Joh. Frid. Rhetiusde statuis Rolandinis, 1670, Gryphianderde Weichbild. Sax. cap. 71, n. 9 fg. s. 179 fg. Dijenige städte, welche die peinliche gerichtbarkeit haben, müssen die todes-urtel zur landesherrlichen bestätigung einsenden. Der her- zog Otto, in Pommern, berechtigte die stadt Stettin 1307: seine vasallen, wegen mordes, thät- lichkeiten, und solcher schulden halben, womit sie bürgern der stadt verhaftet wären; dafern sie der bezalung halber wegerten, für das stadtgericht zu urtel, und recht zu zihen; jedoch mit diser beschrän- kung: daß dise begnadigung der gerichtbarkeit hal- ber nur auf jene fälle gemeinet seyn, 2) wo je- mand aber den vasallen ein anlehn gereichet, be- vor er das bürgerrecht gehabt, sollte der schuldener allein vor des herzogs eigenen gerichten belanget werden, Schwarz am a. o. s. 264. Hiraus ist abzunemen: daß die vasallen unmittelbar unter den herzogen, und deren gerichten gestanden ha- ben. Die stadt Anclam hat, wie Stettin, ein gleiches privilegium 1312 erhalten, eb. s. 281.
§ 207
wie die bürger in die stadträh- te gekommen sind? von den hausgenossen und wechse- lern?
Ehedem bekleideten die von der ritterart, oder heutige adeliche, stadtaembter, bewarben sich um das bürgerrecht, traten auch in der städte sold (§ 201, § 203 -- 206). Nachdem aber in Teutschlande das römische recht bekannt; darnebst das zunftwesen in den städten eingefüret wurde; so wäneten die bürger: weil es nach römischem rechte heisse: senatus populus que Romanus etc, es müsse dises auch bei inen heissen: senatus populus que Francofurtensis etc. Aus disem falschen wane rebellireten vile bürger, und begereten: daß der populus bei inen, gleichwie bei den Römern, eben- falls etwas mit zu sagen haben müsse; welches
auch
XXXVI haubtſtuͤck,
Joh. Frid. Rhetiusde ſtatuis Rolandinis, 1670, Gryphianderde Weichbild. Sax. cap. 71, n. 9 fg. ſ. 179 fg. Dijenige ſtaͤdte, welche die peinliche gerichtbarkeit haben, muͤſſen die todes-urtel zur landesherrlichen beſtaͤtigung einſenden. Der her- zog Otto, in Pommern, berechtigte die ſtadt Stettin 1307: ſeine vaſallen, wegen mordes, thaͤt- lichkeiten, und ſolcher ſchulden halben, womit ſie buͤrgern der ſtadt verhaftet waͤren; dafern ſie der bezalung halber wegerten, fuͤr das ſtadtgericht zu urtel, und recht zu zihen; jedoch mit diſer beſchraͤn- kung: daß diſe begnadigung der gerichtbarkeit hal- ber nur auf jene faͤlle gemeinet ſeyn, 2) wo je- mand aber den vaſallen ein anlehn gereichet, be- vor er das buͤrgerrecht gehabt, ſollte der ſchuldener allein vor des herzogs eigenen gerichten belanget werden, Schwarz am a. o. ſ. 264. Hiraus iſt abzunemen: daß die vaſallen unmittelbar unter den herzogen, und deren gerichten geſtanden ha- ben. Die ſtadt Anclam hat, wie Stettin, ein gleiches privilegium 1312 erhalten, eb. ſ. 281.
§ 207
wie die buͤrger in die ſtadtraͤh- te gekommen ſind? von den hausgenoſſen und wechſe- lern?
Ehedem bekleideten die von der ritterart, oder heutige adeliche, ſtadtaembter, bewarben ſich um das buͤrgerrecht, traten auch in der ſtaͤdte ſold (§ 201, § 203 — 206). Nachdem aber in Teutſchlande das roͤmiſche recht bekannt; darnebſt das zunftweſen in den ſtaͤdten eingefuͤret wurde; ſo waͤneten die buͤrger: weil es nach roͤmiſchem rechte heiſſe: ſenatus populus que Romanus etc, es muͤſſe diſes auch bei inen heiſſen: ſenatus populus que Francofurtenſis etc. Aus diſem falſchen wane rebellireten vile buͤrger, und begereten: daß der populus bei inen, gleichwie bei den Roͤmern, eben- falls etwas mit zu ſagen haben muͤſſe; welches
auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0250"n="226"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XXXVI</hi> haubtſtuͤck,</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Joh. Frid. Rhetius</hi><hirendition="#aq">de ſtatuis Rolandinis,</hi> 1670,<lb/><hirendition="#fr">Gryphiander</hi><hirendition="#aq">de Weichbild. Sax. cap.</hi> 71, n. 9 fg.<lb/>ſ. 179 fg. Dijenige ſtaͤdte, welche die peinliche<lb/>
gerichtbarkeit haben, muͤſſen die todes-urtel zur<lb/>
landesherrlichen beſtaͤtigung einſenden. Der her-<lb/>
zog Otto, in Pommern, berechtigte die ſtadt<lb/>
Stettin 1307: ſeine vaſallen, wegen mordes, thaͤt-<lb/>
lichkeiten, und ſolcher ſchulden halben, womit ſie<lb/>
buͤrgern der ſtadt verhaftet waͤren; dafern ſie der<lb/>
bezalung halber wegerten, fuͤr das ſtadtgericht zu<lb/>
urtel, und recht zu zihen; jedoch mit diſer beſchraͤn-<lb/>
kung: daß diſe begnadigung der gerichtbarkeit hal-<lb/>
ber nur auf jene faͤlle gemeinet ſeyn, 2) wo je-<lb/>
mand aber den vaſallen ein anlehn gereichet, be-<lb/>
vor er das buͤrgerrecht gehabt, ſollte der ſchuldener<lb/>
allein vor des herzogs eigenen gerichten belanget<lb/>
werden, <hirendition="#fr">Schwarz</hi> am a. o. ſ. 264. Hiraus iſt<lb/>
abzunemen: daß die vaſallen unmittelbar unter<lb/>
den herzogen, und deren gerichten geſtanden ha-<lb/>
ben. Die ſtadt Anclam hat, wie Stettin, ein<lb/>
gleiches privilegium 1312 erhalten, eb. ſ. 281.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 207</head><lb/><noteplace="left">wie die buͤrger<lb/>
in die ſtadtraͤh-<lb/>
te gekommen<lb/>ſind? von den<lb/>
hausgenoſſen<lb/>
und wechſe-<lb/>
lern?</note><p>Ehedem bekleideten die von der ritterart, oder<lb/>
heutige adeliche, ſtadtaembter, bewarben ſich um<lb/>
das buͤrgerrecht, traten auch in der ſtaͤdte ſold<lb/>
(§ 201, § 203 — 206). Nachdem aber in<lb/>
Teutſchlande das roͤmiſche recht bekannt; darnebſt<lb/>
das zunftweſen in den ſtaͤdten eingefuͤret wurde;<lb/>ſo waͤneten die buͤrger: weil es nach roͤmiſchem<lb/>
rechte heiſſe: <hirendition="#aq">ſenatus populus que Romanus etc,</hi> es<lb/>
muͤſſe diſes auch bei inen heiſſen: <hirendition="#aq">ſenatus populus<lb/>
que Francofurtenſis etc.</hi> Aus diſem falſchen wane<lb/>
rebellireten vile buͤrger, und begereten: daß der<lb/>
populus bei inen, gleichwie bei den Roͤmern, eben-<lb/>
falls etwas mit zu ſagen haben muͤſſe; welches<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[226/0250]
XXXVI haubtſtuͤck,
Joh. Frid. Rhetius de ſtatuis Rolandinis, 1670,
Gryphiander de Weichbild. Sax. cap. 71, n. 9 fg.
ſ. 179 fg. Dijenige ſtaͤdte, welche die peinliche
gerichtbarkeit haben, muͤſſen die todes-urtel zur
landesherrlichen beſtaͤtigung einſenden. Der her-
zog Otto, in Pommern, berechtigte die ſtadt
Stettin 1307: ſeine vaſallen, wegen mordes, thaͤt-
lichkeiten, und ſolcher ſchulden halben, womit ſie
buͤrgern der ſtadt verhaftet waͤren; dafern ſie der
bezalung halber wegerten, fuͤr das ſtadtgericht zu
urtel, und recht zu zihen; jedoch mit diſer beſchraͤn-
kung: daß diſe begnadigung der gerichtbarkeit hal-
ber nur auf jene faͤlle gemeinet ſeyn, 2) wo je-
mand aber den vaſallen ein anlehn gereichet, be-
vor er das buͤrgerrecht gehabt, ſollte der ſchuldener
allein vor des herzogs eigenen gerichten belanget
werden, Schwarz am a. o. ſ. 264. Hiraus iſt
abzunemen: daß die vaſallen unmittelbar unter
den herzogen, und deren gerichten geſtanden ha-
ben. Die ſtadt Anclam hat, wie Stettin, ein
gleiches privilegium 1312 erhalten, eb. ſ. 281.
§ 207
Ehedem bekleideten die von der ritterart, oder
heutige adeliche, ſtadtaembter, bewarben ſich um
das buͤrgerrecht, traten auch in der ſtaͤdte ſold
(§ 201, § 203 — 206). Nachdem aber in
Teutſchlande das roͤmiſche recht bekannt; darnebſt
das zunftweſen in den ſtaͤdten eingefuͤret wurde;
ſo waͤneten die buͤrger: weil es nach roͤmiſchem
rechte heiſſe: ſenatus populus que Romanus etc, es
muͤſſe diſes auch bei inen heiſſen: ſenatus populus
que Francofurtenſis etc. Aus diſem falſchen wane
rebellireten vile buͤrger, und begereten: daß der
populus bei inen, gleichwie bei den Roͤmern, eben-
falls etwas mit zu ſagen haben muͤſſe; welches
auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/250>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.