindlichen ſtachel einen andern an die linke
ſeite der naſe zwiſchen dem auge, daß er davon
ſtarb. Der doctor, und der wundarzt fertigten
ein viſum repertum, welches ſolchen felern unter-
worfen war, wie die mediciniſche facultaet zu Gieſ-
ſen zeigete: daß der peinliche proceß wider diſen
buͤrger nicht erkannt werden konnte. Ein pfaff
(moͤnch) aus dem kloſter Jlbenſtadt verfolgete
nebſt dem kloſter knechte, einen bauer bis ins waſ-
ſer. Der bauer ſtarb; da fragete ſich: ob der
bauer die an ihm gefundenen beulen im waſſer em-
pfangen habe? die antwort war: nein! Ein toder
koͤrper bekoͤmmt keine beulen, wenn er ſolche im le-
ben nicht davon getragen hat. Was nun bei den
juriſten das gutachten, oder bedenken heiſſet, das
nennen die aͤrzte, als den befund, nebſt angehaͤn-
getem gutachten, oder den bericht, insgemein ein
viſum repertum. Die erforderniſſe ſind folgende:
1) daß gemeldet werde: wer, oder von wem der
arzt ꝛc zu diſem handel erfordert worden ſey? 2)
wer der ſection mit beigewonet habe? 3) wo ſie
geſchehen ſey, und zu welcher zeit? 4) iſt der name
des beſichtigten zu bemerken; das alter deſſelben;
die perſon von ſtatur, nebſt dem geſchlechte? 5) die
zeit der verwundung, ſamt der zeit des erfolgeten
todes; die lebensart, und diaet des verſtorbenen,
auch was fuͤr arzeneien gebrauchet, und wie ſolche
angewendet worden ſind, wobei auch andere um-
ſtaͤnde zu erwaͤnen ſtehen; 7) wie ſich der leich-
nam von auſſen befunden habe; 8) muͤſſen die
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[411/0435] oder chirurgen. Valentini zu Gruͤnberg, und dem Dr. Rupp zu Gieſſen entſtand ein heftiger ſtreit: ob ein weibes- bild wirklich ſchwanger geweſen ſey, oder ob es eine molam getragen habe? Zu Hachenburg ſtiß ein buͤrger mit einem ſpaniſchen rohre, und deſſen dar- an befindlichen ſtachel einen andern an die linke ſeite der naſe zwiſchen dem auge, daß er davon ſtarb. Der doctor, und der wundarzt fertigten ein viſum repertum, welches ſolchen felern unter- worfen war, wie die mediciniſche facultaet zu Gieſ- ſen zeigete: daß der peinliche proceß wider diſen buͤrger nicht erkannt werden konnte. Ein pfaff (moͤnch) aus dem kloſter Jlbenſtadt verfolgete nebſt dem kloſter knechte, einen bauer bis ins waſ- ſer. Der bauer ſtarb; da fragete ſich: ob der bauer die an ihm gefundenen beulen im waſſer em- pfangen habe? die antwort war: nein! Ein toder koͤrper bekoͤmmt keine beulen, wenn er ſolche im le- ben nicht davon getragen hat. Was nun bei den juriſten das gutachten, oder bedenken heiſſet, das nennen die aͤrzte, als den befund, nebſt angehaͤn- getem gutachten, oder den bericht, insgemein ein viſum repertum. Die erforderniſſe ſind folgende: 1) daß gemeldet werde: wer, oder von wem der arzt ꝛc zu diſem handel erfordert worden ſey? 2) wer der ſection mit beigewonet habe? 3) wo ſie geſchehen ſey, und zu welcher zeit? 4) iſt der name des beſichtigten zu bemerken; das alter deſſelben; die perſon von ſtatur, nebſt dem geſchlechte? 5) die zeit der verwundung, ſamt der zeit des erfolgeten todes; die lebensart, und diaet des verſtorbenen, auch was fuͤr arzeneien gebrauchet, und wie ſolche angewendet worden ſind, wobei auch andere um- ſtaͤnde zu erwaͤnen ſtehen; 7) wie ſich der leich- nam von auſſen befunden habe; 8) muͤſſen die ſchlaͤge, die mit blut untergelauffene flecken, die geſchwuͤl-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/435>, abgerufen am 21.11.2024.