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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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I haubtst. von der wirklichkeit
nicht minder haben die lande selbst landrechte be-
kommen, von welchen beiden in den Grupischen
disceptat. for. und besonders in der obs. 2 sehr weit-
läuftig gehandelt worden ist. Hirzu können
noch kommen: die oberhöfe, fehm- cent- landge-
richte etc, und deren rechte, auch aussprüche. Der
dritte periodus hat die zeiten des Kaisers Max. des
1ten zum gegenstande, da die teutsche gerichtsver-
fassung durch das zu stand gebrachte Kammerge-
richt grossenteils in eine andere form gegossen, die
teutsche gewonheiten, und rechte vilfältig unter-
drücket, und an deren stelle das römische recht ein-
gefüret, auch angenommen, und darnach gespro-
chen wurde; wobei man fast die teutsche rechte
verließ, und vergaß; bevorab, da die doctores ju-
ris civilis alles nach dem römischen rechte abzu-
messen anfingen. Dises hat den Teutschen einen
unsäglichen schaden verursachet, welches sie nicht
eher recht eingesehen haben, bis der Hermann Con-
ring
den juristen die augen eröfnete. Diesem
folgete Engelbrecht, sein discipul. Nach diesem
kam Schilter, Thomasius, Beyer, und andere;
wiewohl schon vorher der Philib. Bignonius de
legibus abrogratis etc,
der Ulr. Zasius, imgleichen
der Joh. Jmbert in institut. for. viles auf das
teutsche recht gehalten haben; allein man hat sie
mit schlechten augen angesehen. Weil nun das
fremde bürgerliche recht, nach errichtung des Kam-
mergerichtes, ganz Teutschland gleichsam über-
schwemmete; so wurden auch die gerichte in
Teutschlande vilfältig nach dem römischen rechte
eingerichtet; anstatt der landgerichte kamen nach
und nach die hofgerichte auf; wozu die regierun-
gen, und justiz-collegien traten. Alles dises ist
merenteils nach den zeiten des Max. I, und nach
der errichtung des Kammergerichtes geschehen.

Allso

I haubtſt. von der wirklichkeit
nicht minder haben die lande ſelbſt landrechte be-
kommen, von welchen beiden in den Grupiſchen
diſceptat. for. und beſonders in der obſ. 2 ſehr weit-
laͤuftig gehandelt worden iſt. Hirzu koͤnnen
noch kommen: die oberhoͤfe, fehm- cent- landge-
richte ꝛc, und deren rechte, auch ausſpruͤche. Der
dritte periodus hat die zeiten des Kaiſers Max. des
1ten zum gegenſtande, da die teutſche gerichtsver-
faſſung durch das zu ſtand gebrachte Kammerge-
richt groſſenteils in eine andere form gegoſſen, die
teutſche gewonheiten, und rechte vilfaͤltig unter-
druͤcket, und an deren ſtelle das roͤmiſche recht ein-
gefuͤret, auch angenommen, und darnach geſpro-
chen wurde; wobei man faſt die teutſche rechte
verließ, und vergaß; bevorab, da die doctores ju-
ris civilis alles nach dem roͤmiſchen rechte abzu-
meſſen anfingen. Diſes hat den Teutſchen einen
unſaͤglichen ſchaden verurſachet, welches ſie nicht
eher recht eingeſehen haben, bis der Hermann Con-
ring
den juriſten die augen eroͤfnete. Dieſem
folgete Engelbrecht, ſein diſcipul. Nach dieſem
kam Schilter, Thomaſius, Beyer, und andere;
wiewohl ſchon vorher der Philib. Bignonius de
legibus abrogratis etc,
der Ulr. Zaſius, imgleichen
der Joh. Jmbert in inſtitut. for. viles auf das
teutſche recht gehalten haben; allein man hat ſie
mit ſchlechten augen angeſehen. Weil nun das
fremde buͤrgerliche recht, nach errichtung des Kam-
mergerichtes, ganz Teutſchland gleichſam uͤber-
ſchwemmete; ſo wurden auch die gerichte in
Teutſchlande vilfaͤltig nach dem roͤmiſchen rechte
eingerichtet; anſtatt der landgerichte kamen nach
und nach die hofgerichte auf; wozu die regierun-
gen, und juſtiz-collegien traten. Alles diſes iſt
merenteils nach den zeiten des Max. I, und nach
der errichtung des Kammergerichtes geſchehen.

Allſo
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[12/0036] I haubtſt. von der wirklichkeit nicht minder haben die lande ſelbſt landrechte be- kommen, von welchen beiden in den Grupiſchen diſceptat. for. und beſonders in der obſ. 2 ſehr weit- laͤuftig gehandelt worden iſt. Hirzu koͤnnen noch kommen: die oberhoͤfe, fehm- cent- landge- richte ꝛc, und deren rechte, auch ausſpruͤche. Der dritte periodus hat die zeiten des Kaiſers Max. des 1ten zum gegenſtande, da die teutſche gerichtsver- faſſung durch das zu ſtand gebrachte Kammerge- richt groſſenteils in eine andere form gegoſſen, die teutſche gewonheiten, und rechte vilfaͤltig unter- druͤcket, und an deren ſtelle das roͤmiſche recht ein- gefuͤret, auch angenommen, und darnach geſpro- chen wurde; wobei man faſt die teutſche rechte verließ, und vergaß; bevorab, da die doctores ju- ris civilis alles nach dem roͤmiſchen rechte abzu- meſſen anfingen. Diſes hat den Teutſchen einen unſaͤglichen ſchaden verurſachet, welches ſie nicht eher recht eingeſehen haben, bis der Hermann Con- ring den juriſten die augen eroͤfnete. Dieſem folgete Engelbrecht, ſein diſcipul. Nach dieſem kam Schilter, Thomaſius, Beyer, und andere; wiewohl ſchon vorher der Philib. Bignonius de legibus abrogratis etc, der Ulr. Zaſius, imgleichen der Joh. Jmbert in inſtitut. for. viles auf das teutſche recht gehalten haben; allein man hat ſie mit ſchlechten augen angeſehen. Weil nun das fremde buͤrgerliche recht, nach errichtung des Kam- mergerichtes, ganz Teutſchland gleichſam uͤber- ſchwemmete; ſo wurden auch die gerichte in Teutſchlande vilfaͤltig nach dem roͤmiſchen rechte eingerichtet; anſtatt der landgerichte kamen nach und nach die hofgerichte auf; wozu die regierun- gen, und juſtiz-collegien traten. Alles diſes iſt merenteils nach den zeiten des Max. I, und nach der errichtung des Kammergerichtes geſchehen. Allſo

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/36>, abgerufen am 27.04.2024.