Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

LXII haubtstück,
Cramer, auch der Maevius ebenfalls derselben mei-
nung sind. Wir haben allso in sachen der gemei-
ne Sulz, wider den Trott zu Sulz gesprochen.
Das stift zur Amoeneburg hebet den zehenten selbst;
ungeachtet ihn sonst über menschen gedenken die
bürger zu Schweinsberg gestrichen, oder gepach-
tet haben. Denn es ist eine res merae facultatis.
Das herkommen ist zwar sonst in zehentsachen die
richtschnur; allein, ausser dem sack-zehenten, bei
den garben-zehenten eräuget sich jeweilen streit:
bald über das fortzälen, bald über die einstellung,
und das einhaussen. Die einstellung des zehen-
tens ist: wenn der zehentpflichtige die zehentgarbe
mit in seinen hausen stellet. Wegen des einhau-
sens war zwischen Geörgen Wilhelm Schenk, und
der gemeinde zu Nideraufleiten darüber streit.
Die regirung zu Giessen sprach: daß der bauer
einzuhaussen nicht schuldig sey.

Des fortzälenden zehentens halber ist zwar
disfalls auf die landes-gesäze, oder in deren erman-
gelung auf das herkommen rücksicht zu nemen
(§ 486 des 1ten th.). Hirnach richtet man sich al-
lein, wenn einer stirbt, und vile kinder hat, oder
erben, welche die grundstücke teilen; so werden
dise öfters gar klein, und sie richten sich auch dar-
nach mit den garben, daß es z. e. nur 9, oder
19 garben gebe; da dann allemal eine garbe aus-
bleidet; in solchen fällen ist das fortzälen auf die
andere stücke billig, Freiherr von Cramer in wezl.
nebenstunden th. XII, s. 11 fgg., th. XV, s. 160,
Reinhart am a. o. s. 9 fgg., Christian Hild. Sy-
rings
zehentrecht 1735, 4t, cap. XII, § 9 s. 369,
Scopp s. 102. Denn, wofern dem zehentherrn
in dem bemeldeten falle das fortzälen nicht verstat-
tet würde, könnte er durch zerstückelung der zehent-

äcker

LXII haubtſtuͤck,
Cramer, auch der Maevius ebenfalls derſelben mei-
nung ſind. Wir haben allſo in ſachen der gemei-
ne Sulz, wider den Trott zu Sulz geſprochen.
Das ſtift zur Amoeneburg hebet den zehenten ſelbſt;
ungeachtet ihn ſonſt uͤber menſchen gedenken die
buͤrger zu Schweinsberg geſtrichen, oder gepach-
tet haben. Denn es iſt eine res merae facultatis.
Das herkommen iſt zwar ſonſt in zehentſachen die
richtſchnur; allein, auſſer dem ſack-zehenten, bei
den garben-zehenten eraͤuget ſich jeweilen ſtreit:
bald uͤber das fortzaͤlen, bald uͤber die einſtellung,
und das einhauſſen. Die einſtellung des zehen-
tens iſt: wenn der zehentpflichtige die zehentgarbe
mit in ſeinen hauſen ſtellet. Wegen des einhau-
ſens war zwiſchen Geoͤrgen Wilhelm Schenk, und
der gemeinde zu Nideraufleiten daruͤber ſtreit.
Die regirung zu Gieſſen ſprach: daß der bauer
einzuhauſſen nicht ſchuldig ſey.

Des fortzaͤlenden zehentens halber iſt zwar
disfalls auf die landes-geſaͤze, oder in deren erman-
gelung auf das herkommen ruͤckſicht zu nemen
(§ 486 des 1ten th.). Hirnach richtet man ſich al-
lein, wenn einer ſtirbt, und vile kinder hat, oder
erben, welche die grundſtuͤcke teilen; ſo werden
diſe oͤfters gar klein, und ſie richten ſich auch dar-
nach mit den garben, daß es z. e. nur 9, oder
19 garben gebe; da dann allemal eine garbe aus-
bleidet; in ſolchen faͤllen iſt das fortzaͤlen auf die
andere ſtuͤcke billig, Freiherr von Cramer in wezl.
nebenſtunden th. XII, ſ. 11 fgg., th. XV, ſ. 160,
Reinhart am a. o. ſ. 9 fgg., Chriſtian Hild. Sy-
rings
zehentrecht 1735, 4t, cap. XII, § 9 ſ. 369,
Scopp ſ. 102. Denn, wofern dem zehentherrn
in dem bemeldeten falle das fortzaͤlen nicht verſtat-
tet wuͤrde, koͤnnte er durch zerſtuͤckelung der zehent-

aͤcker
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0416" n="392"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Cramer,</hi> auch der <hi rendition="#fr">Maevius</hi> ebenfalls der&#x017F;elben mei-<lb/>
nung &#x017F;ind. Wir haben all&#x017F;o in &#x017F;achen der gemei-<lb/>
ne Sulz, wider den Trott zu Sulz ge&#x017F;prochen.<lb/>
Das &#x017F;tift zur Amoeneburg hebet den zehenten &#x017F;elb&#x017F;t;<lb/>
ungeachtet ihn &#x017F;on&#x017F;t u&#x0364;ber men&#x017F;chen gedenken die<lb/>
bu&#x0364;rger zu Schweinsberg ge&#x017F;trichen, oder gepach-<lb/>
tet haben. Denn es i&#x017F;t eine res merae facultatis.<lb/>
Das herkommen i&#x017F;t zwar &#x017F;on&#x017F;t in zehent&#x017F;achen die<lb/>
richt&#x017F;chnur; allein, au&#x017F;&#x017F;er dem &#x017F;ack-zehenten, bei<lb/>
den garben-zehenten era&#x0364;uget &#x017F;ich jeweilen &#x017F;treit:<lb/>
bald u&#x0364;ber das fortza&#x0364;len, bald u&#x0364;ber die ein&#x017F;tellung,<lb/>
und das einhau&#x017F;&#x017F;en. Die ein&#x017F;tellung des zehen-<lb/>
tens i&#x017F;t: wenn der zehentpflichtige die zehentgarbe<lb/>
mit in &#x017F;einen hau&#x017F;en &#x017F;tellet. Wegen des einhau-<lb/>
&#x017F;ens war zwi&#x017F;chen Geo&#x0364;rgen Wilhelm Schenk, und<lb/>
der gemeinde zu Nideraufleiten daru&#x0364;ber &#x017F;treit.<lb/>
Die regirung zu Gie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;prach: daß der bauer<lb/>
einzuhau&#x017F;&#x017F;en nicht &#x017F;chuldig &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Des fortza&#x0364;lenden zehentens halber i&#x017F;t zwar<lb/>
disfalls auf die landes-ge&#x017F;a&#x0364;ze, oder in deren erman-<lb/>
gelung auf das herkommen ru&#x0364;ck&#x017F;icht zu nemen<lb/>
(§ 486 des 1ten th.). Hirnach richtet man &#x017F;ich al-<lb/>
lein, wenn einer &#x017F;tirbt, und vile kinder hat, oder<lb/>
erben, welche die grund&#x017F;tu&#x0364;cke teilen; &#x017F;o werden<lb/>
di&#x017F;e o&#x0364;fters gar klein, und &#x017F;ie richten &#x017F;ich auch dar-<lb/>
nach mit den garben, daß es z. e. nur 9, oder<lb/>
19 garben gebe; da dann allemal eine garbe aus-<lb/>
bleidet; in &#x017F;olchen fa&#x0364;llen i&#x017F;t das fortza&#x0364;len auf die<lb/>
andere &#x017F;tu&#x0364;cke billig, Freiherr <hi rendition="#fr">von Cramer</hi> in wezl.<lb/>
neben&#x017F;tunden th. <hi rendition="#aq">XII,</hi> &#x017F;. 11 fgg., th. <hi rendition="#aq">XV,</hi> &#x017F;. 160,<lb/><hi rendition="#fr">Reinhart</hi> am a. o. &#x017F;. 9 fgg., <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tian Hild. Sy-<lb/>
rings</hi> zehentrecht 1735, 4t, cap. <hi rendition="#aq">XII,</hi> § 9 &#x017F;. 369,<lb/><hi rendition="#fr">Scopp</hi> &#x017F;. 102. Denn, wofern dem zehentherrn<lb/>
in dem bemeldeten falle das fortza&#x0364;len nicht ver&#x017F;tat-<lb/>
tet wu&#x0364;rde, ko&#x0364;nnte er durch zer&#x017F;tu&#x0364;ckelung der zehent-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">a&#x0364;cker</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0416] LXII haubtſtuͤck, Cramer, auch der Maevius ebenfalls derſelben mei- nung ſind. Wir haben allſo in ſachen der gemei- ne Sulz, wider den Trott zu Sulz geſprochen. Das ſtift zur Amoeneburg hebet den zehenten ſelbſt; ungeachtet ihn ſonſt uͤber menſchen gedenken die buͤrger zu Schweinsberg geſtrichen, oder gepach- tet haben. Denn es iſt eine res merae facultatis. Das herkommen iſt zwar ſonſt in zehentſachen die richtſchnur; allein, auſſer dem ſack-zehenten, bei den garben-zehenten eraͤuget ſich jeweilen ſtreit: bald uͤber das fortzaͤlen, bald uͤber die einſtellung, und das einhauſſen. Die einſtellung des zehen- tens iſt: wenn der zehentpflichtige die zehentgarbe mit in ſeinen hauſen ſtellet. Wegen des einhau- ſens war zwiſchen Geoͤrgen Wilhelm Schenk, und der gemeinde zu Nideraufleiten daruͤber ſtreit. Die regirung zu Gieſſen ſprach: daß der bauer einzuhauſſen nicht ſchuldig ſey. Des fortzaͤlenden zehentens halber iſt zwar disfalls auf die landes-geſaͤze, oder in deren erman- gelung auf das herkommen ruͤckſicht zu nemen (§ 486 des 1ten th.). Hirnach richtet man ſich al- lein, wenn einer ſtirbt, und vile kinder hat, oder erben, welche die grundſtuͤcke teilen; ſo werden diſe oͤfters gar klein, und ſie richten ſich auch dar- nach mit den garben, daß es z. e. nur 9, oder 19 garben gebe; da dann allemal eine garbe aus- bleidet; in ſolchen faͤllen iſt das fortzaͤlen auf die andere ſtuͤcke billig, Freiherr von Cramer in wezl. nebenſtunden th. XII, ſ. 11 fgg., th. XV, ſ. 160, Reinhart am a. o. ſ. 9 fgg., Chriſtian Hild. Sy- rings zehentrecht 1735, 4t, cap. XII, § 9 ſ. 369, Scopp ſ. 102. Denn, wofern dem zehentherrn in dem bemeldeten falle das fortzaͤlen nicht verſtat- tet wuͤrde, koͤnnte er durch zerſtuͤckelung der zehent- aͤcker

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/416
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/416>, abgerufen am 21.11.2024.