fen werden; noch haben wir daselbst bürger- oder gemeinds- nachbar- und so unterschidene Landes- auch orts-rechte, und statuten; noch finden wir allda regalien, wie in Teutschlande; noch lenket daselbst ein oberherr eines ieden unterthanes han- delungen zum besten des gemeinen wesens, noch handhabet ein menschlicher Regent allda den inne- ren, und äusseren friden, vermittels des gesäzlichen, und anderen zwanges, noch bestrafet er das böse, noch belonet ein oberherr das gute, wie in einem staate solches alles gefunden werden soll. Hirzu kommen noch die teutsche kriges- forst- jagt- salz- handels- wechsel- handwerks- ritter- bergwerks- geistliche, schiff- und see-lehn-rechte, das polizeiwe- sen, und vile andere dinge, auch rechte, welche ihren grund in den willen der gesäzgeber, bräuchen, sitten, herkommen haben. Der Teutsche ließ sich zu nichts so gern, als zu den krigesdinsten com- mandiren, da er die freiheit libete, und wild war. Wo also ein oberherr sich findet, da ist auch ein staat, und darin befinden sich unterthanen. Wenn dises richtig ist; so erwachsen hiraus verschidene rechte, nämlich das staats- und privat-recht. Beide gehen auch den oberherrn, gewisser massen, an. Denn, wofern diser einen kauf, tausch etc mit iemanden stiftet, ist er nach dem privat-rechte zu beurtheilen. Dieses privat-recht heisset um deß- willen allso, weil die freie bürgerliche handelungen darnach ermessen, und der unterthanen streitige händel entschiden werden.
§ 4
von den sit- ten, bräuchen, und gewon- heiten, auch deren eintei-
Die sitten sind eigentlich weder gesäze, noch rechte: allein sie können dennoch darzu anlaß ge- ben; gestalt dann die alte Teutsche mehrenteils ihre gesäze aus dem herkommen gemachet haben;
weil
I haubtſt. von der wirklichkeit
fen werden; noch haben wir daſelbſt buͤrger- oder gemeinds- nachbar- und ſo unterſchidene Landes- auch orts-rechte, und ſtatuten; noch finden wir allda regalien, wie in Teutſchlande; noch lenket daſelbſt ein oberherr eines ieden unterthanes han- delungen zum beſten des gemeinen weſens, noch handhabet ein menſchlicher Regent allda den inne- ren, und aͤuſſeren friden, vermittels des geſaͤzlichen, und anderen zwanges, noch beſtrafet er das boͤſe, noch belonet ein oberherr das gute, wie in einem ſtaate ſolches alles gefunden werden ſoll. Hirzu kommen noch die teutſche kriges- forſt- jagt- ſalz- handels- wechſel- handwerks- ritter- bergwerks- geiſtliche, ſchiff- und ſee-lehn-rechte, das polizeiwe- ſen, und vile andere dinge, auch rechte, welche ihren grund in den willen der geſaͤzgeber, braͤuchen, ſitten, herkommen haben. Der Teutſche ließ ſich zu nichts ſo gern, als zu den krigesdinſten com- mandiren, da er die freiheit libete, und wild war. Wo alſo ein oberherr ſich findet, da iſt auch ein ſtaat, und darin befinden ſich unterthanen. Wenn diſes richtig iſt; ſo erwachſen hiraus verſchidene rechte, naͤmlich das ſtaats- und privat-recht. Beide gehen auch den oberherrn, gewiſſer maſſen, an. Denn, wofern diſer einen kauf, tauſch ꝛc mit iemanden ſtiftet, iſt er nach dem privat-rechte zu beurtheilen. Dieſes privat-recht heiſſet um deß- willen allſo, weil die freie buͤrgerliche handelungen darnach ermeſſen, und der unterthanen ſtreitige haͤndel entſchiden werden.
§ 4
von den ſit- ten, braͤuchen, und gewon- heiten, auch deren eintei-
Die ſitten ſind eigentlich weder geſaͤze, noch rechte: allein ſie koͤnnen dennoch darzu anlaß ge- ben; geſtalt dann die alte Teutſche mehrenteils ihre geſaͤze aus dem herkommen gemachet haben;
weil
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0032"n="8"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I</hi> haubtſt. von der wirklichkeit</hi></fw><lb/>
fen werden; noch haben wir daſelbſt buͤrger- oder<lb/>
gemeinds- nachbar- und ſo unterſchidene Landes-<lb/>
auch orts-rechte, und ſtatuten; noch finden wir<lb/>
allda regalien, wie in Teutſchlande; noch lenket<lb/>
daſelbſt ein oberherr eines ieden unterthanes han-<lb/>
delungen zum beſten des gemeinen weſens, noch<lb/>
handhabet ein menſchlicher Regent allda den inne-<lb/>
ren, und aͤuſſeren friden, vermittels des geſaͤzlichen,<lb/>
und anderen zwanges, noch beſtrafet er das boͤſe,<lb/>
noch belonet ein oberherr das gute, wie in einem<lb/>ſtaate ſolches alles gefunden werden ſoll. Hirzu<lb/>
kommen noch die teutſche kriges- forſt- jagt- ſalz-<lb/>
handels- wechſel- handwerks- ritter- bergwerks-<lb/>
geiſtliche, ſchiff- und ſee-lehn-rechte, das polizeiwe-<lb/>ſen, und vile andere dinge, auch rechte, welche<lb/>
ihren grund in den willen der geſaͤzgeber, braͤuchen,<lb/>ſitten, herkommen haben. Der Teutſche ließ ſich<lb/>
zu nichts ſo gern, als zu den krigesdinſten com-<lb/>
mandiren, da er die freiheit libete, und wild war.<lb/>
Wo alſo ein oberherr ſich findet, da iſt auch ein<lb/>ſtaat, und darin befinden ſich unterthanen. Wenn<lb/>
diſes richtig iſt; ſo erwachſen hiraus verſchidene<lb/>
rechte, naͤmlich das ſtaats- und privat-recht. Beide<lb/>
gehen auch den oberherrn, gewiſſer maſſen, an.<lb/>
Denn, wofern diſer einen kauf, tauſch ꝛc mit<lb/>
iemanden ſtiftet, iſt er nach dem privat-rechte zu<lb/>
beurtheilen. Dieſes privat-recht heiſſet um deß-<lb/>
willen allſo, weil die freie buͤrgerliche handelungen<lb/>
darnach ermeſſen, und der unterthanen ſtreitige<lb/>
haͤndel entſchiden werden.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 4</head><lb/><noteplace="left">von den ſit-<lb/>
ten, braͤuchen,<lb/>
und gewon-<lb/>
heiten, auch<lb/>
deren eintei-</note><p>Die ſitten ſind eigentlich weder geſaͤze, noch<lb/>
rechte: allein ſie koͤnnen dennoch darzu anlaß ge-<lb/>
ben; geſtalt dann die alte Teutſche mehrenteils<lb/>
ihre geſaͤze aus dem herkommen gemachet haben;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">weil</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[8/0032]
I haubtſt. von der wirklichkeit
fen werden; noch haben wir daſelbſt buͤrger- oder
gemeinds- nachbar- und ſo unterſchidene Landes-
auch orts-rechte, und ſtatuten; noch finden wir
allda regalien, wie in Teutſchlande; noch lenket
daſelbſt ein oberherr eines ieden unterthanes han-
delungen zum beſten des gemeinen weſens, noch
handhabet ein menſchlicher Regent allda den inne-
ren, und aͤuſſeren friden, vermittels des geſaͤzlichen,
und anderen zwanges, noch beſtrafet er das boͤſe,
noch belonet ein oberherr das gute, wie in einem
ſtaate ſolches alles gefunden werden ſoll. Hirzu
kommen noch die teutſche kriges- forſt- jagt- ſalz-
handels- wechſel- handwerks- ritter- bergwerks-
geiſtliche, ſchiff- und ſee-lehn-rechte, das polizeiwe-
ſen, und vile andere dinge, auch rechte, welche
ihren grund in den willen der geſaͤzgeber, braͤuchen,
ſitten, herkommen haben. Der Teutſche ließ ſich
zu nichts ſo gern, als zu den krigesdinſten com-
mandiren, da er die freiheit libete, und wild war.
Wo alſo ein oberherr ſich findet, da iſt auch ein
ſtaat, und darin befinden ſich unterthanen. Wenn
diſes richtig iſt; ſo erwachſen hiraus verſchidene
rechte, naͤmlich das ſtaats- und privat-recht. Beide
gehen auch den oberherrn, gewiſſer maſſen, an.
Denn, wofern diſer einen kauf, tauſch ꝛc mit
iemanden ſtiftet, iſt er nach dem privat-rechte zu
beurtheilen. Dieſes privat-recht heiſſet um deß-
willen allſo, weil die freie buͤrgerliche handelungen
darnach ermeſſen, und der unterthanen ſtreitige
haͤndel entſchiden werden.
§ 4
Die ſitten ſind eigentlich weder geſaͤze, noch
rechte: allein ſie koͤnnen dennoch darzu anlaß ge-
ben; geſtalt dann die alte Teutſche mehrenteils
ihre geſaͤze aus dem herkommen gemachet haben;
weil
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/32>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.