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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von den leibeigenen bauern.
mit keiner eigenschaft, dinsten, pflichten, schazun-
gen, noch einigen andern sachen verwandt seyn soll-
ten; so lange sie auf dem hofe bliben, und sonst
keine güter, welche nicht zu Stedebach gehöreten,
hätten, welche sie der landesherrschaft, als andere
verstehen, und verdinen müßten. Wofern sie
aber davon wider zihen würden, sollten sie wie vor,
allso auch nachher, landesherrschaftliche leibeigene
seyn. Heute zu tage haben wir, ausser der still-
schweigenden, und gesäzlichen, fast keine art der
freilassung mehr, als dijenige, welche durch freilaß-
oder loßbrife geschihet, Potgieser lib. IIII, cap. VI,
Boehmer de statu hom. prop. s. 16, Palm cap. 6
§ 2. Auf der insel Rügen soll ein leibeigener zur
vollkommenen freiheit gelangen, wenn er, an statt
seiner, drei andere tüchtige, und anständige perso-
nen seinem dinstherrn darstellet, aus welchen der
herr einen nach seinem beliben zu erwälen das recht
hat, Herm. Heinr. Engelbrecht delineatio status
Pomeran. Suet.
s. 152. Jmgleichen stehet in
Schwedisch-Pommern in des herrn willküre: ei-
nem von seinen bauern den hof, und acker zu ne-
men, und ein ackerwerk daraus zu machen. Jn
welchem falle aber der bauer mit aller lebendigen,
und todten haabe, auch der hoswere sich, wo er
hin will, begeben kan, und nebst seinen kindern die
freiheit erhält, Engelbrecht am a. o. s. 209. Es
werden aber entweder ganze gemeinden, oder nur
einzelne personen freigelassen, wie z. e. das dom-
capitel zu Meissen einige leibeigene 1286 frei gab,
fabricius in annal. vrbis Misn. s. 347, Bochmer
de imperfecta rust. libert. s. 28, Grupen in disc.
for.
s. 1027, von Senkenberg T. III sel. s. 618.
Wenn der vater die freiheit erhält, werden auch
seine kinder für frei gehalten, Joh. Tob. Richters
Marchionatus Lusatiae sup. ius singulare homines

pro-

von den leibeigenen bauern.
mit keiner eigenſchaft, dinſten, pflichten, ſchazun-
gen, noch einigen andern ſachen verwandt ſeyn ſoll-
ten; ſo lange ſie auf dem hofe bliben, und ſonſt
keine guͤter, welche nicht zu Stedebach gehoͤreten,
haͤtten, welche ſie der landesherrſchaft, als andere
verſtehen, und verdinen muͤßten. Wofern ſie
aber davon wider zihen wuͤrden, ſollten ſie wie vor,
allſo auch nachher, landesherrſchaftliche leibeigene
ſeyn. Heute zu tage haben wir, auſſer der ſtill-
ſchweigenden, und geſaͤzlichen, faſt keine art der
freilaſſung mehr, als dijenige, welche durch freilaß-
oder loßbrife geſchihet, Potgieſer lib. IIII, cap. VI,
Boehmer de ſtatu hom. prop. ſ. 16, Palm cap. 6
§ 2. Auf der inſel Ruͤgen ſoll ein leibeigener zur
vollkommenen freiheit gelangen, wenn er, an ſtatt
ſeiner, drei andere tuͤchtige, und anſtaͤndige perſo-
nen ſeinem dinſtherrn darſtellet, aus welchen der
herr einen nach ſeinem beliben zu erwaͤlen das recht
hat, Herm. Heinr. Engelbrecht delineatio ſtatus
Pomeran. Suet.
ſ. 152. Jmgleichen ſtehet in
Schwediſch-Pommern in des herrn willkuͤre: ei-
nem von ſeinen bauern den hof, und acker zu ne-
men, und ein ackerwerk daraus zu machen. Jn
welchem falle aber der bauer mit aller lebendigen,
und todten haabe, auch der hoſwere ſich, wo er
hin will, begeben kan, und nebſt ſeinen kindern die
freiheit erhaͤlt, Engelbrecht am a. o. ſ. 209. Es
werden aber entweder ganze gemeinden, oder nur
einzelne perſonen freigelaſſen, wie z. e. das dom-
capitel zu Meiſſen einige leibeigene 1286 frei gab,
fabricius in annal. vrbis Miſn. ſ. 347, Bochmer
de imperfecta ruſt. libert. ſ. 28, Grupen in diſc.
for.
ſ. 1027, von Senkenberg T. III ſel. ſ. 618.
Wenn der vater die freiheit erhaͤlt, werden auch
ſeine kinder fuͤr frei gehalten, Joh. Tob. Richters
Marchionatus Luſatiae ſup. ius ſingulare homines

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[331/0355] von den leibeigenen bauern. mit keiner eigenſchaft, dinſten, pflichten, ſchazun- gen, noch einigen andern ſachen verwandt ſeyn ſoll- ten; ſo lange ſie auf dem hofe bliben, und ſonſt keine guͤter, welche nicht zu Stedebach gehoͤreten, haͤtten, welche ſie der landesherrſchaft, als andere verſtehen, und verdinen muͤßten. Wofern ſie aber davon wider zihen wuͤrden, ſollten ſie wie vor, allſo auch nachher, landesherrſchaftliche leibeigene ſeyn. Heute zu tage haben wir, auſſer der ſtill- ſchweigenden, und geſaͤzlichen, faſt keine art der freilaſſung mehr, als dijenige, welche durch freilaß- oder loßbrife geſchihet, Potgieſer lib. IIII, cap. VI, Boehmer de ſtatu hom. prop. ſ. 16, Palm cap. 6 § 2. Auf der inſel Ruͤgen ſoll ein leibeigener zur vollkommenen freiheit gelangen, wenn er, an ſtatt ſeiner, drei andere tuͤchtige, und anſtaͤndige perſo- nen ſeinem dinſtherrn darſtellet, aus welchen der herr einen nach ſeinem beliben zu erwaͤlen das recht hat, Herm. Heinr. Engelbrecht delineatio ſtatus Pomeran. Suet. ſ. 152. Jmgleichen ſtehet in Schwediſch-Pommern in des herrn willkuͤre: ei- nem von ſeinen bauern den hof, und acker zu ne- men, und ein ackerwerk daraus zu machen. Jn welchem falle aber der bauer mit aller lebendigen, und todten haabe, auch der hoſwere ſich, wo er hin will, begeben kan, und nebſt ſeinen kindern die freiheit erhaͤlt, Engelbrecht am a. o. ſ. 209. Es werden aber entweder ganze gemeinden, oder nur einzelne perſonen freigelaſſen, wie z. e. das dom- capitel zu Meiſſen einige leibeigene 1286 frei gab, fabricius in annal. vrbis Miſn. ſ. 347, Bochmer de imperfecta ruſt. libert. ſ. 28, Grupen in diſc. for. ſ. 1027, von Senkenberg T. III ſel. ſ. 618. Wenn der vater die freiheit erhaͤlt, werden auch ſeine kinder fuͤr frei gehalten, Joh. Tob. Richters Marchionatus Luſatiae ſup. ius ſingulare homines pro-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/355>, abgerufen am 22.11.2024.